Schwerhörigkeit kann Demenz und Depressionen auslösen |
Auch wenn die Gewöhnung an ein Hörgerät ein langwieriger, aber notwendiger Prozess ist: Um Depressionen oder gar eine Demenz zu vermeiden, sollte eine Hörhilfe auch getragen werden. / Foto: Getty Images/PeopleImages
Das ist fatal, denn es geht um mehr als gutes Hören. Neben Hypertonie, Übergewicht, übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum und körperlicher Inaktivität zählt Schwerhörigkeit zu den größten Risikofaktoren der Entstehung einer Demenzerkrankung, betont der Bundesverband der Hörsysteme-Industrie anlässlich des heutigen, gemeinsam mit der Weltgesundheitsorganisation WHO veranstalteten »Welttags des Hörens«.
Laut einer aktuellen Studie der »Lancet Kommission für Demenzprävention« könnte der Ausgleich des Hörverlustes durch zeitgemäße Hörsysteme, die kleinen digitalen Hochleistungscomputern im Ohr gleichen, bis zu 40 Prozent aller Demenzerkrankungen verhindern oder zumindest verzögern.
Da eine Schwerhörigkeit ab dem mittleren Lebensalter oft schleichend und über lange Zeit unbemerkt einsetzt, sei es empfehlenswert, ab dem 50. Lebensjahr durch regelmäßige Hörtests und gegebenenfalls frühzeitige Hörgeräteversorgung Demenzvorsorge zu betreiben.
Durch die rechtzeitige Kompensation des oft altersbedingten Hörverlustes mittels moderner Hörtechnik lasse sich die kognitive Leistungsfähigkeit erhalten beziehungsweise regenerieren und somit das individuelle Demenzrisiko deutlich senken. Jede Art von Schwerhörigkeit sollte daher umgehend vom HNO-Arzt oder Hörakustiker begutachtet werden. Je länger die Diagnose und Therapie aufgeschoben werden, desto größer seien die Risiken.
Viel zu wenig bekannt sei auch der Zusammenhang zwischen Depressionen und Schwerhörigkeit. US-amerikanischen Studien gemäß seien 11,4 Prozent der Erwachsenen mit schwerem Hörverlust depressiv, während bei Menschen mit einem gesunden Gehör nur 5,9 Prozent betroffen sind.
Eine französische Langzeitstudie fand heraus, dass insbesondere schwerhörige Männer ein um 43 Prozent höheres Risiko verzeichnen, an einer Depression zu erkranken, sofern sie ihre Hörminderung nicht durch Hörgeräte ausgleichen. Die Gefahr der Entstehung einer Depression ist auch hier umso größer, je stärker der Hörverlust ist.
Ob jung oder alt: Die Konsequenzen einer Schwerhörigkeit betreffen fast alle Lebensbereiche. Gespräche werden anstrengend und zusehends vermieden, Besprechungen, Telefonate, Streaming und TV werden zur täglichen Herausforderung, die sich kaum noch bewältigen lässt. Dieses sei Ursache oft auch von Kopfschmerzen, Schlafproblemen oder Verspannungen im Nacken.