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Hautkrebsmonat Mai

Sonnenschutz selbst in die Hand nehmen

Vorbeugung durch Sonnenschutz und regelmäßige Selbstkontrolle der Haut kombiniert mit der Hautkrebsfrüherkennungsuntersuchung sind die Eckpfeiler der aktuellen Euromelanom-Kampagne für ein hautkrebsfreies Leben. Der Monat Mai steht nun ganz im Zeichen der Achtsamkeit für die Haut.
Judith Schmitz
24.04.2020  14:00 Uhr

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD) hat den Mai zum bundesweiten »Hautkrebsmonat« ausgerufen. Damit steht 2020 erstmals ein gesamter Monat im Zeichen der Hautkrebsvorsorge und -früherkennung. Unter dem Motto »Sonnenschutz ist keine Glückssache« sensibilisieren die Hautärzte bundes- und europaweit Jung und Alt für das Thema Hautkrebs. Dr. Ralph von Kiedrowski BVDD-Vorstandsmitglied, erläutert die Kampagne in einer Presseinformation: »Es geht nicht um die Ausprägung einer Phobie, sondern um einen ausgewogenen Umgang mit der Sonne. Wir empfehlen UV-Schutz durch Sonnencreme und UV-dichte Kleidung im Kindes- und Jugendalter bis hin zum beruflichen Alltag sowie die regelmäßige Selbstkontrolle der Haut und die Hautkrebsfrüherkennungs-Untersuchung.« Jeder kann in jedem Alter aktiv etwas tun, um der Entstehung von Hautkrebs vorzubeugen.

»Eine gesunde Bräune gibt es nicht«, sagt Professor Dr. Eckhard Breitbart im Gespräch mit PTA-Forum. Er ist emeritierter Professor für Dermatologie, Initiator des Hautkrebsscreenings in der gesetzlichen Krankenversicherung und derzeit jeweils erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention (ADP) und der Selbsthilfeorganisation Hautkrebs-Netzwerk Deutschland (HKND). Die gebräunte Haut sei vielmehr eine begrenzte Abwehrreaktion des Körpers, Schäden durch die verstärkte Bildung und Einlagerung von Pigmenten zu minimieren. »In dem Moment, in dem wir uns der Sonne aussetzen, verursachen die UV-Strahlen in jeder getroffenen Zelle sofort DNA-Mutationen und nicht erst, wie man früher dachte, wenn die Haut gerötet ist und man offensichtlich einen Sonnenbrand hat«, informiert der Experte.

Bereits nach Ablauf von 30 Prozent der Zeit unter UV-Exposition, die verstreicht, bis wir einen Sonnenbrand fühlen, sind bereits die Voraussetzungen für einen Sonnenbrand geschaffen. Selbst fehlen uns Rezeptoren für die UV-Strahlen. Wir nehmen sie nur über die Wärme wahr. Für viele Kinder sei die Wärme allerdings ein Alarmzeichen, betont Breitbart. Würde man sie frei entscheiden lassen, bei strahlendem Sonnenschein am wolkenlosen Himmel, dem sogenannten »schönen Wetter«, lieber in der Sonne, im Schatten oder gar drinnen spielen zu können, würden sie automatisch letztere beiden Varianten bevorzugen. Das habe zumindest eine frühere Studie in Schweden ergeben, so der Experte.

Haut vergisst nichts

Besonders die Haut von Kindern und Jugendlichen gilt es laut Breitbart zu schützen. Zwar ist sie genauso dick wie die eines Erwachsenen, dafür aber anders strukturiert: Die Oberhaut (Epidermis) ist extrem dünn. Die Papillen der Unterhaut reichen weit in die Oberhaut hinein. Ein Teil der sich nur selten teilenden epidermalen Stammzellen, die sich in der untersten Schicht der Epidermis (Basalzellschicht) befinden, liegt dadurch dichter unter der Hautoberfläche als in der Erwachsenenhaut und ist der schädigenden UV-Strahlung stärker ausgesetzt.

Die Strahlen können die Stammzellen dabei zerstören oder je nach Häufigkeit und Intensität derart schädigen, dass sie irgendwann nicht mehr repariert werden und im Laufe der Zeit zu Hautkrebszellen mutieren können. Dazu muss nicht erst ein Sonnenbrand vorliegen, also eine Rotfärbung der Haut als Ausdruck einer Entzündungsreaktion nach einem massiven UV-Schaden. Unter dem Strich addieren sich die UV-Strahlungsschäden ab der Kindheit und können im Erwachsenenalter zu Hautkrebs führen.

Seit den 1970er-Jahren steigt die Anzahl der Hautkrebsneuerkrankungen, was vor allem am veränderten Freizeitverhalten liegen dürfte. Das »Sonnengrillen am Strand von Rimini« war da seit geraumer Zeit richtig in. Dabei ist die gestiegene Lebenserwartung bereits herausgerechnet. Hautkrebs tritt im Schnitt bei Menschen mit hellem Hauttyp häufiger auf als bei Menschen mit dunklerem. Derzeit trifft es statistisch gesehen etwa jeden Vierten bis zum Alter von 75 Jahren, Tendenz steigend. Die jährlichen Neuerkrankungen liegen laut aktuellen Hochrechnungen des Krebsregisters Schleswig-Holstein und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland bei mehr als 270.000 Menschen.

Der schwarze Tod

Der häufigste Hautkrebs mit etwa rund 143.000 Neu-Erkrankten pro Jahr ist das Basalzellkarzinom, das so gut wie nie metastasiert, gefolgt vom Plattenepithelkarzinom mit knapp 92.000 Neu-Betroffenen, das ab einer bestimmten Größe metastasieren kann. Das Risiko, an einer dieser sogenannten nicht melanozytären Hautkrebsarten (»weißer« oder »heller« Hautkrebs) zu erkranken, steigt mit der lebenslang erworbenen UV-Dosis, egal ob von der Sonne, aus dem Solarium oder einer anderen künstlichen UV-Quelle. Vor allem Ältere sind davon betroffen.

Das maligne Melanom, der schwarze Hautkrebs, ist der bösartigste Hautkrebs, weil er schon in einem frühen Stadium metastasiert. Der höchste Risikofaktor ist hier die Anzahl der nach der Geburt erworbenen Pigmentmale. Menschen mit mehr als hundert von diesen haben ein um das Siebenfache erhöhtes Risiko. Sonnenbrände als Kind oder Jugendlicher erhöhen es um das Zwei- bis Dreifache.

Der schwarze Hautkrebs tritt mit knapp 21.200 Neuerkrankungen im Jahr am seltensten auf. Jedoch ist er für den größten Teil der jährlichen hautkrebsbedingten Todesfälle verantwortlich (2.835 schwarzer, 929 heller Hautkrebs, Stand 2017). Früherkennung ist deshalb wichtig – und damit die Selbstbeobachtung. Zudem übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für ein Hautkrebsscreening, das der Haut- oder Hausarzt alle zwei Jahre bei Patienten ab 35 Jahren durchführt. Denn früh erkannt ist Hautkrebs fast immer heilbar.

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