Covid-19-Impfung |
Die Impfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 ist der wirksamste Schutz vor Covid-19 und einer Ausbreitung des Virus. Denn Geimpfte schützen nicht nur sich selbst, sondern reduzieren auch die Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken. Zurzeit stehen drei Arten von Impfstoffen zur Verfügung: mRNA-Impfstoffe, Vektorimpfstoffe – zwei neue Arten von Impfstoffen – und ein proteinbasierter Impfstoff.
Für Erwachsene sind in Deutschland bislang folgende Covid-19-Impfstoffe zugelassen:
Für Kinder ab 12 Jahre:
Für Kinder ab 5 Jahre:
Die Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 wurden in Rekordzeit entwickelt. In der EU wurden die ersten Präparate bereits rund ein Jahr nach Ausbruch der Pandemie zugelassen. (Stand Januar 2022)
Die Präparate von Biontech/Pfizer und Moderna sind sogenannte mRNA-Impfstoffe. »m« steht für messenger (Bote), »RNA« für Ribonucleic acid (Deutsch: Ribonukleinsäure). RNA-basierte Impfstoffe gehören zu den genbasierten Impfstoffen. Hierbei werden anders als bei den klassischen Ansätzen keine Krankheitserreger oder deren Bestandteile (Antigene) verimpft, sondern eine Bauanleitung für Antigene. Die Zellen erhalten also nur die Information für die Herstellung einzelner Antigene über die Boten-RNA (messenger-RNA, mRNA).
Die Zellen beginnen daraufhin, dem eingeschleusten Bauplan entsprechend Proteine des Zielerregers zu produzieren, die dem Immunsystem als Antigene präsentiert werden und eine Immunantwort auslösen – ähnlich wie bei einer echten Infektion mit einem Virus. Die Zellen stellen jedoch nur einzelne Proteine her, sodass mit dieser Methode keinerlei Infektionsrisiko gegeben ist. Auch die Befürchtung, dass mRNA das Erbgut verändern könnten, entspricht Wissenschaftlern zufolge »nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand«.
mRNA-Impfstoffe sind einfach und günstig herzustellen. Es ist zudem eine starke Immunreaktion zu erwarten, da das Antigen in den eigenen Körperzellen und in großen Mengen produziert wird. RNA-basierte Impfstoffe gelten als sicher. Ähnlich funktionieren auch Impfstoffe, die statt mRNA ein Stück DNA mit einem Viren-Gen enthalten.
Vektorimpfstoffe enthalten für Menschen harmlose Viren, die als eine Art Genfähre (Vektor) dienen. Diese tragen Genmaterial des Krankheitserregers in sich, gegen den man schützen will, und schleusen es in einige Körperzellen des Geimpften ein. Dort wird die genetische Information meist in virale Proteine übersetzt. Diese nimmt der Körper als Antigene war und reagiert mit der entsprechenden Immunantwort.
Vaxzevria von Astrazeneca mit dem Wirkstoff AZD1222 beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen.
Nuvaxovid ist ein Proteinimpfstoff mit Wirkverstärker und besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus SARS-CoV-2 enthalten. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren – spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet.
Beim Impfschutz muss unterschieden werden zwischen:
Gut untersucht ist dem RKI zufolge die Wirksamkeit gegen die Delta-Variante:
In Bezug auf die Verhinderung schwerer Covid-19-Erkrankungen liegt sie bei 90 Prozent, in Bezug auf die Verhinderung symptomatischer SARS-CoV-2-Infektionen bei 75 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit schwer zu erkranken ist bei Geimpften im Vergleich zu Ungeimpften um 90 Prozent geringer.
