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Krebsgefahr

Sonnencreme vom Vorjahr besser wegwerfen

Sonnencremes haben nicht umsonst ein Verfallsdatum. Während sie richtig angewendet zuverlässig vor UV-Strahlung schützt, können alte Produkte mehr schaden als nutzen: Mit der Zeit zerfällt der oft in Sonnencremes enthaltene UV-Filter Octocrylen in den krebserregenden Stoff Benzophenon. Das haben französische Wissenschaftler der Universität Sorbonne nun festgestellt und ihre Ergebnisse im Fachjournal »Chemical Research in Toxicology« veröffentlicht.
PZ/Aponet
30.03.2021  12:30 Uhr

Demnach sollten Sonnenschutz-Präparate mit dem chemischen UV-Filter Octocrylen nicht länger als eine Saison genutzt werden. In der Studie bestimmten die Forscher die Menge an Octocrylen und Benzophenon in neun Sonnenschutzpräparaten aus der EU sowie acht aus den USA. Alle Präparate wiesen denselben Lichtschutzfaktor (LSF 50) auf und wurden direkt nach dem Kauf sowie nach einem sechswöchigen Alterungsprozess geprüft.

Bis auf eines enthielten alle der untersuchten Sonnenschutzprodukte den chemischen UV-Filter Octocrylen. Diese 16 Octocrylen-haltigen Produkte enthielten zudem bereits direkt nach dem Kauf durchschnittlich 39 mg/kg Benzophenon, das aus dem Herstellungsprozess des UV-Filters stammt – eine Benzophenon-Konzentrationen, die in der Kosmetikindustrie als vernachlässigbar angesehen wird, wie die Universität Sorbonne in einer Pressemitteilung schreibt. Diese Konzentration sei nach etwa sechs Wochen auf durchschnittlich 75 mg/kg angestiegen. Lediglich das Octocrylen-freie Sonnenschutzprodukt enthielt zu keinem Zeitpunkt Benzophenon.

Aus ihren Studienergebissen folgern die Wissenschaftler, dass Octocrylen in Kosmetika sicherheitshalber verboten werden sollte. Zudem ist nicht nur Benzophenon gesundheitsschädlich, sondern auch Octocrylen selbst: Beide Stoffe stehen im Verdacht, krebserregend zu sein und die Fruchtbarkeit zu mindern. Daneben stören sie den körpereigenen Hormonhaushalt. Beide Substanzen werden über die Haut absorbiert. Octocrylen schädigt darüber hinaus Korallen.

Bereits 2012 wurde Octocrylen von Frankreich im Rahmen der REACH-Verordnung untersucht, einer europäischen Verordnung zum Schutz vor Gesundheitsrisiken durch Chemikalien. Im Mai 2019 forderte zudem die Europäische Kommission eine Neubewertung des UV-Filters, der derzeit immer noch zum Einsatz kommen darf.

Übrigens: Sonnencreme, bei denen das Verfallsdatum überschritten ist, sollten auch deshalb nicht mehr verwendet werden, weil die Schutzwirkung nach einiger Zeit nachlässt. Dabei spielt es keine Rolle, welche UV-Filter verwendet werden. Ob in einem Sonnenschutz Octocrylene enthalten sind, lässt sich über die Liste der Inhaltsstoffe auf der Rückseite des Produkts herausfinden. 

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