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Leitliniengerecht

So wird Rosazea behandelt

Seit kurzem ist das Upgrade der S2k-Leitlinie »Rosazea« da. Im gleichen Zuge haben die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) und der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) eine Kurzpräsentation – eine sogenannte Leitlinienimplementierungshilfe – auf den Weg gebracht. Ein Blick auf die aktuellen Therapieempfehlungen.
Christiane Berg
18.02.2022  12:00 Uhr

Rosazea als chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die meist das Gesicht und hier vor allem Wangen und Nase, mitunter auch Stirn und Kinn betrifft, ist laut Leitlinie vor allem bei Erwachsenen des mittleren Lebensalters mit hellem Hauttyp zu beobachten. Zur Epidemiologie existieren kaum belastbare Daten. Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2016 habe eine Prävalenz von circa 12 Prozent ergeben. Eine okuläre, also die Augen betreffende Rosazea werde in etwa 50 Prozent der Rosazea-Patienten beobachtet.

Pathophysiologisch spielen bei der Rosazea sowohl genetische Faktoren als auch Umwelteinflüsse eine Rolle. Als wichtige Trigger werden auch Barrierefunktionsstörungen der Oberhaut (Epidermis) unter Beteiligung von Enzymen (Proteasen), antimikrobiellen Peptiden (AMP) und pH-Wert-Änderungen sowie Demodex-Milben oder das Small-Intestinal-Bacterial-Overgrowth(SIBO)-Syndrom diskutiert. Nicht zuletzt wird die Veränderung von bestimmten, in Zellen befindlichen Inflammasomen als Ursache vermutet, da hierdurch Entzündungsprozesse forciert werden. Inflammasome sind Multiproteinkomplexe des angeborenen Immunsystems.

So wie die genauen Pathomechanismen sind auch die genauen Wirkmechanismen der eingesetzten Arzneimittel weitgehend unbekannt. Das als Antibiotikum bekannte Metronidazol soll Stoffwechselwege hemmen, die die für Rosazea typischen Schäden des dermalen Elastins und Collagens zur Folge haben. Es wirkt wahrscheinlich nicht nur antiinflammatorisch, immunsupprimierend und antioxidativ, sondern auch antiparasitär.

Die auch bei Akne eingesetzte Azelainsäure soll unter anderem über falsch konstruierte Cathelicidin-Signalwege einen positiven Einfluss auf die Rosazea nehmen. Cathelicidine sind antimikrobielle Peptide, die vom Körper selbst gebildet werden. Das ebenfalls in der Akne-Therapie eingesetzte Isotretinoin scheint gleichermaßen Cathelicidine zu hemmen.

Das Insektizid Ivermectin scheint die bei Rosazea-Patienten oftmals erhöhte Dichte von Demodex-Milben und so auch kutane Inflammationen zu vermindern. Dem Betablocker Carvedilol werden wie Brimonidin und Oxymetazolin gefäßverengende Wirkungen zugeschrieben. Mit Blick auf niedrigdosiertes Doxycyclin scheint weniger die antibiotische, als vielmehr die antiinflammatorische Wirkung eine Rolle zu spielen.

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