Gicht |
Die Gicht ist ein Krankheitsbild des rheumatischen Formenkreises. Es ist die klinische Manifestation erhöhter Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) in Form von ausfallenden Natriumurat-Kristallen. Häufig betroffen sind dabei Gelenke, die bei einem akuten Anfall meist gerötet, geschwollen, überwärmt und extrem schmerzhaft sind. Ein akuter Gichtanfall kann unter anderem durch Alkoholkonsum ausgelöst werden.
Die Gicht zählt zu den häufigen Erkrankungen. In westlichen Ländern sind etwa bei 1 bis 2 Prozent der Männer davon betroffen, Frauen erkranken etwas seltener. Ursache der Gicht ist meist eine genetisch bedingte Störung des Purinstoffwechsels, die zu einer Hyperurikämie führt. Dabei kann die Bildung von Harnsäure erhöht oder die renale Ausscheidung reduziert sein. Die Manifestation der Gicht wird durch Lebensstilfaktoren wie Fehlernährung (erhöhte Purinzufuhr über die Nahrung), Bewegungsmangel und Alkoholabusus gefördert. Neben der genetisch bedingten Störung kann eine Hyperurikämie auch Folge einer anderen Erkrankung sein (sekundäre Hyperurikämie), zum Beispiel Niereninsuffizienz, metabolisches Syndrom oder nach Zytostatika-Behandlung und Strahlentherapie.
Wenn der Serumharnsäurespiegel auf über 6,8 mg/dl ansteigt, entspricht dies einer übersättigten Lösung. Damit besteht die Gefahr, dass Natriumuratkristalle ausfallen können. Die Hyperurikämie ist bei der Entstehung eines Gichtanfalls der entscheidende Faktor. Darüber hinaus muss es jedoch noch weitere relevante Faktoren geben, die bisher noch nicht hinreichend aufgeklärt sind. Denn nicht alle Personen mit Hyperurikämie entwickeln eine Gicht.
Bei der Gicht werden ausgefallene Natriumuratkristalle von Leukozyten phagozytiert. In der Folge kommt es im umliegenden Gewebe durch den Austritt lysosomaler Enzyme zu Schäden und entzündlichen Reaktionen. Eine Entzündung entwickelt sich rasch und erreicht meist innerhalb des ersten Tages die maximale entzündliche Aktivität. Bei zwei Drittel aller Gichtkranken ist zunächst nur ein Gelenk betroffen, etwa das Großzehengrundgelenk. Ein Gicht-Anfall wird häufig ausgelöst durch nasskaltes Wetter, eine fette Mahlzeit oder Alkoholabusus.
Die Therapie eines akuten Gichtanfalls besteht in der Regel aus der Gabe eines nichtsteroidalen Antiphlogistikums und/oder von Colchicin. Bei nicht ausreichender Wirksamkeit beziehungsweise bei Vorliegen von Kontraindikationen sind Glucocorticoide die Mittel der Wahl. Im symptomfreien Intervall beziehungsweise bei chronischer Gicht muss versucht werden, den Serumharnsäurespiegel zu senken. Bei nur mäßig erhöhten Spiegeln ist eine Ernährungsumstellung (siehe unten) oft ausreichend. Wenn das nicht genügt, muss zusätzlich medikamentös therapiert werden. Mittel der ersten Wahl sind Allopurinol, das die Harnsäurebildung hemmt, sowie Urikosurika wie Probenecid und Benzbromaron, die die Ausscheidung erhöhen.
Früher wurde Gichtpatienten empfohlen, komplett auf Fleisch in der Ernährung zu verzichten. Der Nutzen einer vegetarischen Ernährung ist bei Gicht allerdings gering, wie Studien gezeigt haben. Die S2e-Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (2010) empfiehlt, dass Gichtpatienten Alkohol, mit Zucker gesüßte Getränke und sehr fettes Essen vermeiden sollten.