Stress und Entspannung |
Im schlechtesten Fall ruft eine langandauernde Stressbelastung psychiatrische und somatische Folgeerkrankungen hervor. Streng genommen ist das Burnout-Syndrom keine eigenständige Krankheit. Experten verstehen Burnout als Prozess, bei der die anhaltende Belastung zunehmend zu einer Belastungsinsuffizienz führt. Im Vordergrund steht meist eine Depression. Überschneidungen mit Angst- und/oder Schlafstörung, Abhängigkeiten und weiteren psychiatrischen Erkrankungen sind häufig, sodass die Symptome individuell sehr unterschiedlich ausfallen.
Neben psychischen Symptomen wie Reizbarkeit, Aggressivität, Erschöpfung und emotionaler Labilität äußert sich ein Burnout körperlich durch anhaltende Müdigkeit, Infektanfälligkeit und Schmerzen von Nacken, Kopf oder Bauch. Zusätzlich können sich viele Patienten nur schwer konzentrieren und leiden unter Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen. Außenstehende bemerken schließlich eine Leistungsminderung bei erhöhter oder verminderter Aktivität, auch Fehlzeiten in der Arbeit sind typisch. Sie können bis zu völliger Arbeitsunfähigkeit führen.
In der Therapie schließen Ärzte in der Regel zunächst internistische, endokrine oder auch medikamentöse Ursachen aus. Um Antidepressiva kommen jedoch die wenigsten Patienten herum. Haben sie Vorbehalte, stellt auch ein hochdosierter Johanniskrautextrakt eine evidenzbasierte Therapieoption dar. Die stimmungsaufhellende Wirkung tritt in der Regel rasch auf, während die Abnahme von Müdigkeit und Erschöpfung meist länger auf sich warten lässt. Je nach Symptomkomplex unterscheiden Ärzte verschiedene Stadien. Betroffene können sich nach längerer Erholungsphase durchaus noch von einem Anfangsstadium des Burnout erholen, sodass Stadium 1 als reversibel gilt. Dafür ist es jedoch ganz entscheidend, dass Patienten rechtzeitig Hilfe erhalten.
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Die Corona-Krise schürte zahlreiche Ängste sowohl um die eigene Gesundheit, das Wohl von Familie und Freunden als auch um den Arbeitsplatz oder gar die wirtschaftliche Existenz. Als »Realängste« werden diese zwar zunächst nicht als krankhaft eingestuft. Sie können jedoch bestehende psychische Erkrankungen verschlimmern oder ihre Entstehung fördern. Insbesondere die Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen im Lockdown konnten neben Vereinsamung auch depressive Symptome sowie Antriebsschwäche oder Schlafstörungen hervorrufen.
Eine Befragung in Berlin ergab, dass der erste Lockdown zu einem Schockeffekt führte, während ein Jahr später beim zweiten Lockdown ein Ermüdungseffekt auftrat. Die Folge: Die Berliner fühlten sich 2021 deutlich gestresster, ängstlicher und depressiver als 2020. Das bestätigt auch die TK-Stressstudie. Jeder zweite Befragte gab an, das Leben sei seit Beginn der Pandemie stressiger geworden. Familien mit Kindern und Arbeitnehmer im Homeoffice fühlten sich besonders häufig belastet.