Superimpfstoff gesucht |
Viele hoffen auf einen Impfstoff, der universell gegen alle SARS-CoV-2-Varianten schützt. / Foto: Adobe Stock/Looker_Studio
Die bisher verfügbaren Covid-19-Impfstoffe sind wirksam: Bei im Allgemeinen geringen Nebenwirkungen senken sie das Risiko schwerer Covid-19-Erkrankungen und das Sterberisiko deutlich. Trotzdem besteht der Wunsch nach einem optimierten Impfstoff, der etwa zuverlässig auch vor zukünftigen Varianten des Erregers schützt, oder noch besser, auch vor entfernteren Verwandten von SARS-CoV-2. Bisher ist das noch Wunschdenken, aber weltweit arbeiten Forscher an der Entwicklung von entsprechenden Impfstoffen, einige Kandidaten werden bereits in klinischen Studien geprüft.
Hintergrund ist, dass die Schutzwirkung bisheriger Präparate mit der ständigen Veränderung der Viren nachlassen kann, wie zuletzt das Beispiel Omikron zeigte. Die verfügbaren Impfungen senken zwar nach wie vor das Risiko von schwerer Erkrankung und Tod erheblich, vor Ansteckung mit dieser Variante aber schützen sie kaum noch. Ziel einer universellen Impfung ist es daher, eine Immunantwort aufzubauen, die auch bei gewissen Abweichungen der Virusstruktur wirksam bleibt.
Bei allen heutigen Covid-19-Impfstoffen steht das Spike-Protein des Virus im Fokus, also die »Zacken« auf der Oberfläche. Das gesamte Protein oder Teile davon werden bei der Impfung dem Immunsystem präsentiert, so dass dieses Antikörper und eine zelluläre Immunantwort dagegen entwickeln kann. Allerdings verändert sich gerade das Spike-Protein laufend. Künftige Impfstoffe sollten deshalb auf die Spike-Proteine verschiedener bekannter Virusvarianten zielen. »Die Hoffnung ist, dass man so eine möglichst breite Immunantwort auslöst und damit auch ein Schutz vor kommenden Varianten gegeben ist«, erläutert Dr. Peggy Riese vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.
Impfstoffe der kommenden Generation könnten jedoch nicht nur das Spike-Protein, sondern andere, weniger variable Bereiche des Virus als Ziel haben. Noch in diesem Jahr möchte das US-Unternehmen ImmunityBio zum Beispiel einen Covid-19-Impfstoff der zweiten Generation auf den Markt bringen, der eine Immunreaktion gegen das Spike-Protein und das Nukleocapsid aufbaut. Das Nukleocapsid ist ein Protein, das an der Verpackung des Virus-Erbguts beteiligt ist und sich weniger stark verändern kann. Professor Dr. Peter Kremsner hält den zweiten Ansatz für die theoretisch bessere Variante. Ob die Entwicklung gelingt, ist allerdings bisher offen. »Der Wunsch nach einem universellen Impfstoff ist sicher berechtigt, einfach umzusetzen ist er aber nicht«, sagt der Direktor des Instituts für Tropenmedizin an der Universität Tübingen.
Im Idealfall schützen Impfstoffe, die die konservierten – also weniger wandelbaren – Bereiche des Virus ansprechen, nicht nur vor verschiedenen Varianten eines Coronavirus, sondern auch gleich vor verschiedenen Coronaviren wie zum Beispiel vor dem SARS-Coronavirus oder dem verwandten MERS-Coronavirus. Der Forschungsansatz sei grundsätzlich richtig, sagt Peggy Riese. »Man muss aber ganz klar sagen, bei der Entwicklung universeller Impfstoffe stecken wir noch in den Kinderschuhen.« Es fehlten noch immer viele grundlegende Informationen über das Virus, seine Verbreitung in der Natur oder seine Interaktionen mit den menschlichen Zellen.
Coronaviren lösten bereits 2002 eine Pandemie aus: SARS. Ende 2019 ist in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan eine weitere Variante aufgetreten: SARS-CoV-2, der Auslöser der neuen Lungenerkrankung Covid-19. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronaviren.