Schützen die Impfstoffe auch gegen Corona-Varianten? |
Experten machen Mut: »Die vorhandenen Vakzinen schützen bislang alle vor schwerer Krankheit und Tod.« / Foto: Getty Images/Cravetiger
Der Fall sorgte für Aufsehen: Über ein Dutzend bereits geimpfte Senioren in einem niedersächsischen Pflegeheim werden positiv auf die britische Virusvariante B.1.1.7 getestet. Haben Mutationen des Virus die zugelassenen Corona-Impfstoffe also schon überholt? Experten geben etwas Entwarnung – und machen trotz neuer Virusvarianten Hoffnung.
»Noch sieht es recht gut aus. Der Fall in Niedersachsen sei »nicht besorgniserregend, sondern zeigt, dass die Impfung funktioniert«, sagt der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl. In dem Heim habe es zunächst keine schweren Verläufe gegeben. Und das zu verhindern sei die Aufgabe der Impfung.
»Die vorhandenen Vakzinen schützen bislang alle vor schwerer Krankheit und Tod«, sagt auch der Gießener Virologe Friedemann Weber. Zwar könne man nun annehmen, dass bei Mutationen der Impfschutz in Bezug auf die Symptomatik etwas sinke und es schwerere Verläufe geben könne. Aber: »Ein Stück weit schützt die Impfung immer.«
Noch helfen Impfstoffe also zumindest teilweise gegen aufkommende Varianten. Sollten sie künftig angepasst werden müssen, könnte das insbesondere bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech, Moderna oder perspektivisch auch Curevac schnell gehen. »Da muss man nur die Buchstabenreihenfolge im genetischen Bauplan ändern«, sagt Watzl. Er schätzt, dass eine Umstellung der Produktion in rund sechs Wochen machbar wäre. Das deckt sich mit den Angaben der Hersteller.
Etwa doppelt so lange könnte seiner Einschätzung nach der Prozess bei Vektorimpfstoffen wie etwa dem von Astra-Zeneca dauern. Nach Einschätzung von Watzl müsste man für den kompletten Prozess bis zur Anwendung grob vier bis sechs Monate veranschlagen. Astra-Zeneca kündigte jüngst eine neue Impfstoff-Generation für den Herbst an, die besser vor Varianten schützen soll.
Das hängt zum einen davon ab, wie schnell die Wirksamkeit des Impfstoffs nachlässt, wie Weber erklärt. Dazu fehlen noch langfristige Daten. Die andere Unbekannte ist, ob neue Varianten neue Impfstoffe erfordern. »Coronaviren sind im Vergleich zu anderen Viren behäbiger«, erklärt Weber. Solange sie jedoch in großer Zahl in Umlauf sind, ist auch die Wahrscheinlichkeit von Mutationen höher. Insgesamt könne er sich »durchaus vorstellen, dass man künftig jeden Herbst nachimpfen muss«. Immunologe Watzl schätzt, dass »erst nach mehreren Jahren« aufgefrischt werden muss. Einig sind sich die Experten jedoch in einem Punkt: Das Thema wird uns die kommenden Jahrzehnte begleiten.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.