Fieber |
Fieber kann viele Ursachen haben. Häufig liegen der erhöhten Temperatur bakterielle oder virale Infektionen wie z.B. eine Grippe zugrunde. Fieber ist nur ein Symptom, keine eigenständige Krankheit und eine durchaus sinnvolle Reaktion des Körpers. Die Hitze im Körper verbessert die Immunabwehr und erschwert die Vermehrung von Keimen.
Bei leicht erhöhten Temperaturen arbeitet das Immunsystem effektiver, was die Vermehrung von Viren und Bakterien bei Infektionen erschwert. Fieber ist also Teil eines natürlichen Abwehrprozesses des menschlichen Körpers gegen von außen eindringende Mikroorganismen und Parasiten oder andere als fremd erkannte Stoffe.
Bei Fieber steht die Suche nach der Ursache an erster Stelle. Wird die zu Grunde liegende Erkrankung behandelt verschwindet auch das Fieber wieder. Unterstützend kann ein fiebersenkendes Arzneimittel sinnvoll sein. Bei leichten Erkrankungen, die von selbst wieder ausheilen, wie beispielsweise ein grippaler Infekt, kann die Senkung des Fiebers das Wohlbefinden des Patient verbessern. Wichtige Antipyretika sind Paracetamol und Ibuprofen. Sie sind in angepasster Dosis auch für Kleinkinder und Kinder geeignet.
Da Fieber eine wichtige Abwehrstrategie darstellt, kann es sinnvoll sein, nicht zu schnell zu fiebersenkenden Medikamenten zu greifen. Zudem hängen Krankheitsbeschwerden wie beispielsweise Gliederschmerzen, heiße Haut, Frösteln, glänzende Augen, beschleunigter Atem, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung nicht von der Höhe des Fiebers ab. Je nach Art und Ausmaß der Symptome kann eine medikamentöse Schmerz-, Entzündungs- und Fiebersenkung aus diesem Grund allerdings auch schon bei geringeren Temperaturerhöhungen zum Einsatz kommen: in Form von Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol, Metamizol oder Diclofenac.
Bei der Abgabe eines fieber- beziehungsweise schmerzsenkenden OTC-Medikaments in der Apotheke ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass fiebernde Menschen mehr Flüssigkeit als normal benötigen. Das bedeutet eine Zufuhr von 50 bis 80 ml pro kg Körpergewicht über den Tag verteilt. Daneben braucht der Körper dringend Ruhe. Bei heftiger Begleitsymptomatik, Körpertemperaturen über 39,5 Grad Celsius beziehungsweise Fieber, das länger als zwei bis drei Tage anhält, ist jedoch unbedingt ein Arzt hinzuzuziehen.
Zur Beruhigung von Müttern und Vätern fiebernder Kinder kann es im Beratungsgespräch in der Apotheke angezeigt sein, darauf hinzuweisen, dass Kleinkinder häufig krank sind und leicht fiebern. Acht bis zehn kleine Infekte pro Jahr sind normal, zudem stecken Kinder Fieber relativ schnell weg. Das Immunsystem lernt und kann sich entfalten. Führende Pädiater warnen daher, dass fiebersenkende Mittel generell zu oft und zu früh eingesetzt werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin empfiehlt zur Fiebersenkung bei Kindern unter 12 Jahren entweder Paracetamol oder Ibuprofen. Daneben ist zu bedenken, dass Antipyretika nicht das Risiko eines Fieberkrampfes reduzieren. Tritt ein solcher auf, ist insbesondere beim ersten Mal, unbedingt der Notarzt zu rufen – nicht zuletzt, um Hirnhautentzündungen, Tumore oder epileptische Anfälle auszuschließen.
Bei Kindern ist zudem nicht die Höhe des Fiebers, sondern ihr Allgemeinzustand für den Arztbesuch ausschlaggebend. Unter anderem Trinkverweigerung, Durchfall, Erbrechen, Teilnahmelosigkeit, Hautausschlag, starke Blässe, Kurzatmigkeit, eine vorgewölbte Fontanelle und ein steifer Nacken, gegebenenfalls auch anhaltender Husten, der auf einen Pseudokrupp hinweisen könne, sind Alarmsignale, die zu sofortigem Handeln zwingen.
