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Coronaviren |
Coronaviren sind nicht erst seit Covid-19 bekannt. Zur Familie der Coronaviren gehören zahlreiche sehr unterschiedliche Krankheitserreger, von denen sich einige wenige auch dem Menschen angepasst haben. So löste SARS bereits 2002 eine Epidemie aus. Zehn Jahre später kam MERS dazu. Ende 2019 wurde das neue Coronavirus SARS-CoV-2 als Auslöser von Atemwegsinfektionen identifiziert.
Coronaviren sind der Wissenschaft schon seit den 1960er-Jahren bekannt. Die Familie der Coronaviren umfasst mit dem Auftreten des neuen SARS-CoV-2 nun insgesamt sieben bekannte Vertreter, die sich in zwei Gruppen aufteilen lassen:
Bei diesen vier Coronaviren handelt es sich um endemische Coronaviren, die häufig Ursache von meist banalen Erkältungen sind und mit denen sich jeder Mensch etwa alle zwei Jahre infiziert.
Seit dem Jahr 2002 sind zu diesen die folgenden drei Coronaviren hinzugekommen, die sich von den endemischen Viren, die schon länger bekannt sind, unterscheiden:
Diese Coronaviren sind zoonotische Viren, die wechselseitig zwischen Mensch und Tier übertragen werden. Sie alle besitzen eine kugelförmige Struktur von 120 bis 160nm Durchmesser und tragen auf ihrer Oberfläche etwa 20nm große keulen- oder blütenblattförmige Oberflächenprojektionen, sogenannte Peplomere oder auch Spikes.
SARS-CoV (»Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom - Coronavirus«) löste in den Jahren 2002/2003 eine Pandemie aus, ist aber seit 2004 nicht mehr im Menschen nachgewiesen worden.
MERS-CoV (»Middle East Respiratory Syndrome - Coronavirus«) ist erstmals 2012 bekannt geworden und zirkuliert seitdem kontinuierlich, hauptsächlich auf der arabischen Halbinsel.
SARS-CoV-2 (»Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom - Coronavirus - 2«) ist erstmals Ende 2019 in der ostchinesischen Millionenstadt Wuhan, der Hauptstadt der Provinz Hubei aufgetreten. Es gilt als Virus mit relativ hoher Pathogenität und Mortalität. Zunächst wurde angenommen, dass es sich bei der als Covid-19 (»Corona Virus Disease 2019«) bezeichneten Krankheit um eine reine Lungenkrankheit handelt, weil es wie alle humanen Coronaviren auch respiratorische Symptome wie Husten, Halskratzen und Fieber verursacht. Inzwischen ist bekannt, dass neben der Lunge auch viele andere Organe – Herz, Nieren, Leber, Darm und Gehirn – von der Infektion beeinträchtigt werden können. Besonders tückisch an einer SARS-CoV-2-Infektion ist, dass Infizierte auch asymptomatisch hoch infektiös sind und das Virus weitergeben können, ohne von einer eigenen Infektion zu wissen.
Während man zu Beginn der Pandemie von einer Lungenerkrankung ausging, ist inzwischen allgemein akzeptiert, dass Covid-19 eine Systemerkrankung ist. Fast jeder dritte Corona-Patient habe thromboembolische Komplikationen, die die schwere Lungenerkrankung mitbedingen könnten, berichtete Spinner. Zudem sind häufig die Nieren betroffen; dies kann bis zum akuten Nierenversagen führen. Probleme bereiten auch Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt, am Herzen und der Haut ebenso wie eine überschießende Entzündungsreaktion (Hyperinflammation).
Ärzte unterscheiden vier Phasen der Covid-19-Erkrankung:
Nicht immer weisen Infizierte Krankheitsanzeichen auf. Sofern Symptome auftreten, sind sowohl bei Delta- als auch bei Omikron-Infektionen am häufigsten:
Für eine Infektion mit der Omikron-Variante wurden zudem »Brain Fog« (ein Sich-vernebelt-fühlen) und Appetitlosigkeit sowie Nachtschweiß, also starkes nächtliches Schwitzen trotz kühler Schlafumgebung, genannt.
Bei bestimmten Risikogruppen besteht ein erhöhtes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Gefährdet sind vor allem
In Deutschland dürfte zurzeit die Omikron-Variante (B.1.1.529) vorherrschend sein, die Wissenschaftler erstmals im November 2021 nachgewiesen haben. Diese Variante unterscheidet sich deutlich von den bisherigen. Folgende Besonderheiten gelten für Omikron: (Stand: Februar 2022)
Neue oder direkt nach einer Covid-19-Infektion entstandene und anhaltende Symptome bezeichnen Mediziner als Long Covid oder Post Covid. Dabei gelten Beschwerden, die länger als vier Wochen nach der akuten Infektion bestehen, als Long Covid. Ab der zwölften Woche nach der akuten Infektion ordnet man sie dem Post-Covid-Syndrom zu. Beides ist auch nach einem milden Verlauf einer akuten Infektion möglich.
Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Patienten sind Schäden an Organen wie Herz oder Lunge nachweisbar. Deutlich mehr kämpften mit funktionellen Beeinträchtigungen wie einer geringeren Belastbarkeit, Konzentrationsstörungen oder anhaltenden Riech- und Schmeckstörungen. Während bei einigen Patienten die Beschwerden eher moderat sind, haut es andere zumindest vorübergehend völlig aus dem Leben. Die Heilungsaussichten gelten bei vielen Menschen – zumindest auf lange Sicht – jedoch gut. (Stand: Dezember 2021)
Während man zunächst davon ausging, dass Schwangere kein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, haben Wissenschaftler inzwischen festgestellt, dass eine Schwangerschaft an sich ein unabhängiger Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung ist.
Schwangere sollten während der Pandemie daher die bekannten Hygieneregeln besonders sorgfältig beachten und Situationen und Personen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko beiden. Seit September 2021 empfiehlt die STIKO zudem die Covid-19-Impfung für bisher nicht oder unvollständig geimpfte Stillende sowie Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel – jeweils mit zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffs. Sie sollten sich außerdem gegen Grippe impfen lassen, denn auch eine Influenza kann in der Schwangerschaft besonders schwer verlaufen und es ist möglich, sich nacheinander mit beiden Erregern zu infizieren.
Schwangere, die positiv auf das Virus getestet worden sind, sollen ihren Frauenarzt darüber informieren, der Schwangerschaftsverlauf sollte engmasching kontrolliert werden. Ihnen wird als Vorsichtsmaßnahme empfohlen, zur Geburt eine Klinik aufzusuchen. Eine Geburt zu Hause oder in einem Geburtshaus wird nicht empfohlen.
Pharmaunternehmen weltweit arbeiten an der Entwicklung von Medikamenten gegen eine Covid-19-Erkrankung. Ein spezifisches Mittel ist noch nicht gefunden, Experten legen ihre Hoffnung auf verschiedene Präparate. Ein für alle Patienten zugelassenes Mittel, das speziell das Coronavirus SARS-CoV-2 bekämpft, fehlt allerdings noch. Stattdessen greifen Ärzte zu erprobten Arzneien, die je nach Verlauf einer Covid-19-Erkrankung bei bestimmten Komplikationen schützen.
Remdesivir
Als bisher einziges Mittel erhielt Remdesivir (Veklury®) von Gilead – ursprünglich gegen Ebola entwickeltes Medikament – im Juli 2020 eine Zulassung in der EU – aber nur für Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung, die zusätzlich Sauerstoff erhalten, aber noch keine invasive Beatmung benötigen. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sieht in seiner Stellungnahme von Mitte September nur einen geringen Nutzen bei moderat Erkrankten und gar keinen Nutzen bei schwerer Erkrankten.
Dexamethason
Dexamethason wird in Deutschland schon länger ohne offizielle EU-Zulassung in diesem Anwendungsgebiet in der stationären Covid-19-Therapie eingesetzt. Das Corticosteroid soll bei Patienten auf der Intensivstation eine überschießende Immunreaktion bremsen, die bei Covid-19 häufig auftritt. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts ist der größte Nutzen bei invasiv beatmeten Patienten nachgewiesen. Dort könne die Sterblichkeit etwas gesenkt werden. Bei Menschen mit weniger schweren Covid-19-Erkrankungen könnte ein Einsatz dagegen »sogar nachteilig sein«, so das RKI. Bei einem unterdrückten Immunsystem können vermehrt Bakterien- und Pilzinfektionen auftreten.
Antikörper
Auch Antikörper sind in Deutschland bereits bei milden Krankheitsverläufen im Einsatz. Mitte November 2021 hat die EU-Arzneimittelbehörde EMA nun die Zulassung für zwei neue Antikörper-Präparate empfohlen: Ronapreve® (Casirivimab/Imdevimab) des Schweizer Pharmaunternehmens Roche und Regkirona® (Regdanvimab) des Herstellers Celltrion aus Südkorea. Weitere untersuchte Antikörper sind die Kombination aus Bamlanivimab und Etesevimab von Eli Lilly, Sotrovimab von GSK/Vir Biotechnology und Tocilizumab (Roactemra) von Roche.