Bei der Omikron-Variante zeigen die bisherigen Studien (Stand Februar 2022) jedoch, dass die Wirksamkeit der Covid-19-Impfung gegenüber jeglicher Infektion und gegenüber symptomatischer Infektion im Vergleich zur Delta-Variante reduziert ist. Bei Personen, die bisher zwei Impfstoffdosen (Grundimmunisierung) erhalten haben, scheint die Wirksamkeit zudem nach 2–3 Monaten stark abzufallen. Die Wirksamkeit gegenüber Hospitalisierung scheint bei Infektion mit der Omikron-Variante reduziert, aber immer noch gut zu sein. Nach Auffrischimpfung wurde ein deutlicher Wiederanstieg der Impfeffektivität für alle Endpunkte beobachtet.
Generell zeigen aktuelle Studien, dass die Wirkung der Corona-Impfstoffe nach einigen Monaten nachlässt. Wie stark, hängt unter anderem von Alter, Geschlecht, Impfstoff sowie von Vorerkrankungen und einer eventuell vorhandenen Immunschwäche ab.
Generell sind die meisten Impfreaktionen harmlos und dauern nur wenige Stunden bis Tage an.
Die 10 häufigsten bei Erwachsenen sind:
Mittlerweile liegen dem PEI auch erste Daten für die Nebenwirkungen und Impfreaktionen der 5- bis 12-Jährigen vor, die mit den Impfungen im Dezember 2021 gestartet sind. Auch diese verlaufen überwiegend mild.
In sehr seltenen Fällen wird von schweren Impfkomplikationen berichtet. Als schwerwiegende Reaktionen gelten solche, die die Experten als medizinisch bedeutsam einstufen oder bei denen die Personen im Krankenhaus behandelt werden. Dazu gehören:
Bis zum 31. Dezember 2021 wurden 489 Meldungen einer anaphylaktischen Reaktion nach einer Covid-19-Impfung gemeldet. Bei allen Impfstoffen ist die Melderate einer Anaphylaxie bei Frauen insbesondere nach der ersten Impfung mit circa 1 Fall pro 100.000 Impfungen insgesamt höher als bei Männern.
Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und/oder eine Entzündung des Herzbeutels (Perikarditis) sind eine sehr seltene Nebenwirkungen nach Verabreichung eines mRNA-Impfstoffs. Typische Beschwerden treten innerhalb von wenigen Tagen nach der Impfung auf und können sich mit Atemnot, Brustschmerzen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzversagen äußern.
Laut PEI haben männliche Jugendliche und junge Männer zwischen 18 und 29 Jahren nach der zweiten Impfung das größte Risiko für diese Impfkomplikation. Bei Kindern, Jugendlichen sowie Frauen treten Herzmuskelentzündungen nach der Impfung noch seltener auf. Da die Melderate nach einer Impfung mit Spikevax deutlich höher lag als bei Comirnaty, wird dieser Impfstoff in Deutschland nur noch für Personen über 30 Jahren verwendet.
In den meisten Fällen bildet sich eine akute Entzündung des Herzens innerhalb kurzer Zeit von alleine oder mit Hilfe von Medikamenten und körperlicher Schonung zurück. In Einzelfällen treten schwerwiegende und tödliche Fälle auf: Insgesamt wurden 18 Todesfälle durch eine Myo-(Peri)karditis im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung gemeldet. In fünf Fällen wurde aufgrund des Autopsieberichts der Zusammenhang mit der Impfung vom Paul-Ehrlich-Institut als möglich bewertet.
Den Impfstoff von Astrazeneca empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) nur für Personen über 60 Jahre. Grund dafür sind Thrombosen mit begleitender Thrombozytopenie (TTS), zum Teil auch mit Blutungen.
Bei einer Thrombozytopenie sinkt die Zahl der Blutplättchen unter einen bestimmten Wert, was Blutungen hervorrufen kann. Diese Komplikationen wurden in sehr seltenen Fällen bei Menschen unter 60 Jahren nach der Impfung mit Vaxzevria in Deutschland und anderen europäischen Ländern beobachtet. Dies schließt sowohl Meldungen venöser Thrombosen, wie Blutgerinnsel der Hirnvenen, so genannten Sinusthrombosen, als auch arterieller Thrombosen ein.
