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Fibromyalgie-Syndrom

Schmerzen im ganzen Körper

Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, Schlafstörungen, Erschöpfung – das Fibromyalgie-Syndrom hat viele Gesichter. Betroffen sind vor allem Frauen. Ebenso vielfältig wie die Symptome sind die Behandlungsformen.
Barbara Erbe
19.10.2021  12:30 Uhr

Schmerz- und Schlafmittel gehören in der Apotheke zu den Klassikern, PTA geben sie ständig ab. Klagen Betroffene aber über wiederkehrende Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, fühlen sich erschöpft und schlafen schlecht, und das über Monate oder gar Jahre, sollten PTA ihnen ans Herz legen, ärztlich klären zu lassen, ob ein Fibromyalgie-Syndrom dahinterstecken könnte, meint Professor Winfried Häuser, Facharzt für spezielle Schmerztherapie am Klinikum Saarbrücken. »Wir erleben häufig, dass Patienten mit wiederkehrenden Schmerzen viel zu lang in orthopädischer Behandlung sind und – ohne Erfolg – Cortisonspritzen oder Opioide erhalten, weil das Fibromyalgie-Syndrom selbst unter Ärzten nicht ausreichend präsent ist.«

Wörtlich bedeutet Fibromyalgie »Faser-Muskel-Schmerz«. Von diesem Schmerz sind in der Regel mindestens vier von fünf Körperbereichen betroffen: Rücken mit Brustkorb, rechter Arm, linker Arm, rechtes Bein oder linkes Bein. Die Schmerzen können anhalten, wiederkehren oder wandern. Sie verstärken sich oft bei Stress, Nässe, Kälte und längerem Sitzen oder Liegen. Über Schmerzen, Schlaflosigkeit und Erschöpfung hinaus können weitere Symptome dazukommen, zum Beispiel verspannte Muskeln an Brustbein, Kiefer oder im Gesicht, Herzrasen, Atem- oder Magen-Darm-Probleme, Konzentrationsprobleme sowie seelische Beschwerden wie Nervosität, innere Unruhe, Niedergeschlagenheit oder Angst.

Schmerzskizze zur Diagnose

Da all diese Symptome für sich genommen auch in anderen Zusammenhängen auftreten können, werde ein Fibromyalgie-Syndrom immer über eine Differenzialdiagnose festgestellt, erläutert Häuser, der auch der Deutschen Schmerzgesellschaft angehört, im Gespräch mit PTA-Forum. Es muss also ausgeschlossen werden, dass den Beschwerden andere Erkrankungen wie etwa Gelenkentzündungen oder Stoffwechselkrankheiten zugrunde liegen – durch eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls durch Bluttests. »Eine ganz wichtige Rolle spielt aber auch die sogenannte Schmerzskizze, in die die Patienten eintragen, an welchen Stellen der Schmerz auftritt.«

Auch wenn es sich anders anfühlt: Muskeln, Gelenke oder auch Organe nehmen durch die Krankheit keinen Schaden. Fibromyalgie ist eine Schmerzerkrankung und steht als solche seit 1994 auf der offiziellen Krankheitsliste der Weltgesundheitsorganisation WHO. Insgesamt erkranken von 100 Menschen durchschnittlich zwei an einem Fibromyalgie-Syndrom. Es wird bei Frauen sechs bis sieben Mal häufiger diagnostiziert als bei Männern.

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