Antidepressiva
Einer Untersuchung aus dem Herbst 2021 zufolge soll auch der Wirkstoff Fluvoxamin, ein altbekanntes Antidepressivum, Krankenhauseinweisungen und Todesfälle aufgrund von Covid-19 deutlich reduzieren. Wie genau Fluvoxamin beim Covid-19 wirkt, ist noch nicht geklärt und es gibt unterschiedliche Hypothesen. Fluvoxamin wird sich nun noch weiteren Untersuchungen bei Covid-19 stellen müssen.
Sonstige Mittel
Jüngst machte auch das Virustatikum Molnupiravir Schlagzeilen. Es wirkt ähnlich wie Remdesivir und ist ebenfalls für SARS-CoV-2-Infizierte mit milden bis moderaten Symptomen konzipiert, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf oder Hospitalisierung haben. Einer klinischen Studie zufolge reduziert Molnupiravir die Wahrscheinlichkeit für sehr schwere Covid-19-Verläufe.
Außerdem untersucht die EMA die immunsupprimierenden Wirkstoffe Anakinra (Kineret) und Baricitinib (Olumiant), die beide schon für andere Krankheiten wie etwa rheumatoide Arthritis zugelassen sind.
Mittel ohne Nutzen
Umstritten ist der Einsatz von Ivermectin. Nach Berichten über angebliche Erfolge bei der Covid-19-Behandlung wurden in manchen Staaten die Regale leer gekauft – doch zeigt jüngst eine übergreifende Analyse von mehr als einem Dutzend klinischen Studien keinerlei Hinweis auf eine Wirksamkeit. Das RKI warnt vielmehr vor heftigen Nebenwirkungen und empfiehlt einen Einsatz »nur im Rahmen von kontrollierten klinischen Studien«. Auch die Malaria-Medikamente Hydroxychloroquin und Chloroquin stellten sich als wirkungslos heraus. Auch hier rät das RKI von einer Verwendung außerhalb von kontrollierten Studien ab.
Coronaviren gelten als genetisch relativ stabil, doch auch sie verändern sich regelmäßig. Bei jedem Replikationsprozess, also wenn das RNA-Genom kopiert wird, können Fehler (Mutationen) entstehen. Wirken diese sich günstig auf die Verbreitung des Virus aus, werden sie selektiert. Das heißt, die Mutante kann sich dann gegen andere Formen des Virus durchsetzen. Von Varianten spricht man, wenn ein Set von bestimmten Mutationen über mehrere Replikationszyklen hinweg erhalten bleibt. Hat eine Variante veränderte Eigenschaften, kann sie als Stamm bezeichnet werden.
Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Leben kann laut RKI dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung zu verlangsamen und Risikogruppen vor Infektionen zu schützen. Voraussetzung dafür sei, den Schutz insbesondere in Situationen zu tragen, in denen mehrere Menschen in geschlossenem Räumen zusammentreffen und sich dort länger aufhalten.
Das Tragen einer Schutzmaske – sowohl der aus dem Operationssaal bekannte Mund-Nasen-Schutz (MNS) als auch die selbstgenähte Stoffmaske – ist nur bedingt dazu geeignet, vor einer Tröpfcheninfektion mit Coronaviren schützen. Diese Masken verhindern in erster Linie, dass der Träger Tröpfchen in die Umgebung weitergibt. Sie schützt somit das Gegenüber, nicht den Träger.
Auch wenn ein Selbstschutzeffekt für solche Masken nicht belegt ist, ist das Tragen Experten zufolge dennoch sinnvoll, denn Infektion und Schwere der Covid-19-Erkrankung hängen sehr wahrscheinlich mit der inhalierten Virendosis zusammen. Jede Verringerung dieser Dosis – zum Beispiel durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes – ist somit von Vorteil.
Soll auch der Tragende sicher vor einer Tröpfcheninfektion geschützt werden, sind sogenannte Partikel-filternde Halbmasken (filtering face piece, FFP) der Klasse II oder III geeignet, die ganz oder teilweise aus nicht auswechselbarem Filtermaterial bestehen. Diese reduzieren infektiöse Aerosole in der eingeatmeten Luft. Das RKI weist jedoch darauf hin, dass mehrlagiger chirurgischer MNS und die FFP-Masken gerade in der aktuellen Situation dem medizinischen und pflegerischen Personal vorbehalten bleiben sollten. Für den Privatgebrauch empfiehlt es eine sogenannte Mund-Nasen-Bedeckung. Dabei handelt es sich um Masken aus handelsüblichen Stoffen, die auch selbst genäht werden können.
Quellen: ABDA, PZ, PTA-Forum, RKI, BZgA