Schon leichte Funktionsstörung wirkt auf das Herz |
Ein kleines Organ mit überaus wichtiger Funktion: Die Schilddrüse ist relevant für Stoffwechsel, Wachstum und Reifung des Körpers. Forscher entdeckten nun, dass bereits latente Störungen der Schilddrüse das Herz-Kreislauf-Risiko erhöhen. / Foto: Adobe Stock/Axel Kock
Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum (RUB) fanden heraus, dass eine latente Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse das Risiko für einen Herztod beeinflusst. Latent heißt, dass nur der Wert des Regelhormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) erniedrigt beziehungsweise erhöht ist, die Werte für die freien Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Levothyroxin) jedoch noch im Normalbereich liegen. Darüber hinaus stand die Konzentration des freien Schilddrüsenhormons T4 (FT4) ebenfalls mit der Wahrscheinlichkeit für einen Herztod und andere Herz-Kreislauf-Ereignisse in Zusammenhang. Die Auswertung umfasste 32 Studien mit 1,3 Millionen Teilnehmenden, die Studienergebnisse sind in der Fachzeitschrift »Frontiers in Cardiovascular Medicine« erschienen.
»Die Ergebnisse sprechen für ein mit der FT4-Konzentration kontinuierlich ansteigendes Herz-Kreislauf-Risiko, aber für einen komplexen U-förmigen Zusammenhang mit der Konzentration des Steuerhormons TSH«, erklärt Privatdozent Dr. Johannes Dietrich von der Medizinischen Klinik im St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum. Dieser Konstellation liegen wahrscheinlich zwei unterschiedliche Muster der schilddrüsenvermittelten Herzrhythmusstörung zugrunde. Bei einer Form (dyshomöostatischer Typ) liegt den Experten zufolge eine Erkrankung der Schilddrüse vor, die direkt zu einer hohen Schilddrüsenhormonkonzentration führt und darüber das Herz-Kreislauf-Risiko erhöht. Bei der anderen Form (allostatischer Typ) wird der Sollwert des Regelkreises zwischen Hirnanhangsdrüse und Schilddrüse durch genetische Faktoren, chronischen Stress und psychische Belastung erhöht, sodass Rhythmusstörungen über die indirekt erhöhte FT4-Konzentration begünstigt werden.
»Die Ergebnisse der Studie könnten einen Weg zu einer personalisierten Präventionsstrategie für kardiovaskuläre Erkrankungen weisen«, folgern die Wissenschaftler aus ihren Studienergebnissen. Zudem könne die Schilddrüsenfunktion bei einer bereits bekannten Herzrhythmusstörung künftig helfen, eine individuell optimierte medikamentöse Therapie auszuwählen.