So klappt es mit der Rezeptur |
Per Eigenherstellung in der Apotheke lässt sich gegen die Engpässe bei Paracetamol- und Ibuprofen-Säften angehen. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Vor der Eigenfertigung in der Apotheke muss das Apothekenteam – etwa über das Warenwirtschaftssystem – nachweisen, dass die betreffenden Fertigarzneimittel nicht zu beschaffen sind. »Die angespannte Liefersituation und die Dringlichkeit sind zu dokumentieren«, betonte Potschadel bei einem Pharma4u-Seminar. Beim »Nachbau« am Markt befindlicher Produkte seien rechtliche Aspekte (Stichwort Patentrechtsverletzung) zu berücksichtigen. Die Herstellung von Zubereitungen in gleicher Wirkstoffstärke wie am Markt verfügbarer Ware sei nur in Form einer Notfallversorgung erlaubt.
Die Darreichungsform einer oralen Suspension biete zwar den Vorteil der besseren Akzeptanz vonseiten der Eltern, weil diese die Säfte aus dem Fertigarzneimittelbereich kennen. Sie bringe aber bei der Herstellung auch einige Hürden mit sich. Dabei sind die Geschmacksproblematik sowie das Caking laut der Fachapothekerin für klinische Pharmazie die wesentlichen Herausforderungen. So bedingen das laut NRF-Vorschrift in die Suspensionsgrundlage einzuarbeitende Wasser und das Süßungsmittel eine Konservierung. »Das Süßungsmittel ist aber für die Geschmackskorrektur unabdingbar.« Reicht das nicht aus – wie es vor allem bei den Paracetamol-Rezepturen der Fall sein dürfte –, könne man sich mit Flüssigaromen wie Erdbeeraroma behelfen (Zusatz von 0,1 bis 0,5 Prozent). Bei Himbeersirup erinnerte Potschadel an die Veränderung der Dichte und die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf die Dosierung.
Der zweite Pferdefuß der Rezeptur: die Agglomerationsneigung, besser bekannt als »Caking«. Deshalb heiße es sowohl bei der Herstellung und (Defektur-)Lagerung: »Schütteln, schütteln, schütteln. Defekturen sind gerade bei Paracetamol-Ansätzen aufgrund des hohen Pulveranteils regelmäßig einmal täglich aufzuschütteln.« Nur so könnte das Caking verhindert werden. Das setze auch die richtige Wahl der Gefäßgröße voraus. Potschadels Tipp: einen 100-ml-Ansatz in ein 200-ml-Gefäß abfüllen, um ausreichend Platz fürs Aufschütteln zu haben. In der Beratung ist das einmal tägliche Aufschütteln auch den Eltern für zu Hause mit auf den Weg zu geben. Potschadel verwies auf die neue FAQ-Seite des DAC/NRF zu Lieferengpässen.