Schluss mit trockener Diabetiker-Haut |
Die richtige Pflege gibt trockener Haut wieder mehr Elastizität. / Foto: Adobe Stock/Kanea
Mindestens jeder zweite Diabetiker hat mit Hautproblemen als Folge seiner Erkrankung zu kämpfen. Laut Schätzungen der Deutschen Diabetischen Gesellschaft (DDG) zeigen zwischen 30 und 70 Prozent der Zuckerkranken dermatologische Symptome oder Erkrankungen. Die genauen physiologischen Zusammenhänge, wie sich eine Diabeteserkrankung auf die Haut wirkwirkt, sind vielfältig und bis dato noch nicht vollständig geklärt.
Erhöhte Blutzuckerspiegel lassen die Haut schneller altern, indem sich Zuckerstrukturen an die elastischen Kollagenfasern anlagern. Dadurch verklumpen diese, ihre dreidimensionale Struktur bricht zusammen. Die Haut verliert an Elastizität, Stabilität und Spannkraft, wirkt eingefallen und zeigt Fältchen.
Durch das verschobene Gleichgewicht an Stoffwechselprodukten im But von Diabetikern bilden sich Ablagerungen an den Gefäßwänden und verengen diese (Mikro- und Mankroangiopathien). Infolgedessen wird die Haut weniger durchblutet und nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt. Gleichzeitig sind die Schweiß -und Talgdrüsen weniger aktiv und die Haut kann Feuchtigkeit nicht mehr so gut binden. So erscheint die Haut von Diabetikern, die ihren Blutzucker nicht konstant in den Griff bekommen, oft fahl und schlecht durchblutet.
Gut zu wissen: Diabetiker können selbst etwas für ihre Hautgesundheit tun. Das zweimal tägliche Cremen mit geeigneten Pflegepräparaten hilft dem angegriffenen Hydrolipidmantel, sich zu regenerieren und das Risiko für Infektionen und Ekzeme zu minimieren. »Zur Pflege sollte man keine stark wasserhaltigen Öl-in-Wasser Emulsionen wählen. Besser geeignet sind Wasser-in-Öl-Emulsionen oder lamellare Systeme mit Lipiden, die auch natürlicherweise in der Haut vorkommen und dem Wiederaufbau der epidermalen Barriere dienen sollen«, sagt Apotheker Kresken. Als Lipidkomponente empfiehlt er Phospholipide, Ceramide oder Ceramid-Derivate, etwa aus Jojoba-, Weizenkeim- oder Traubenkernöl, »auf keinen Fall Talgdrüsenlipide«.
Auch Nachtkerzen- oder Borretschsamenöl hält er in der topischen Variante für sinnvoll. Anders sieht es mit deren systemischer Applikation aus. »Der Hype zu diesen Ölen ist vorüber. Vor mehr als zwanzig Jahren hat man die systemische Applikation dieser Öle empfohlen. Doch placebokontrollierte Doppelblindstudien sind enttäuschend geendet. Nichtsdestotrotz sind sie durchaus zur topischen Applikation als Bestandteil von Mitteln für die Pflege der trockenen Haut empfehlenswert.«
Die Wahl der richtigen Grundlage ist deshalb so wichtig, um den transepidermalen Wasserverlust im Rahmen zu halten. Dieser ist bei trockener Haut – und folglich auch bei vielen Diabetikern – erhöht und setzt der Hautbarriere zu. »Der normale transepidermale Wasserverlust liegt bei Menschen mit normaler Haut etwa bei einem halben bis dreiviertel Liter Wasser pro Tag bezogen auf die gesamte Körperoberfläche«, erklärt der Hautexperte das unbemerkte Schwitzen. »Wenn die epidermale Hautbarriere gestört ist, wenn Kälte und trockene Luft der Haut zusetzen oder bei großflächiger Anwendung einer ungeeigneten, stark wasserhaltigen Emulsion kann das schnell auf Werte bis über zwei Liter ansteigen. Das würde die Hautaustrocknung nur verstärken.«
Laut Kresken sollten die Hersteller dermokosmetischer Präparate deshalb durch Studien belegen können, dass der transepidermale Wasserverlust durch ihre Formulierung nicht gesteigert wird. Sein Rat: »Empfehlen Sie nur solche Formulierungen, zu denen die Hersteller Studien nicht nur durchgeführt, sondern auch veröffentlicht haben. Und nehmen Sie die Studie mal genauer unter die Lupe.«