Stress formt Seele |
Das Gehirn verzeiht stark belastende Ereignisse in der Kindheit nicht, sondern verändert sich derart, dass das Risiko für psychische Erkrankungen im Erwachsenenalter steigt. / Foto: Adobe Stock/altanaka
Ein interdisziplinäres Forscherteam der Universitätsmedizin Mainz hat in einem Mausmodell gezeigt, dass frühkindliche Stresserfahrungen die Funktion bestimmter Gehirnzellen lang anhaltend beeinträchtigen können. Das menschliche Gehirn besteht zur Hälfte aus Gliazellen, die zusammen mit den Nervenzellen (Neuronen) das Nervensystem bilden. »Es wurde lange übersehen, dass die Gliazellen Signale senden und mit den Neuronen kommunizieren. Das Hauptziel unserer Untersuchungen war es, erstmals die molekularen und funktionellen Auswirkungen von frühkindlichem Stress auf eine bestimmte Gliazellpopulation, die NG2+-Zellen, zu charakterisieren«, erklärt Dr. Giulia Treccani von der »Arbeitsgruppe Neurobiologie der Auswirkungen von Stress« an der Universitätsmedizin Mainz.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Kommunikation zwischen NG2+-Zellen und Neuronen bei stressbedingten Störungen von großer Bedeutung ist. Dabei spielen spannungsgesteuerte Natriumkanäle eine wichtige Rolle. »Wir haben einen bisher unbekannten Mechanismus entdeckt, der Stress-assoziierten psychischen Erkrankungen wie der Depression zugrunde liegt. Die Idee, dass wir durch die Modulation spannungsgesteuerter Natriumkanäle die Netzwerkaktivität wieder ins Gleichgewicht bringen und somit die regelrechte Funktion des Gehirns wiederherstellen können, birgt ein großes Potenzial für neuartige therapeutische Ansätze«, betont Treccani.