Sportpause einhalten! |
Sollten Menschen nach einem positiven Corona-Test jetzt Angst um ihr Herz haben? Der Kardiologe beschwichtigt: »Zum individuellen Risiko können wir auf Grundlage der aktuellen Ergebnisse noch nicht viel sagen. Dazu bräuchten wir Untersuchungen mit längerfristigen Verläufen und besser repräsentativen Kohorten.« So ist bei der Frankfurter Studie zu beachten, dass ein Teil der Probanden mit leichtem akutem Verlauf noch zum Zeitpunkt des MRTs, also Wochen nach der Infektion, über Luftnot geklagt hatte. Zusammen mit dem einen Drittel hospitalisierten Teilnehmern erfüllten somit etwa zwei Drittel der Probanden die Bedingungen für einen schweren beziehungsweise protrahierten Verlauf. Zudem ist zu bedenken, dass sich die Versuchsteilnehmer selbst zum MRT melden konnten. Es ist anzunehmen, dass sich vor allem jene ehemaligen Patienten zur Verfügung gestellt haben, die sich noch nicht völlig genesen fühlten.
Mögliche kardiale Komplikationen völlig zu ignorieren, ist aber auch der falsche Weg. Eine Herzbeteiligung bei COVID-19 ist auch im Einzelfall nicht auszuschließen. Sport auf hohem Leistungsniveau ist bei kardialen Erkrankungen gefährlich. Menschen, die beispielweise eine akute Herzmuskelentzündung haben und sich trotzdem körperlicher Anstrengung aussetzen, weisen ein stark erhöhtes Risiko auf, einen plötzlichen Herzstillstand zu erleiden und an dessen Folgen zu versterben.
Also keinen Sport mehr nach einer COVID-19-Infektion treiben, ohne vorher das »Go« vom Kardiologen bekommen zu haben? Praktisch durchführen lässt sich diese Idee aktuell wohl nicht. Das aussagekräftige MRT-Verfahren ist aufwendig und teuer, wird hier doch das Herz detailgenau in magnetischen Wechselfeldern aufgenommen, es werden Schnittbilder erzeugt und dreidimensional dargestellt. Notwendig sind derzeit routinemäßige Kardio-MRT-Untersuchungen bei allen als genesen geltenden COVID-19-Patienten nach Meinung des Experten auch nicht. Dennoch arbeitet er zusammen mit seinem Team mit Hochdruck an Methoden, das Herz-MRT schnell, einfach durchführbar und damit preiswerter und flächendeckend anbietbar zu machen. Sein Ziel: in naher Zukunft deutlich mehr Menschen mit MRT untersuchen zu können.
Nagels Tipp an jeden, der jetzt nach einer Ansteckung mit SARS-CoV-2 weiterhin körperlich aktiv sein möchte: »Nach einer Infektion ist es ratsam, einige Monate beim Sport nicht an die Leistungsgrenze zu gehen. Leichtes Training mit einer Herzfrequenz zwischen 110 und 140 Schlägen pro Minute ist in den meisten Fällen vertretbar.« Treten jedoch Beschwerden wie Herzrasen oder Kurzatmigkeit auf, sollten Patienten den Kardiologen aufsuchen.
Wem es nach einem positiven Corona-Test und einem leichten Krankheitsverlauf schwerfällt, sportlich erst mal auf die Bremse zu treten, den kann die PTA ermutigen, dass er nach einigen Monaten Verzicht vermutlich wieder richtig Vollgas geben kann. »Belastet ein Patient hingegen sein Herz zu früh übermäßig, drohen dauerhafte Schäden, die seine körperliche Leistungsfähigkeit irreversibel beeinträchtigen«, warnt Nagel.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.