Ruhe für Reizmagen und -darm |
Krankheit mit vielen Gesichtern: Eine ganze Reihe von Magen-Darm-Beschwerden kann auf ein Reizmagen- oder Reizdarmsyndrom hindeuten. / Foto: Getty Images/
dragana991
Wer häufig unter Schmerzen und Druck im Oberbauch, Sodbrennen, Aufstoßen, Völlegefühl oder Übelkeit leidet, dem vergeht im wahrsten Sinne des Wortes der Appetit. Bei manchen Betroffenen treten die Beschwerden beim oder nach dem Essen auf, bei anderen auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme. Bestehen die Symptome innerhalb eines halben Jahres für mehr als drei Monate und ist keine organische Ursache auffindbar, sprechen Mediziner von einer funktionellen Dyspepsie, besser bekannt als Reizmagen.
Das Reizmagensyndrom (RMS) gehört wie auch das Reizdarmsyndrom (RDS) zu den häufigsten Erkrankungen des Verdauungsapparats. Die beiden Krankheitsbilder treten oft gemeinsam und zudem gehäuft bei Frauen auf. Ursache könnte eine vermehrte Empfindlichkeit des Magen-Darm-Trakts sein, auch viszerale Hypersensitivität genannt. Reizmagen-Patienten nehmen nach dieser Theorie Vorgänge im Magen-Darm-Trakt intensiver wahr als gesunde Personen. Auch eine verminderte Beweglichkeit (Motilität) des Magens kann hinter einem RMS stecken.
Ein Spaziergang nach dem Essen entspannt und erleichtert die Verdauung. / Foto: Getty Images/Westend61/Philipp Nemenz
Ziel der Therapie ist, dass die Beschwerden nicht mehr die Lebensqualität beeinträchtigen, wie es bei vielen Betroffenen der Fall ist. Die wichtigste Basis dafür ist ein aufklärendes Gespräch. Dabei können PTA oder Apotheker den besorgten Patienten beruhigen: Hinter einem Reizmagen steckt in der Regel keine ernste organische Erkrankung, und die Chancen stehen gut, dass der Magen dauerhaft beruhigt werden kann. Bei akuten Beschwerden kann eine symptombezogene medikamentöse Therapie Linderung verschaffen. Aber die wichtigste Basis für eine langfristige Besserung ist die Änderung des Lebensstils.
Die Psyche spielt eine Rolle bei beiden Syndromen. Stress löst zwar nicht direkt ein RMS oder RDS aus, aber ein Zuviel der Stresshormone Cortisol und Adrenalin kann den Verlauf negativ beeinflussen. So kann sich etwa der Magen unter dem Einfluss der Hormone verkrampfen und zu viel Säure produzieren. Entspannung (etwa durch autogenes oder achtsamkeitsbasiertes Training) und Verhaltenstherapie sind also wichtige Säulen der Therapie. Sanfte Bewegung an der frischen Luft – auch nach den Mahlzeiten – hilft, die Verdauung zu erleichtern und Stress und Ärger abzubauen. Nach einem Verdauungsspaziergang fühlen sich die meisten auch wieder geistig fitter. Erschöpfung und Müdigkeit gehen häufig mit den Symptomen eines Reizmagens einher.