Sportpause einhalten! |
Auch wenn es für Sportler wirklich hart ist: Nach der Infektion müssen sie ihrem Herzen zuliebe eine ganze Weile kürzer treten. / Foto: Adobe Stock/weixx
Wer krank ist, sollte auf Sport verzichten. Das ist den meisten Menschen bekannt und bei körperlicher Schwäche fällt es auch nicht allzu schwer, Ruhe zu halten. Sobald die Infektion aber überstanden ist, wollen leidenschaftliche (Hobby-)Sportler auch wieder trainieren. Nach COVID-19, selbst nach leichten Verläufen, kann das möglicherweise gefährlich werden.
Das liegt an den Besonderheiten von SARS-CoV-2. Die Viren können Entzündungen in den Gefäßen aller Organe auslösen, auch das Herz gehört zu den potenziell betroffenen Strukturen. Wenn Entzündungen abheilen, können fibrotische Veränderungen zurückbleiben. Dabei wird funktionelles Gewebe durch Bindegewebe ersetzt. Dafür müssen die Patienten noch nicht einmal schwer erkrankt sein, wie Untersuchungen aus Frankfurt im Juli 2020 zeigten. »Wir haben an Magnetresonanz-Aufnahmen der Herzen auch von wenig symptomatischen Patienten zumindest teilweise Myokardschäden feststellen können«, berichtet Professor Eike Nagel, Direktor des Instituts für Experimentelle und Translationale Kardiovaskuläre Bildgebung am Universitätsklinikum Frankfurt, im Gespräch mit PTA-Forum. Er und sein Team untersuchten über 100 Freiwillige mit einer überstandenen COVID-19-Erkrankung und berichteten die Ergebnisse im JAMA Cardiology. Die Aufnahmen mit kardialer Magnetresonanztomographie (MRT) hatten die Forscher gut zwei Monate nach dem positiven Corona-Test angefertigt.
78 der von Nagel und seinem Team untersuchten Probanden zeigten im MRT-Bild Merkmale, die für eine Herzbeteiligung sprechen können. Bei ihnen waren kardiale Veränderungen erkennbar, bei 60 Prozent stellten die Wissenschaftler sogar eine aktive Myokardentzündung fest. 71 Prozent wiesen einen erhöhten Troponinwert auf, ein Marker für Herzschädigungen. Zwei Drittel der ehemaligen COVID-19-Patienten waren nur leicht bis moderat symptomatisch gewesen, 18 sogar völlig symptomfrei. Nur ein Drittel musste im Krankenhaus behandelt werden (DOI: 10.1001/jamacardio.2020.3557).
Verschiedene weitere Studien zeigen ähnliche Ergebnisse: SARS-CoV-2 greift auch das Herz an, was sich in Kardio-MRT-Aufnahmen regelmäßig auch bei Patienten mit einem milden Verlauf zeigt. Es sind unter anderem Auffälligkeiten erkennbar, die auf eine Herzmuskelentzündung schließen lassen. Die klinische Relevanz ist allerdings unklar. Ebenso wenig weiß man mit Sicherheit, ob es sich bei den Befunden um einen direkt durch das Virus versuchten Schaden oder um eine durch den Erreger ausgelöste Immunreaktion handelt.
»Auch, wenn noch weiterer Forschungsbedarf besteht, lässt sich feststellen, dass selbst bei akut leichten Verläufen oder asymptomatischen Infektionen das Herz geschädigt werden kann«, fasst Nagel zusammen. Wenn man sich vor Augen halte, welche Angriffsziele das Virus hat, sei eine starke Herzbeteiligung auch nur folgerichtig. »SARS-Co-V-2 dockt vor allem an ACE-2-Rezeptoren an. Diese Rezeptoren werden in verschiedenen Organen des Körpers, darunter auch im Herz, exprimiert.«
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.