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Neuronales Netzwerk

Reizung hilft bei Tics

Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat ein neuronales Netzwerk im Gehirn identifiziert, das für die Entstehung von Tic-Störungen verantwortlich ist. Eine Reizung dieses Netzwerks durch tiefe Hirnstimulation – bekannt als Hirnschrittmacher – führte bei Menschen mit Tourette-Syndrom zur Linderung der Symptome.
Annette Immel-Sehr
09.02.2022  12:00 Uhr

Tics sind meist kurze Bewegungen oder Laute, die in rascher Abfolge auftreten. Starkes Blinzeln oder Kopfschleudern beispielsweise zählen zu den motorischen, Räuspern oder Pfeifen zu den vokalen Tics. Eine der wohl bekanntesten Tic-Störungen ist das Tourette-Syndrom, bei dem vokale und motorische Tics gemeinsam auftreten. Bislang war nur bekannt, dass bestimmte Gehirnbereiche eine Rolle spielen, nicht jedoch, wie Tics ausgelöst werden.

Jetzt konnten die Berliner Forscher zeigen, dass die Ursache nicht in einer Hirnregion allein liegt, sondern in einem Netzwerk verschiedener Areale, die über das gesamte Gehirn verteilt sind. Die Forscher analysierten die Akten von Patienten mit Tourette-Syndrom, denen Hirnschrittmacher mit unterschiedlich platzierten Elektroden implantiert worden waren. »Menschen mit schweren Tic-Störungen profitieren offenbar am meisten, wenn die tiefe Hirnstimulation auf das Tic-Netzwerk abzielt«, sagt Privatdozent Dr. Christos Ganos, oberärztlicher Leiter der Ambulanz für Tic-Störungen. Die neuen Erkenntnisse sollen nun in die Behandlung einfließen.

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