Stress geht aufs Kreuz |
Bestätigt sich die Diagnose nicht-spezifischer Kreuzschmerz, sollten nun unterschiedliche Behandlungsansätze kombiniert werden, um möglichst bald eine spürbaren Effekt zu erzielen. Es ist bekannt, dass bestimmte Faktoren das Risiko für eine Chronifizierung erhöhen, allen voran psychosoziale Faktoren. Der Arzt wird daher wahrscheinlich noch einmal gezielt nachfragen, ob Sorgen, depressive Verstimmungen, Ängste oder Schwierigkeiten mit der Familie vorliegen. Dazu empfiehlt die NVL bestimmte standardisierte Fragebögen, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Auch Belastungen am Arbeitsplatz, wie schweres Heben, Vibration, ungünstige oder monotone Haltungen, aber auch Mobbing, Unzufriedenheit, mentaler Stress oder Zeitdruck können zu einer Chronifizierung beitragen.
Die sogenannte multimodale Therapie setzt an verschiedenen Punkten an und versucht, unterschiedliche Ursachen der Rückenschmerzen zu beheben. Dazu braucht es Experten verschiedener Disziplinen, zum Beispiel Mediziner, Physiotherapeuten und Psychologen. Wichtig ist auch, dass PTA und Apotheker durch Information und Beratung deren Arbeit unterstützen und die Adhärenz des Patienten stärken. Schwerpunkt bleibt die Bewegung in Form gezielter Bewegungsprogramme. Sehr positiv bewertet die NVL die kognitive Verhaltenstherapie als ergänzende Maßnahme bei chronischen nicht-spezifischen Kreuzschmerzen. Vor allem, wenn psychosoziale Risikofaktoren, also beispielsweise Ängste oder Stress am Arbeitsplatz vorliegen, sollte die Verhaltenstherapie zusammen mit Bewegungsprogrammen Teil eines vielseitigen Behandlungskonzeptes sein. Daneben spielen die medikamentöse Schmerzbehandlung, Informationen zur Krankheitsentstehung und das Erlernen von Entspannungs- und Stressbewältigungstechniken eine Rolle. Wichtig sind auch berufsbezogene Therapieanteile und schließlich Hilfen bei der Wiedereingliederung in die Berufstätigkeit.
Epidemiologische Studien haben einen auffallenden Zusammenhang zwischen chronischen Rückenschmerzen und sozialem Status gezeigt. Menschen mit niedrigem Sozialstatus (gemessen an Bildung, beruflicher Stellung und Einkommen) leiden häufiger an Rückenschmerzen als Personen mit mittlerem oder hohem Sozialstatus. Je niedriger das Bildungsniveau, desto höher ist das Risiko für akute und vor allem chronische Rückenschmerzen. Die Gründe dafür sind individuell sicher verschieden: Es kann die Art der Arbeit sein, ein geringes Gesundheitsbewusstsein, zu wenig sportliche Aktivität und/oder ein fehlender Ausgleich bei psychischen Belastungen. Auf diese Bevölkerungsgruppe sollten Ärzte ebenso wie das Team in der Apotheke ein besonderes Augenmerk haben. Verständliche und mehrmalige Information und Beratung stehen hier an erster Stelle.