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Gesicht und Körper

So pflegt Mann sich

Rasierwasser war gestern. Heute sind Anti-Müdigkeitsmasken, hautstraffende Feuchtigkeitscremes und Power-Duschgele für den Mann angesagt. Die Kosmetikindustrie hat längst den Mann als Pflegeliebhaber entdeckt und verzeichnet Jahr für Jahr steigende Umsatzzahlen. Doch was braucht der Mann wirklich?
Elke Wolf
19.03.2019  14:54 Uhr

Fast alle Kosmetikhersteller bieten spezielle Pflegeserien für Männer an, zu erkennen an dem Wort »Men« oder »Hommes« hinter dem Markennamen oder der meist in Dunkelblau oder Schwarz gehaltenen Verpackung. Die Aufmachung ist also genau auf die Zielgruppe abgestimmt, für die Grundlage und die Inhaltsstoffe trifft das nicht unbedingt zu. Apothekenexklusive Serien bieten jedoch Beratungssicherheit, da sie meist enthalten, was männlichen Bedürfnissen entspricht.

Die Haut des Mannes unterscheidet sich in einigen Faktoren vom weiblichen Pedant. Entscheidend für die Kosmetik sind der Bartwuchs und die Unterschiede im Bereich der Hautoberfläche. Männerhaut hat eine um 15 Prozent dickere Epidermis, besitzt mehr kollagene Fasern und größere Talgdrüsen. Das macht sie auch widerstandsfähiger als die weibliche. Durch die an­drogengesteuerte höhere Talgdrüsenaktivität neigen Männer eher zu fetten Hautzuständen mit grobporiger Haut. In der Jugend kommt es vermehrt zu Akne-Pusteln. Trockene-fettarme Haut gibt es bei ihnen eher selten. Zeichen von Hautalterung treten später auf als bei Frauen, Falten zeigen sich dann aber markanter und tiefer.

Feuchtigkeit ins Gesicht

Zubereitungen für die Gesichtspflege von Männern sollten ob ihres eher fettigen Zustands vor allem Feuchtigkeit spenden. Präparate, die für Frauenhaut konzipiert sind, können für Männerhaut oft zu reichhaltig sein. Hier haben also unterschiedliche Tiegel im Badezimmer durchaus ihre Berechtigung. Deshalb sind für die männliche Haut leichte O/W-Emulsionen oder fettfreie Gele zu empfehlen, die Hyaluronsäure, α-Hydroxysäuren oder Milchsäure enthalten. Sie ziehen leicht ein und hinterlassen keinen Fettglanz auf der Haut. Wichtig: Präparate für die Gesichtspflege des Herrn sollten für den Tag auch UV-Filter enthalten. Das vermeintlich starke Geschlecht gehört nämlich in Sachen Sonnenschutz zu den Muffeln und lässt ihn lieber – wie Umfragen immer wieder zeigen – ganz weg. Eine entsprechende Tagescreme liefert den UV-Schutz dann inklusive und ist das beste Mittel gegen vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs.

Wenn die Haut mit zunehmendem Alter doch zu Trockenheit neigt, bietet sich eine Zubereitung mit höherem Fettanteil an. Neben Feuchthaltefaktoren und Antioxidanzien enthalten sie meist beruhigende und desinfizierende Zusätze, um der Pflege nach der Rasur Rechnung zu tragen. Immer beliebter werden auch beim männlichen Geschlecht Anti-Aging-Präparate, etwa mit Retinol, Peptiden oder Ceramiden. Tipp: Da deren Grundlagen meist etwas Lipid-lastiger daherkommen, bieten sie sich gut als Nachtpflege an. Was Lippen- oder Handpflege betrifft, benötigen Sie und Er keine unterschiedlichen Präparate.

Männer schwitzen stärker als Frauen. Sie haben mehr Schweißdrüsen, die auch noch schneller aktiv werden und mehr Schweiß pro Drüse absondern. Deshalb sollten PTA und Apotheker Männern Antitranspiranzien anstatt Deodoranzien empfehlen. Erstere wirken auf die Ausführungsgänge der apokrinen und ekkrinen Scheißdrüsen, die Deos kümmern sich nur um den Duft unter den Achseln. Tipp: Antitranspiranzien eignen sich auch bei Schweißfüßen, zu denen Männer leicht neigen.