Bis zum 30. Dezember 2021 wurden dem Paul-Ehrlich-Institut 205 Fälle eines TTS berichtet, die nach Impfung mit Vaxzevria auftraten. Aber auch bei den anderen Impfstoffen wurden Fälle verzeichnet: 27 Fälle nach Impfung mit dem Covid-19-Impfstoff Janssen, 41 Fälle nach Comirnaty und nach Spikevax wurden 5 Fälle eines TTS berichtet.
Wer vier bis 16 Tage nach einer Impfung – also nach Abklingen der üblichen Impfreaktionen – Symptome wie Kurzatmigkeit, Unterleibsschmerzen oder Schwellungen in Armen oder Beinen entwickelt, soll sich an einen Arzt wenden. Auch bei starken oder anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen sollten Betroffene sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus beobachtet das PEI auch sehr seltene Fälle des Guillain-Barré-Syndroms (GBS). Insgesamt wurden 354 Fälle gemeldet. Beim GBS handelt es sich um eine Entzündung von Nerven, die mit Lähmungen einhergeht. Auf folgende mögliche Symptome weist die US-Arzneimittelbehörde FDA in diesem Zusammenhang hin:
Wer diese Symptome bemerkt, sucht am besten einen Arzt auf. In den der FDA gemeldeten Fällen traten sie meist innerhalb von 42 Tagen nach der Impfung auf.
Dem RKI zufolge gibt es nur sehr wenige Gründe, warum sich eine Person dauerhaft oder vorübergehend nicht gegen Covid-19 impfen lassen kann.
Temporäre Gründe sind akute Infekte oder Fieber ab 38,5 °C. Hier sollte bis nach der Genesung gewartet werden. Auch Schwangere sollten mit der Corona-Impfung bis zum zweiten Schwangerschaftsdrittel warten.
Langfristige Hinderungsgründe gibt es im Grunde nur drei:
Vorsicht ist allerdings bei einer Myo- oder Perikarditis in der Vorgeschichte geboten, die auch in Zusammenhang mit mRNA-Impfstoffen auftreten können. In den Produktinformationen sind die entzündlichen Herzerkrankungen zwar nicht als Kontraindikation aufgeführt, doch die Ständige Impfkommission (STIKO) rät, dass nach Auftreten einer Myo- oder Perikarditis nach mRNA-Impfung auf die Verabreichung weiterer mRNA-Impfstoffdosen verzichtet werden sollte. Eine erneute Impfung mit einem mRNA-Impfstoff oder einem anderen Covid-19-Impfstoff könne aber im Einzelfall erwogen werden, wenn ein hohes individuelles Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf oder ein hohes individuelles Infektionsrisiko vorliege.
Keine Kontraindikationen, sondern im Gegenteil ein guter Grund für eine Covid-19-Impfung sind dagegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Asthma, Diabetes, Rheuma, Krebs oder schwere psychische Erkrankungen.
Als weitere »falsche« Kontraindikationen nennt das RKI die Einnahme blutverdünnender Medikamente sowie eine Antibiotika- oder Corticosteroid-Behandlung. Ebenfalls nicht gegen eine Covid-19-Impfung sprechen vorbestehende neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, chronische Erkrankungen wie chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder Allergien, die sich nicht gegen Bestandteile eines Covid-19-Impfstoffes richten.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass eine Corona-Impfung Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat. Die STIKO empfiehlt Frauen mit Kinderwunsch und Schwangeren ab dem 2. Trimenon (ab der 13. Woche) die Impfung, da insbesondere Schwangere ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Auch Stillenden wird die Impfung empfohlen.
Auch Männer müssen sich nach einer Studie der University of Miami im Zuge der Corona-Impfung keine Sorgen um ihre Zeugungsfähigkeit machen: Vor und nach Gabe von zwei Dosen eines mRNA-Impfstoffes waren die Spermien der untersuchten 45 Männer zwischen 18 und 50 Jahren gleich fit.