Das spezifische Arzneimittelfieber kann durch Antiepileptika, Antibiotika, Chemotherapeutika, Amphotericin B, Azathioprin und Methotrexat, aber auch durch diverse Psychopharmaka oder falsch dosierte Schilddrüsenmedikamente hervorgerufen werden.
Die Diagnose ist häufig schwierig, da oft kein klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen der Einnahme des verantwortlichen Medikaments und der Fieberreaktion besteht. Hinweis auf ein Arzneimittelfieber kann ein gleichzeitig auftretender Hautausschlag sein. Das Absetzen des auslösenden Medikamentes kann dann unumgänglich werden. Das Fieber klingt dann zumeist nach drei bis vier Tagen ab.
Fieber kann auch seelische Ursachen haben. Dann reagiert es weder auf fiebersenkende Mittel noch auf behutsame Kühlung in Form von Wadenwickeln. Ursache kann beispielsweise eine gestörte Konfliktbewältigung sein. Diese sogenannten somatoformen Störungen lassen sich nur durch die Behandlung der seelischen Ursachen therapieren.
Fieber kann im Alter aufgrund der mit den Jahren nachlassenden Leistungsfähigkeit des Immunsystems fehlen oder schwächer ausfallen. Es besteht daher die Gefahr der Bagatellisierung schwerwiegender Infektionen oder anderer Grunderkrankungen. Nicht nur bedeutsame Diagnosen könnten verzögert werden. Senioren könnten zudem auch schwerer erkranken und von schlechteren Prognosen und Komplikationen betroffen sein.
Als Goldstandard wird häufig die rektale Messung angesehen. Diese sollte vor allem eingesetzt werden, wenn aus der gemessenen Temperatur unmittelbar therapeutische Konsequenzen folgen. Darüber hinaus kann sowohl oral als auch axilliar gemessen werden, wobei die Werte etwa 0,6 °C tiefer als bei einer rektalen Messung liegen. Die in der Praxis sehr beliebten Ohr-Thermometer ergeben nach Literaturangaben keinen einheitlichen Wert, können aber natürlich zur häuslichen Messung verwendet werden Bei sehr kleinen Kindern sind sie aufgrund der noch nicht ausreichend großen Ohrmuschel ungeeignet; außerdem kann das nötige Ziehen am Ohr gerade bei Ohrenentzündungen sehr unangenehm sein. Eine rektale Messung ist bei neutropenischen Patienten kontraindiziert.
Verantwortlich für die Temperaturregulation ist der Hypothalamus, der eine Körpertemperatur von etwa 35,6 bis 38 °C als »normal« anstrebt. Durch Kälte- und Wärmerezeptoren wird der Ist-Wert bestimmt und dann mittels Wärmebildung oder -abgabe reguliert. Die Körpertemperatur unterliegt zudem einem zirkadianen Rhythmus mit einer Temperaturspitze am Nachmittag. Zusätzlich können immunologische Aktivitäten des Körpers genauso wie zum Beispiel hormonelle Vorgänge (unter anderem der Menstruationszyklus bei Mädchen und Frauen) die Körpertemperatur beeinflussen.
Das Immunsystem nimmt durch Zytokine, die entweder pyrogen (fieberfördernd) oder antipyrogen (fieberhemmend) sein können, Einfluss auf das Geschehen.
Exogene Pyrogene sind häufig auf bakterielle oder virale Bestandteile zurückzuführen, beispielsweise können Zellwandbestandteile gramnegativer Bakterien Fieberreaktionen provozieren. Bei Fieber ist der Sollwert im Hypothalamus über den physiologischen Normwert von 37,1°C hinaus verschoben. Die Temperaturerhöhung wird vor allem durch eine gesteigerte muskuläre Stoffwechselleistung erreicht. Fieber ist ein Symptom und keine Krankheit. Es kann bei vielen Erkrankungen auftreten.