Schmerzen einfach wegmeditieren? |
Bis heute ist die Achtsamkeitsmeditation eine beliebte Schmerztherapie. Man geht davon aus, dass gleich mehrere Mechanismen, die nicht auf dem Placebo-Effekt beruhen zur Schmerzlinderung beitragen. / Foto: Getty Images/Sara Monika
Für ihre Studie wiesen die Forschenden die Studienteilnehmer entweder einem Achtsamkeitsmeditations- oder einem Hörbuch-Programm von je vier Sitzungen zu und verglichen deren Schmerzwahrnehmung – ein Hitzereiz von 49 °C an der rechten Wade – und Gehirnaktivität. Das Ergebnis: Indem die Teilnehmer der Achtsamkeitsgruppe während des schmerzhaften Hitzereizes meditierten, verringerte sich die von ihnen empfundene Schmerzintensität um 32 Prozent. Zudem zeigten sich Veränderungen der Gehirnaktivität in Bereichen, die an der Selbstwahrnehmung und der Verarbeitung von Erfahrungen beteiligt sind. Je mehr diese Bereiche entkoppelt oder deaktiviert wurden, desto geringer war die Schmerzempfindung.
Achtsamkeitsmeditation scheint also die Kommunikation zwischen bestimmten Gehirnbereichen zu unterbrechen, die an der Schmerzempfindung beteiligt sind sowie das Selbstgefühl erzeugen. Schmerzsignale gelangten zwar nach wie vor zum Gehirn, doch die betroffene Person fühle sich dadurch nicht so sehr als »Eigentümer« der Schmerzen; das Selbst werde auf diese Weise quasi vom Schmerz ferngehalten.
»Einer der zentralen Grundsätze der Achtsamkeit ist, Gedanken und Empfindungen zu erleben, ohne das Ego oder Selbstgefühl daran zu binden. Jetzt sehen wir endlich, wie sich dies während der Erfahrung akuter Schmerzen im Gehirn auswirkt«, erklärt Professor Fadel Zeidan. Das Gute daran sei, dass man dafür nicht viel Erfahrung mit der Meditation haben müsse, sondern bereits wenige Sitzungen ausreichten, um diesen Effekt zu erzielen. Zeidan wertet dies als eine wichtige Erkenntnis für Millionen von Menschen, die nach einer schnell wirkenden und nicht-medikamentösen Schmerzbehandlung suchen.