Depressionen |
Depressionen können in jedem Lebensalter auftreten. Gegen die depressiven Symptome und Beschwerden helfen Antidepressiva. Für eine erfolgreiche Behandlung einer Depression oder einer Angststörung brauchen die Patienten meist zusätzlich eine Psychotherapie. Eine depressive Erkrankung bringt auch eine starke Belastung der Angehörigen der Erkrankten mit sich.
Tage voller Traurigkeit gehören zum Leben dazu. Manche Menschen jedoch können ein Stimmungstief nicht überwinden. Sie leiden an Hoffnungslosigkeit und innerer Leere, Willens- und Antriebshemmung. Häufig kommen auch körperliche Symptome hinzu, wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Druckgefühl in Hals und Brust oder Schwindel. Bei alten Menschen zeigt sich eine Depression oft anders als bei jüngeren. Nicht Niedergeschlagenheit oder gedrückte Stimmungslage stehen im Vordergrund, sondern vor allem ängstliches Klagen und körperbezogene Sorgen.
Wenn depressive Phasen nach einschneidenden negativen Ereignissen auftreten (Verlust des Partners, des Arbeitsplatzes, nicht bestandene Prüfung usw.), so spricht man von einer psychogenen (=psychoreaktiven) Depression. Dies dürfte die Mehrzahl der depressiven Verstimmungen betreffen, die bei leichter Ausprägung im Rahmen der Selbstmedikation behandelbar sind.
Existieren solche äußeren Ursachen nicht, kommt die Depression also von innen, spricht man von einer endogenen Depression. Eine Störung der psychischen Erlebnisverarbeitung wird als neurotische Depression bezeichnet. Die Diagnose und Therapie der endogenen sowie der neurotischen Depression ist Aufgabe eines Facharztes und kein Gebiet der Selbstbehandlung.
Geschätzt erkranken 8,2 Prozent – also 5,3 Millionen der Erwachsenen in Deutschland – im Laufe ihres Lebens an einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung. Trotz dieser Zahlen wird die Krankheit immer noch viel zu häufig tabuisiert.
Für die Therapie einer Depression steht dem Arzt eine Fülle von Antidepressiva zur Auswahl. Neben den chemisch definierten Substanzen kann er bei leichten und mittelschweren Krankheitsverläufen auch Johanniskraut-Extrakt verordnen. Zur Behandlung leichter Depressionen steht Johanniskraut auch für die Selbstmedikation zur Verfügung.
Johanniskraut (Hypericum perforatum) gehört zu den wissenschaftlich gut untersuchten Arzneipflanzen. Die Wirkung ist nicht auf einen einzelnen Inhaltsstoff oder eine einzelne Inhaltsstoffgruppe des Extraktes zurückzuführen, sondern auf verschiedene Substanzen mit unterschiedlichen Mechanismen.
Erste Anzeichen der Stimmungsbesserung treten meist erst nach zwei bis vier Wochen auf. Darauf sollten Apotheker und PTA bei der Abgabe hinweisen, damit der Patient die Therapie nicht wegen vermeintlicher Wirkungslosigkeit beendet.
Johanniskraut-Präparate (Hypericum-Präparate) werden in der Regel gut vertragen. In Anwendungsstudien lag die Nebenwirkungsrate bei nur 1 bis 3 Prozent. Allerdings können relevante Wechselwirkungen auftreten. Deswegen ist es wichtig, bei jeder Abgabe eines Hypericum-Präparates nach der gleichzeitigen Einnahme anderer Arzneimittel inkl. hormoneller Verhütungsmethoden zu fragen. Hypericum-Extrakt kann die Wirkung von Arzneistoffen mindern, die über das Isoenzym CYP 3A4 metabolisiert werden, wie Phenprocumon (z. B. Marcumar®), Ciclosporin und weitere Immunsuppressiva, Indinavir (z. B. Crixivan®) und andere Proteasehemmstoffe.
Nicht nur orale Kontrazeptiva, auch hormonelle Verhütungssysteme wie Hormonpflaster, Vaginalring und Implantat sowie die »Pille danach« können durch den von Johanneskrautextrakt induzierten verstärkten Abbau in ihrer Wirkung eingeschränkt sein. Deswegen sollte sicherheitshalber (zusätzlich) eine nicht-hormonelle Verhütungsmaßnahme angewendet werden. Der »Pille danach« ist die »Spirale danach« vorzuziehen.
Insbesondere hellhäutige Patienten sollten unter einer Hypericum-Therapie intensive Sonnenbestrahlung vermeiden, um fototoxischen Reaktionen vorzubeugen.