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Beratung in der Apotheke

So helfen Sie sehbehinderten Menschen

Im Jahr 2019 waren insgesamt circa.72 000 Patienten aufgrund einer Blindheit oder des Verlustes beider Augen als schwerbehindert anerkannt, und die Tendenz in der Gesamtbevölkerung ist steigend. Damit sich auch diese Kunden gut beraten fühlen, braucht es besonderes Fingerspitzengefühl.
Tatiana Dikta
18.02.2021  12:00 Uhr

Viele sehbehinderte Menschen sind älter und erblinden aufgrund einer Primärerkrankung wie zum Beispiel Diabetes, grauem oder grünem Star, Makuladegeneration, Netzhautablösung, Morbus Crohn, Tumoren oder Retinins pigmentosa. Nicht immer verlieren die Betroffenen komplett ihr Augenlicht, dennoch sind sie im Alltag sehr eingeschränkt und auf Unterstützung und Barrierefreiheit angewiesen. Blinde, die seit der Geburt oder frühen Kindheit nicht sehen können, sind häufig hervorragend integriert und können ihrem Alltag, ihrer Ausbildung, ihrem Studium und später dem Beruf selbstständig nachgehen. Trotz der Erblindung absolvieren viele Blinde ein akademisches Studium an einer »normalen« Universität und sind sehr erfolgreich in ihrem Beruf.

In der Apotheke treffen wir allerdings häufig ältere und multimorbide Patienten, deren Sehkraft sich zunehmend verschlechtert, was den Alltag auch immer schwieriger macht und auch die Psyche sehr belastet. Häufig können die Personen keine Punkteschrift (Braille) lesen und sind über die vielfältigen technischen Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, nicht informiert. Für die Apothekenmitarbeiter ist es deshalb gut zu wissen, welche Möglichkeiten es für Blinde und Sehbehinderte gibt.

Anderes Empfinden

»Kann ich es Ihnen zeigen?« »Auf Wiedersehen, man sieht sich?« »Sollen wir uns das gemeinsam anschauen?« Auch im Umgang mit einem blinden oder sehbehinderten Menschen müssen Sie diese Sätze nicht zwangsläufig vermeiden. Es ist nicht Ungewöhnlich, dass ein blinder Mensch zu Ihnen sagt »Das habe ich noch nie gesehen, können Sie mir das zeigen?«. Blinde Menschen verbinden diese Begriffe nicht unbedingt mit Augenlicht oder mit der Sehkraft, sondern mit einer Begegnung, einem Ertasten eines Gegenstandes oder einer Beschreibung der Situation. Dennoch sind besonders bei älteren sehbehinderten Menschen auch diese Ausdrücke mit Vorsicht zu verwenden. Ältere neu erblindete und multimorbide Patienten leiden unter dieser neuen Situation häufig besonders, denn nicht nur die Sehkraft, sondern auch die generell nachlassende Mobilität, andere Erkrankungen und auch nicht selten Schwerhörigkeit machen das Älterwerden sehr schwer.

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