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Ruhe bewahren

So reagiert man auf respektlose Kunden

Aufgebrachte, respektlose Kunden und persönliche Angriffe hat wahrscheinlich schon jeder Apotheken-Mitarbeiter erlebt. Wie gelingt es, in solchen Fällen ruhig zu bleiben und die Situation souverän zu klären?
Britta Odenthal
31.05.2022  09:00 Uhr
So reagiert man auf respektlose Kunden

Respektlos verhält sich, wer anderen Menschen abfällig und geringschätzend begegnet. Als respektlos wird oft auch erlebt, wenn unterschiedliche Werte aufeinandertreffen. Wie genau das aussehen kann, darüber diskutiert Kommunikationstrainerin Britta Odenthal in dem Webinar »Umgang mit kniffligen Situationen am Telefon und in der Offizin« des Bundesverbands der PTA (BVpta) mit teilnehmenden PTA, PKA und Apothekern. Speziell bezogen auf das berufliche Umfeld der Apotheke nennen die Teilnehmer als respektloses Verhalten besonders oft das sofortige Pöbeln bei Reklamationen und persönliche Angriffe und Beleidigungen. In einem der Webinare wurden dazu zwei konkrete Beispiele aus der Praxis besprochen.

Beispiel 1: Ein Kunde betritt die Apotheke und pöbelt sofort los: »Ein Saftladen ist das hier!« Die PTA entgegnet: »Was erlauben Sie sich? Wenn Sie nicht… dann aber…“ Das ist sicher eine Reaktion, die ungeübten und temperamentvollen Menschen als erstes in den Sinn kommt. In der Apotheke ist diese Reaktion jedoch nicht förderlich.

Souveränität kann man trainieren

Wird ein Verhalten oder eine Aussage als respektlos bewertet, dann stellt sich der Körper auf Angriff ein. Er schüttet Adrenalin aus, die Pupillen verengen sich, man beginnt, leicht zu schwitzen und die Muskeln spannen sich an. Das Gehirnareal, das für Souveränität und gute Antworten zuständig ist, geht allerdings offline. Die gute Nachricht ist jedoch: Souveränes Verhalten lässt sich trainieren.

Jetzt heißt es erst einmal durchatmen und mit Gegenfragen kontern, denn ehrlich gemeinte Fragen hemmen die Adrenalinausschüttung bei Ihnen und Ihrem Gegenüber. Fragen Sie also: »Was genau hat Sie so aufgebracht?« Der Kunde brüllt weiter: »Alles Schnarchnasen hier«. Er ist richtig unter Druck, die »Schnarchnase« als persönlichen Angriff kann man erst einmal überhören und weiter versuchen, herauszufinden, warum er so aufgebracht ist. Sie: »Was genau ist Ihrer Meinung nach schiefgelaufen?« Jetzt muss er nachdenken und sich erst einmal sammeln. Kunde: »Hier klappt aber auch gar nichts.« »Doch, durchaus, aber bei Ihnen höre ich, ist etwas falsch gelaufen. Was genau ist passiert?« Da Sie nicht auf sein aufgebrachtes Verhalten anspringen, wird er Ihnen wahrscheinlich bald erklären, was los ist. Und Sie können die Situation klären. Wenn Sie Ruhe bewahren, können Sie die Regeln bestimmen und das Gespräch weiter führen. Souveränität verschafft immer Achtung.

Bleiben Sie souverän, weisen Sie den Kunden nicht zurecht, sondern treten ihm mit freundlicher, zugewandter Haltung gegenüber. Ihre Mission: Sie möchten den Fall einfach sachlich aufdecken. Oft geht es sogar so aus, dass der Kunde sich am Ende für sein Verhalten entschuldigt. Sie haben ihn die ganze Zeit ernst genommen, haben sich aber von seiner schlechten Laune nicht anstecken oder aus Ihrer Mitte bringen lassen, das ist entscheidend.

Es hat ja im Grunde nichts mit Ihnen zu tun, selbst wenn sich herausstellt, dass Sie einen Fehler gemacht haben. Es ist die Eigenschaft dieses Kunden, so aggressiv und aufgebracht zu reagieren. Beschwerden kann man auch in Ruhe klären. Wenn Sie ruhig bleiben, zeigen Sie aber, dass das Anliegen des Kunden ernst genommen und beachtet wird. Denn kaum jemand, der so aufgebracht ist, wird es oft erlebt haben, dass er ernst genommen wird, deshalb ist er ja von Anfang an so laut und aggressiv.

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