Risikofaktoren für die Opioidabhängigkeit |
Raucher haben ein höheres Risiko, bei wiederholter Einnahme von transmukosalem Fentanyl eine Abhängigkeit zu entwickeln. / Foto: Getty Images/Khaosai Wongnatthakan / EyeEm
Dass transmukosal verabreichtes Fentanyl bei wiederholter Einnahme zur Abhängigkeit führen kann, ist bekannt. Transmukosal heißt, dass der Wirkstoff über die Schleimhäute in den Blutkreislauf gelangt. Das betrifft beispielsweise Nasensprays wie Instanyl®, Sublingualtabletten wie Abstral®, Lutschtabletten wie Actiq® oder Buccaltabletten wie Effentora®.
In einer aktuellen »Drug Safety Mail« macht die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) darauf aufmerksam, dass die Warnhinweise zur Opioidabhängigkeit für Fentanyl in transmukosaler Applikationsform aktualisiert wurden. Demnach haben bestimmte Personen ein höheres Risiko, eine Gebrauchsstörung zu entwickeln. Dazu zählen:
Laut AkdÄ könnte das Risiko außerdem erhöht sein, wenn Fentanyl »off label« angewendet wird, also außerhalb der zugelassenen Indikation. Entsprechende Hinweise lägen dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor. Daher warnt die AkdÄ: »Die Anwendung dieser Arzneimittel zur Behandlung akuter Schmerzen, die keine Durchbruchschmerzen sind, ist ebenso kontraindiziert wie die Behandlung von Patienten ohne Opioid-Basistherapie (erhöhtes Risiko einer Atemdepression).« Zugelassen ist Fentanyl zur transmukosalen Anwendung nur zur Behandlung von Durchbruchschmerzen bei erwachsenen Patienten, die wegen chronischer Tumorschmerzen bereits eine Basistherapie mit Opioiden erhalten haben.
Da die missbräuchliche oder absichtlich falsche Anwendung von Fentanyl schwerwiegende Folgen haben kann – von Überdosierung bis hin zum Tod –, ist es wichtig, die Patienten im Blick zu behalten. Anzeichen von Suchtverhalten kann beispielsweise die zu frühe Nachfrage nach Folgerezepten sein. Außerdem sollten gleichzeitig angewendete Opioide und psychoaktive Substanzen wie Benzodiazepine überprüft werden. In manchen Fällen kann es erforderlich sein, einen Suchtspezialisten hinzuzuziehen.
Nicht nur bei Fertigarzneimitteln, auch bei fentanylhaltigen Rezepturarzneimitteln müssten Patienten aufgeklärt und überwacht werden, betont die AkdÄ. Wichtig sei zudem, »weitere Sicherheitsaspekte zu beachten, die sich zum Beispiel aus nicht kindergesicherten Verpackungen ergeben.«
Das Opioid Fentanyl wirkt stark analgetisch, sedierend, angstlösend und antitussiv. Die analgetische Wirkung ist etwa 100-mal stärker als die von Morphin. Neben der Schmerztherapie wird Fentanyl auch in der Anästhesie als Sedativum verwendet. Bei einer Überdosierung ist schnelles Handeln gefragt, es handelt sich um einen Notfall. Anzeichen sind tiefe Sedierung, Störungen der Bewegungskoordination, Engstellung der Pupillen, Krämpfe und Atemdepression (Hauptsymptom). Die Wirkungen von Fentanyl lassen sich durch die Gabe von Opioidrezeptor-Antagonisten wie Naloxon aufheben.