Prostatakrebs durch HP-Viren möglich |
Im Gegenzug zur rosa Schleife für Brustkrebs steht das blaue Band für Prostatakrebs. / Foto: Getty Images/Kasakow Anatolij Pawlowitsch
Aus der Betrachtung von insgesamt 26 Studien zu HPV und Zusammenhängen mit Prostatakrebs ergab sich, dass die Hochrisiko-HPV-Typen 16 und 18, die die Mehrzahl der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verursachen, auch in Prostatageweben gefunden wurden. Dies berichten Forscher der australischen Universität New South Wales in der Online-Zeitschrift »Infectious Agents and Cancer«.
Dabei zeigten neuere Studien, dass 231 von 1071 Prostatakrebserkrankungen (21,6 Prozent) HPV-positiv waren, aber nur 74 der 1103 gutartigen Prostatakontrollen (6,7 Prozent) – die Viren wurden bei Prostatakrebs also etwa dreimal so oft gefunden. In Proben von gutartigen Prostatageweben, in denen die Hochrisiko-Typen gefunden worden waren, entwickelte sich bis zu zehn Jahre später zudem häufiger ein Prostatakrebs des gleichen HPV-Typs.
Die Autoren fanden zudem heraus, dass in Ländern, in denen die Sterberate durch Gebärmutterhalskrebs hoch war, ebenfalls viele Menschen an Prostatakrebs starben. Umgekehrt war in Ländern, in denen die Sterblichkeit durch Gebärmutterhalskrebs niedrig war, die durch Prostatakrebs ebenfalls niedrig. Studienleiter James Lawson: »Da HPV am häufigsten durch Sex übertragen wird, sprechen die Daten dafür, dass HPV-Infektionen eine Ursache sowohl für Prostatakrebs als auch Gebärmutterhalskrebs sind.«
Eine Infektion mit HPV gehört zu den am häufigsten sexuell übertragenen Krankheiten in Deutschland. Beinahe jeder hat in seinem Leben bereits einmal eine Infektion durchgemacht, meist unbemerkt. Denn in 90 Prozent der Fälle wird der Körper selbst mit den Viren fertig und die Krankheit heilt ohne Folgen aus.
Humane Papillomaviren verbreiten sich durch direkten Kontakt von Mensch zu Mensch. Sie dringen über Mikroverletzungen der Haut oder Schleimhaut ein und infizieren die Epithelzellen. Dabei schützt mitunter noch nicht mal der Gebrauch eines Kondoms vor einer Ansteckung beim Geschlechtsverkehr, denn allein sehr enger Körperkontakt reicht aus, damit die Viren einen anderen Menschen infizieren können. In seltenen Fällen geschieht die Ansteckung über eine Schmierinfektion. Außerdem kann es vorkommen, dass eine Mutter während der Geburt das Virus an das Neugeborene weitergibt – laut RKI ein seltener Übertragungsweg.
»Obwohl das HP-Virus nur einer von vielen Krankheitserregern ist, die bei Prostatakrebs identifiziert wurden, ist es der einzige infektiöse Erreger, gegen den wir impfen können«, erklärt Studienleiter James Lawson. Die Autoren halten deshalb eine Impfung gegen HPV-Infektionen auch für Männer für sinnvoll.
Die Viren sind laut Robert-Koch-Institut zudem zu einem gewissen Anteil auch an anderen Krebsarten bei Männern ursächlich beteiligt: Tumoren im Mund/Rachenraum (Oropharynx), am Anus und am Penis können durch HP-Viren verursacht werden. So sind etwa 600 Anal- und 250 Peniskarzinome sowie mindestens 750 Oropharynxkarzinome pro Jahr auf eine Infektion mit den Viren zurückzuführen.
Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum weist auf seiner Website darauf hin, dass HP-Viren auch unter Verdacht stehen, bei Patienten mit Krebs in Mund und Rachen beteiligt zu sein. Vor allem bei jüngeren Männern ließen sich einer im Fachblatt »Journal of Clinical Oncology« veröffentlichten US-amerikanischen Studie zufolge Papillomviren als mögliche Auslöser dafür finden.
Damit sich ein junger Mensch gar nicht erst mit HPV infiziert, gibt es einen Impfstoff, der vor dem ersten Sexualkontakt verabreicht werden sollte. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des RKI empfiehlt daher die Impfung gegen HPV für alle Jugendlichen daher im Alter von 9 bis 14 Jahren zwei Impfungen im Abstand von fünf Monaten erhalten. Sollte der Impfabstand von fünf Monaten unterschritten werden, ist für den vollständigen Schutz eine dritte Impfung notwendig.
Versäumte Impfungen sollten so früh wie möglich bis zum 17. Lebensjahr nachgeholt werden. Drei Impfungen sind auch dann notwendig, wenn der Jugendliche die erste Impfung im Alter von 15 Jahren oder älter bekommt.
Doch auch junge Erwachsene, die älter als 18 Jahre sind, können von einer Impfung profitieren. Hier entscheidet der Arzt je nach individueller Risikoeinschätzung. Die Kostenübernahme muss der Versicherte in diesem Fall mit der zuständigen Krankenversicherung klären. Hat sich bereits eine persistierende Infektion mit einem HP-Virus manifestiert, schützt die Impfung immer noch gegen die anderen im Impfstoff enthaltenen Virus-Typen.