Vor der Pflege steht die Reinigung. Hierzu bieten sich milde Reinigungsgele, Waschlotionen und saure Syndets für die eher fette männliche Haut an. Die Präparate sind morgens und abends zu verwenden und gründlich mit lauwarmem Wasser abzuspülen. Das bereitet die Haut auf die Rasur vor.

Konkurrenz für Aftershaves

Die tägliche Rasur bedeutet Stress für die Hautbarriere. Denn es werden nicht nur Barthaare entfernt, sondern auch die obersten Hornzellschichten. Um die Haut zu schonen, sind Rasierwasser und Aftershaves echte Klassiker. Doch mittlerweile haben sie Konkurrenz von anderen Darreichungsformen wie Schäume, Gelen und Balsamen bekommen, die die Haut sowohl auf die Trocken- als auch die Nassrasur vorbereiten.

Sogenannte Pre-Shave-Präparate in Form von Gelen und Lotionen dienen der Vorbereitung auf eine Elektrorasur. Durch ihren hohen Alkoholgehalt entfernen sie den Feuchtigkeits- und Fettfilm auf der Haut, der sonst das Gleiten des Elektrorasierers bremst. Zudem sollen sie die Haare aufrichten können, damit sie vom Rasierer leichter erfasst werden können.

Für die Nassrasur empfiehlt es sich, die Barthaare zuvor durch Rasierseifen-, cremes, -schäume oder -gele zu erweichen, sodass die Klinge gut gleiten kann. Erstere müssen erst mit einem Rasierpinsel in etwas Wasser aufgeschäumt werden, bevor sie auf Wangen, Kinn und Hals aufgetragen werden können. Alle anderen Darreichungsformen sind bereits wasserhaltig und können direkt aufgelegt werden. Die Präparate enthalten mehr oder weniger hohe Anteile an Kaliumseifen, wie Kaliumstearat, die für die geschmeidige Konsistenz verantwortlich sind, aber die Haut austrocknen. Zusätzlich enthaltene Feuchthaltemittel und Rückfetter sollen dem entgegenwirken.

Pflege dringend benötigt

Nach der Rasur braucht die Haut dringend Pflege. Wie diese aussehen sollte, hängt vom Hautzustand ab. Bei fetter Haut sind alkoholische Lösungen geeignet, bei trockener Haut Balsame oder Emulsionen. Klassische Aftershaves sind Lotionen, früher als Rasierwässer bezeichnet, aber auch Balsame, Gele oder Schäume sind zu bekommen. Durch ihren hohen Alkoholgehalt, der bis zu 60 Prozent betragen kann, wirken sie desinfizierend und beugen Entzündungen vor. Zudem erfrischen sie die Haut mit kühlenden Wirkstoffen wie Menthol und sollen durch geeignete Zusätze die strapazierte Haut beruhigen. Häufig kommen dafür Rückfetter, beruhigend wirkende und adstringierende Substanzen, wie Hamamelis, Panthenol oder Bisabolol, zum Einsatz. Organische Säuren verschieben den durch die Rasierseifen ins Alkalische verschobenen pH-Wert wieder ins Saure. Vorsicht: Manche Aftershave-Balsame enthalten für ein frischeres Aussehen Selbstbräuner.

Ein Ärgernis vieler Männer: die Rasurfollikulitis, besser bekannt als Rasurbrand. Ursache der Eiterpusteln und Entzündungen im Bereich der Barthaare sind meist Bakterien, die durch schlecht gereinigte Rasierapparate oder -klingen eingeschleppt werden. Daher sind Elektrogeräte täglich zu reinigen, bei der Klingenrasur sind Einmalklingen zu verwenden. Tipp: vorbeugend einmal wöchentlich ein Peeling durchführen, das löst Verhornungen und legt eingewachsene Barthaare frei.

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