Sonnenschutz selbst in die Hand nehmen |
Besonders die Haut von Kindern und Jugendlichen gilt es laut Breitbart zu schützen. Zwar ist sie genauso dick wie die eines Erwachsenen, dafür aber anders strukturiert: Die Oberhaut (Epidermis) ist extrem dünn. Die Papillen der Unterhaut reichen weit in die Oberhaut hinein. Ein Teil der sich nur selten teilenden epidermalen Stammzellen, die sich in der untersten Schicht der Epidermis (Basalzellschicht) befinden, liegt dadurch dichter unter der Hautoberfläche als in der Erwachsenenhaut und ist der schädigenden UV-Strahlung stärker ausgesetzt.
Die Strahlen können die Stammzellen dabei zerstören oder je nach Häufigkeit und Intensität derart schädigen, dass sie irgendwann nicht mehr repariert werden und im Laufe der Zeit zu Hautkrebszellen mutieren können. Dazu muss nicht erst ein Sonnenbrand vorliegen, also eine Rotfärbung der Haut als Ausdruck einer Entzündungsreaktion nach einem massiven UV-Schaden. Unter dem Strich addieren sich die UV-Strahlungsschäden ab der Kindheit und können im Erwachsenenalter zu Hautkrebs führen.
Seit den 1970er-Jahren steigt die Anzahl der Hautkrebsneuerkrankungen, was vor allem am veränderten Freizeitverhalten liegen dürfte. Das »Sonnengrillen am Strand von Rimini« war da seit geraumer Zeit richtig in. Dabei ist die gestiegene Lebenserwartung bereits herausgerechnet. Hautkrebs tritt im Schnitt bei Menschen mit hellem Hauttyp häufiger auf als bei Menschen mit dunklerem. Derzeit trifft es statistisch gesehen etwa jeden Vierten bis zum Alter von 75 Jahren, Tendenz steigend. Die jährlichen Neuerkrankungen liegen laut aktuellen Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland bei mehr als 270.000 Menschen.
Der häufigste Hautkrebs mit etwa rund 143.000 Neu-Erkrankten pro Jahr ist das Basalzellkarzinom, das so gut wie nie metastasiert, gefolgt vom Plattenepithelkarzinom mit knapp 92.000 Neu-Betroffenen, das ab einer bestimmten Größe metastasieren kann. Das Risiko, an einer dieser sogenannten nicht melanozytären Hautkrebsarten (»weißer« oder »heller« Hautkrebs) zu erkranken, steigt mit der lebenslang erworbenen UV-Dosis, egal ob von der Sonne, aus dem Solarium oder einer anderen künstlichen UV-Quelle. Vor allem Ältere sind davon betroffen.
Das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs, ist der bösartigste Hautkrebs, weil er schon in einem frühen Stadium metastasiert. Der höchste Risikofaktor ist hier die Anzahl der nach der Geburt erworbenen Pigmentmale. Menschen mit mehr als hundert von diesen haben ein um das Siebenfache erhöhtes Risiko. Sonnenbrände als Kind oder Jugendlicher erhöhen es um das Zwei- bis Dreifache.
Der schwarze Hautkrebs tritt mit knapp 21.200 Neuerkrankungen im Jahr am seltensten auf. Jedoch ist er für den größten Teil der jährlichen hautkrebsbedingten Todesfälle verantwortlich (2.835 schwarzer, 929 heller Hautkrebs, Stand 2017). Früherkennung ist deshalb wichtig – und damit die Selbstbeobachtung. Zudem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Hautkrebsscreening, das der Haut- oder Hausarzt alle zwei Jahre bei Patienten ab 35 Jahren durchführt. Denn früh erkannt ist Hautkrebs fast immer heilbar.
Kinderhaut ist besonders strahlungsempfindlich: Deshalb geht es im Sommer nur abgeschirmt und eingecremt ins Plantschbecken. / Foto: Getty Images/FluxFactory