Schmerzendes Knötchen am Auge |
Verena Schmidt |
11.08.2021 09:00 Uhr |
Ein Gerstenkorn kann schmerzhaft sein. In der Regel heilt es aber nach ein paar Tagen folgenlos ab. / Foto: Getty Images/Ruslan Dashinsky
Bei einem Gerstenkorn (medizinischer Fachbegriff: Hordeolum) handelt es sich um einen kleinen eitergefüllten Knoten am Augenlid. Er entsteht durch eine akute Entzündung einer Drüse, meist einer Meibom-Drüse auf dem Innenrand des Augenlids. Seltener sind Gerstenkörner an der Außenseite des Lids, bei denen die talgproduzierenden Zeis-Drüsen oder die Moll-Drüsen, die antimikrobielle Peptide bilden, betroffen sind. Das Entzündungsgeschehen geht beim Gerstenkorn immer auf Bakterien zurück. Meist sind die Verursacher Staphylokokken, die natürlicherweise Haut und Schleimhäute besiedeln, und zum Beispiel über die Hände in das Auge geraten.
Das betroffene Lid ist rot, geschwollen, druckempfindlich und schmerzt. Nach ein paar Tagen ist der Spuk meist wieder vorbei: Das Gerstenkorn platzt auf, der Eiter tritt aus und die Entzündung heilt ab. Zu Komplikationen, beispielsweise einer Bindehautentzündung, einer Entzündung der Augenhöhle oder einem Lidabszess, kommt es selten. Bilden sich Gerstenkörner häufiger, könnte das auf ein geschwächtes Immunsystem oder eine Grunderkrankung hinweisen.
Auch wenn es zeitweise verlockend erscheinen mag: Keinesfalls sollten Betroffene versuchen, das Gerstenkorn auszudrücken. Dann kann sich die Entzündung weiter ausbreiten und beispielsweise auch das andere Auge befallen. Betroffene sollten vielmehr auf eine gute Hygiene achten und sich regelmäßig die Hände waschen. Auch sollten in dieser Zeit Handtücher nicht mit anderen geteilt werden.
Um das Abheilen eines Gerstenkorns zu beschleunigen, eignen sich Wärmeanwendungen, etwa mit einer Rotlichtlampe (zweimal täglich zehn Minuten auf das geschlossene Auge) oder warmen Kompressen. Trockene Wärme ist hier zu bevorzugen, feuchtwarme Kompressen sind beim Gerstenkorn eher nicht geeignet. Denn die Feuchtigkeit kann die umliegende Haut aufweichen, sodass weitere Erreger leichter eindringen können.
Für die Selbstmedikation können PTA eine Salbe mit dem desinfizierenden Wirkstoff Bibrocathol (Posiformin®) empfehlen. Die Salbe wird drei- bis fünfmal täglich auf die betroffenen Lidstellen aufgetragen – am besten mit einem sauberen Wattestäbchen. Bei sehr schmerzhaften Gerstenkörnern kann der Augenarzt eine Salbe mit dem Antibiotikum Gentamicin verschreiben. Öffnet sich das Gerstenkorn nicht von selbst, kann der Arzt es unter örtlicher Betäubung öffnen.
Bei wiederkehrenden Gerstenkörnern sollten Betroffene eine spezielle Lidrandpflege etablieren. Diese soll die Poren öffnen und dazu beitragen, dass Eiter und Sekrete besser aus den Drüsen abfließen können. Hierzu eignen sich zum Beispiel spezielle Reinigungssuspensionen oder -gele (zum Beispiel Blephacura® oder Blephagel®). Sie werden auf möglichst fusselfreie Wattepads aufgetragen und dann über das geschlossene Auge gestrichen. Auch spezielle feuchte Kompressen zur Reinigung sind erhältlich (wie Blephaclean®). Augensalben mit Dexpanthenol können ebenfalls zur Pflege empfohlen werden.
Ein Hagelkorn (Chalazion) entsteht aus einer verstopften Meibom-Drüse am Lidrand. Es ist optisch leicht mit einem Gerstenkorn zu verwechseln, aber im Gegensatz zu diesem nicht schmerzhaft. Auch liegt hier keine Infektion mit Bakterien vor.
Ein Hagelkorn bildet sich von selbst zurück. Der Heilungsprozess lässt sich durch Wärme fördern: Leicht anzuwenden sind etwa Wärme-Gel-Masken (wie von Blephacura®), die in der Mikrowelle erwärmt werden können, oder selbsterwärmende Augenmasken (wie Posiforlid® Augenmaske). Durch die Wärmeanwendung wird das Sekret der Meibom-Drüsen weich und kann in Richtung Lidspalte ausgestrichen werden. Anschließend können die Lidränder mit einer speziellen Lösung oder Kompresse gereinigt werden. Menschen, die zu Hagelkörnern neigen, sollten eine solche Lidrandpflege täglich durchführen.