Schwangerschaft |
Wassereinlagerungen, Übelkeit, Müdigkeit: Fast jede Frau bekommt früher oder später typische Schwangerschaftsbeschwerden, die die hormonelle Umstellung und der wachsende Babybauch mit sich bringen. Bei vielen können PTA und Apotheker mit Tipps und geeigneten Präparaten hilfreich zur Seite stehen.
Die werdende Mutter braucht eine ausgewogene Ernährung. Um die Calcium-Versorgung zu sichern, sollte viel Wert auf Milch und Milchprodukte gelegt werden. Zweimal pro Woche sollte nach Möglichkeit fetter Seefisch auf dem Speiseplan stehen. Obst und Gemüse, aber auch Fleisch liefern wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Der zusätzliche Bedarf an Kalorien ist gering: Im ersten Trimenon sind es 150 kcal, danach je nach körperlicher Aktivität 200 bis 350 kcal pro Tag. Also: Nicht für zwei essen!
Die Nationale Verzehrstudie II zeigte, dass viele Frauen mit einigen Mikronährstoffen deutlich unterversorgt sind. Damit das Kind keinen Schaden nimmt, ist eine gezielte Supplementation während der Schwangerschaft zu empfehlen. Dies betrifft vor allem die Versorgung mit Folsäure und Jod. Bei Jodmangel der Mutter besteht ein erhöhtes Risiko für eine Früh- oder Totgeburt sowie für irreversible mentale und motorische Entwicklungsstörungen des Kindes. Ein Folsäuremangel erhöht das Risiko für einen Neuralrohrdefekt und verschiedene Fehlbildungen beim Kind.
Derzeit wird für Schwangere eine tägliche Einnahme von 100 µg Jod empfohlen. Aus Sicherheitsgründen sollte aber zuvor geklärt werden, ob die Schwangere schon andere jodhaltige Supplemente einnimmt oder sich besonders jodreich ernährt. In diesem Fall sollte keine Jod-Supplementation durchgeführt werden. Schwangere mit Schilddrüsenerkrankungen sollten vor einer Supplementierung Rücksprache mit ihrem Arzt halten.
Frauen, die schwanger werden wollen oder nicht konsequent verhüten, sollten täglich 400 µg Folsäure zur Prophylaxe eines Neuralrohrdefektes einnehmen. Diese Supplementierung sollte spätestens vier Wochen vor der Schwangerschaft beginnen und bis zum Ende des ersten Trimenons beibehalten werden. Viele Gynäkologen halten die offiziell empfohlene Dosis von 400 µg Folsäure für zu niedrig und raten zu 800 µg. Frauen, die bereits mit einem Kind schwanger waren, das einen Neuralrohrdefekt hatte, sollten über den gleichen Zeitraum täglich 4 mg Folsäure einnehmen.
Folsäure wird im Körper in seine physiologische Wirkform 5,6,7,8-Tetrahydrofolat umgewandelt. Diese Umwandlung ist bei manchen Menschen durch genetisch bedingte Enzym-Veränderungen begrenzt. Die aufgenommene Folsäure kann dann nicht optimal in ihre Wirkform überführt werden, was im Falle einer Schwangerschaft mit einem erhöhten Risiko für einen Neuralrohrdefekt einhergeht. Ob bei einer Frau eine solche Genvariante vorliegt, ist in der Regel nicht bekannt. Wer ganz sichergehen möchte, sollte deshalb direkt den aktiven Metaboliten (Metafolin®) zuführen.
Frauen, die während der Schwangerschaft supplementieren wollen, weil sie ihre Ernährung nicht für ausgewogen halten, sollten Apotheker und PTA Präparate empfehlen, die außer Folsäure und Jod zumindest DHA und Calcium enthalten. Eine ausreichende Versorgung mit DHA (Docosahexaensäure) fördert die Entwicklung von Gehirn und Sehkraft. Bei zwei Mahlzeiten mit fettem Seefisch pro Woche gilt die ausreichende Versorgung mit DHA als gesichert. Wem dies nicht schmeckt, kann auf Supplemente zurückgreifen, die 200 mg DHA pro Tag zuführen.
In der Schwangerschaft besteht durch die Zunahme des Blutvolumens für die Placenta und den Fetus ein zusätzlicher Eisenbedarf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Schwangere eine tägliche Eisen-Zufuhr von 30 mg. Die wichtigste Eisenquelle ist Fleisch, weil es zum einen relativ viel Eisen enthält und zum anderen das in Fleisch enthaltene Häm-Eisen besonders gut resorbiert wird. Die Resorption kann noch gesteigert werden durch den gleichzeitigen Verzehr Vitamin-C-haltiger Getränke. Besonders gefährdet für einen Eisenmangel sind Veganerinnen. Eine Eisenmangelanämie erhöht das Frühgeburtsrisiko und kann zu einem niedrigen Geburtsgewicht führen. Zudem sinkt die körperliche Belastbarkeit der Schwangeren erheblich. Eine Eisensupplementation sollte jedoch nicht per Selbstmedikation, sondern nur nach individueller ärztlicher Diagnose erfolgen.
Viele Schwangere haben im ersten Trimenon mit Übelkeitsattacken zu kämpfen (Nausea und Emesis gravidarum). Meist bessern sich die Beschwerden nach der zwölften Schwangerschaftswoche. Bei etwa 20 Prozent der Schwangeren persistiert die Symptomatik allerdings bis zum Ende der Schwangerschaft, bei 1 bis 3 Prozent sind die Beschwerden sehr stark. An der Pathogenese sind wahrscheinlich verschiedene hormonelle und psychische Faktoren beteiligt. Offenbar steht die Übelkeit häufig in Zusammenhang mit einer Schwangerschaftshyperthyreose. Bei andauernden Beschwerden sollte daher die Schilddrüsenfunktion getestet werden.
In der Apotheke kann bei Nausea und Emesis gravidarum Vitamin B6 (3 × 10 mg tgl.) empfohlen werden. Der Nutzen des Vitamins ist in Studien nachgewiesen. Des Weiteren können Ingwer-Kapseln die Symptomatik mildern.