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Typ-1-Diabetes

Suizidgefahr nach Ketoazidose

Erleiden junge Erwachsene mit Typ-1-Diabetes eine schwere Stoffwechselentgleisung, eine Ketoazidose, die stets einen Krankenhausaufenthalt erforderlich macht, ist im Jahr danach die Suizidrate unter diesen Diabetikern erhöht, verglichen mit gleichaltrigen Typ-1-Diabetikern ohne Ketoazidose in der Vorgeschichte.
Isabel Weinert
11.08.2020  16:00 Uhr

So das Ergebnis einer in »Diabetologia 2020« veröffentlichten Studie von Forschern um Dr. Jean-Michel Petit von der Universität Burgund in Dijon. In der Studie waren die Daten aller Franzosen zwischen 18 und 35 Jahren analysiert worden, die binnen eines Jahres wegen Typ-1-Diabetes stationär behandelt worden waren. Bei rund neun Prozent von ihnen (1539 Personen) war eine Ketoazidose der Grund für den Klinikaufenthalt. Innerhalb von neun Jahren nach dem initialen Klinikaufenthalt kamen 7,2 Prozent dieser Personen aufgrund eines Suizid-Versuchs erneut ins Krankenhaus, wohingegen es in der Gruppe, die nicht wegen Ketoazidose hospitalisiert wurde, nur 2,5 Prozent waren. Die beobachtete Assoziation nahm mit der Zeit ab und war nach fünf Jahren nicht mehr signifikant.

Die Diabetiker mit Ketoazidose waren jünger und hatten häufiger eine psychische Erkrankung in der Vorgeschichte. Daraus schließen die Wissenschaftler, dass psychische Störungen nicht nur das Suizidrisiko erhöhen, sondern bei Diabetikern auch die Gefahr für eine schwere Stoffwechselentgleisung steigern. Denn Menschen mit psychischen Erkrankungen verhalten sich eher so, dass der Stoffwechsel durcheinander gerät. Studienleiter Petit fasst zusammen: »Unsere Studie legt nahe, dass ein Krankenhausaufenthalt wegen Ketoazidose ein Warnsignal sein kann, das auf das Suizidrisiko von jungen Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes hinweist. Die Ergebnisse stützen die Empfehlung, dass das Screening auf Depressionssymptome und Suizidgedanken Teil der routinemäßigen klinischen Beurteilung von Patienten mit Typ-1-Diabetes und Ketoazidose sein sollte«. 

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