Schon beim Pflücken gefährlich |
Finger weg, nicht anfassen! So hübsch diese Staude auch aussehen mag, hat sie doch mörderisches Potenzial. / Foto: Adobe Stock/time_lady
Die ausdauernde, krautig Pflanze kann eine Höhe von bis zu 1,5 Meter erreichen und trägt dunkelgrüne, gestielte, handförmige Laubblätter. Die Pflanze bildet in dichten endständigen Trauben stehende, dunkelblaue bis dunkelviolette Blüten. Weil das äußere Blütenblatt Ähnlichkeit mit einem Ritterhelm hat, entstand der Name Eisen- oder Sturmhut.
Aconitum napellus, Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
Die Wildform ist eine geschützte Gebirgspflanze. In mehreren Zuchtformen hat der attraktive Eisenhut als Zierpflanze einen Platz in vielen Gärten gefunden – was aufgrund der Giftigkeit Hobbygärtnern mit Kindern jedoch nicht zu empfehlen ist. Der Blaue Eisenhut bevorzugt schattige Plätze und feuchte Böden, zum Beispiel an Gebirgsbächen.
Der Blaue Eisenhut ist als ganze Pflanze stark giftig, vor allem jedoch die Wurzeln und Samen. Das enthaltene Aconitin zählt zu den am stärksten wirksamen biogenen Giften. Beim Pflücken kann das Gift bereits durch die Haut eindringen und zu Taubheit an den Körperstellen führen, welche die Pflanze berührt haben. Auch Hautentzündungen und schwere Vergiftungen können auf diese Weise schon hervorgerufen werden.
Foto: PTA-Forum/Egermeier/Adobe Stock/MaskaRad
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Gelangt das Aconitin mit Pflanzenteilen in Mund und Magen, treten bereits innerhalb der ersten 10 bis 20 Minuten die ersten Vergiftungssymptome auf: Kribbeln und Ameisenlaufen (Paraesthesien) in Händen und Füßen, Lähmungen im Gesicht und ein unerträgliches Kältegefühl im gesamten Körper. Darauf folgen Gefühllosigkeit und Lähmungserscheinungen in Armen und Beinen, erschwerte Atmung, Schwindel, Ohrensausen, Gelb-Grün-Sehen, Erbrechen und Durchfall. Je nach Giftmenge tritt der Tod innerhalb von 30 Minuten bis 3 Stunden durch Atemlähmung oder Herzversagen ein. Besonders quälend sind die sehr starken Schmerzen bis zum Tod, während das Bewusstsein bis zuletzt erhalten bleibt.
Tödliche Vergiftungen können durch Verwechslungen mit Sellerie- und Meerettichwurzeln sowie durch Verwendung von Eisenhutblättern in Salat vorkommen.
Erheblich, sehr giftig! Schon 1,5 bis 5 Milligramm des Hauptgiftes, dem Alkaloid Aconitin, können einen Menschen töten. Bei den getrockneten Wurzelknollen liegt die letale Dosis bei 1 bis 2 Gramm.
Nerven- und Herzzellen besitzen spezielle Rezeptoren für das Alkaloid. Reagiert das Aconitin mit diesen Rezeptoren, werden die Nervenmembranen durchlässiger für Natrium-Ionen. Dadurch strömt mehr Natrium während des Aktionspotentials in die Nervenzelle ein und verlängert deren Erregungsphase. Aconitin wirkt somit zuerst stimulierend, später aber lähmend auf sensible und motorische Nervenendigungen sowie auf das Zentralnervensystem. Die Kontraktionskraft des Herzens erhöht sich zunächst durch den Natrium-Calcium-Austausch (positiv inotrope Wirkung), doch bald danach treten Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien) auf.
Bei einer Vergiftung mit dem Blauen Eisenhut ist immer ein sofortiger Transport ins Krankenhaus angezeigt.
Als Therapie wird die möglichst frühzeitige Giftentfernung empfohlen, entweder durch das Auslösen von Erbrechen oder eine Magenspülung, sowie das Verabreichen von Kohle und Laxans. Bei Herzrhythmusstörungen wird Magnesium gegeben und eine Schrittmacherstimulation eingeleitet. Es ist eine durchgehende intensivmedizinische Überwachung notwendig.
• Ruhe bewahren, den Betroffenen beruhigen.
• Pflanzenteile im Mund entfernen
• kein Erbrechen auslösen
• keine Milch zu trinken geben
• Gifte im Magen schluckweise durch Wasser, Tee oder Saft verdünnen
• bei Giftaufnahme über die Haut betroffene Hautpartien mit reichlich Wasser spülen (Handschuhe!)
• je nach Schweregrad Giftnotruf oder Notruf (112) wählen
• bei Bewusstlosigkeit stabile Seitenlage und Notarzt rufen
• Pflanzenteile sicherstellen
→ Verzeichnis der Giftinformationszentren in Deutschland
Die getrockneten und gepulverten Eisenhutwurzelknollen oder einen flüssigen Wurzelextrakt benutzten schon Giftmörder in der Römerzeit, die Handschuhe oder Hemden ihres Opfers mit dem Extrakt tränkten oder das Pulver auf dessen Kopfkissen streuten.
Auch im alten Griechenland blühte der Handel mit dieser Art von Giften. Dabei blühten schwerste Strafen, allein der Besitz des Blauen Eisenhuts wurde bereits mit dem Tode bestraft. Dennoch gab es zahlreiche Giftmischer in der Antike, meist Frauen, die unbehelligt blieben, weil einflussreiche Personen ihre Dienste in Anspruch nahmen und Gerichte Giftmorde nur selten aufklärten.
Kräuterfrauen verarbeiteten den Eisenhut im Mittelalter auch häufig in Hexensalben, die beispielsweise Flugfähigkeit verleihen sollten. Gebräuchliche Bestandteile waren hierbei auch Tollkirsche, Stechapfel, Bilsenkraut und Alraune. Eingerieben wirkten die Cremes durch die in den Pflanzen enthaltenen Alkaloide auf das Zentralnervensystem, verursachten angenehme Halluzinationen und versetzten sie in eine Welt aus Teufelskult, Hexenflug und Gestaltwandel.
In Deutschland gibt es acht Giftinformationszentren. Ein Verzeichnis der Giftinformationszentren in Deutschland finden Sie hier. Unter diesen Notrufnummern steht Ihnen Fachpersonal sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Bereiten Sie sich auf die folgenden Fragen vor:
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