Herpes simplex |
Er kribbelt, brennt, bildet Blasen und zeigt sich besonders gerne, wenn das Immunsystem geschwächt ist: der Lippenherpes. Etwa 85 Prozent der Deutschen sind mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV-1) infiziert. Viele davon werden regelmäßig von Herpes-Bläschen, meist an den Lippen, heimgesucht. Die Infektion ist gut mit Virustatika aus der Apotheke behandelbar. Eine Behandlung sollte möglichst sofort bei den ersten Anzeicheen beginnen.
Als Herpes simplex bezeichnet man Virusinfektionen, die durch Herpes-simplex-Viren hervorgerufen werden. Je nach Lokalisation oder Auslöser der Erkrankung spricht man auch von Herpes labialis (Lippenherpes), Herpes nasalis, Herpes genitalis, Herpes febriles (Fieberblasen), Herpes solaris, Herpes menstrualis. Erreger der Herpes-simplex-Infektionen sind zwei Virusspezies, das Herpes-simplex-Virus 1 (HSV-1) und das Herpes-simplex-Virus 2 (HSV-2). Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Krankheitsbilder nur geringfügig. Lippenherpes wird in 80 bis 90 Prozent der Fälle von HSV-1 verursacht, Herpes genitalis in 15 bis 25 Prozent.
Das Virus tritt bei unmittelbarem Kontakt mit anderen Menschen (Schmierinfektion, Kuss, Geschlechtsverkehr) im Bereich kleinster Läsionen der Haut oder Schleimhaut in den Körper ein. Es streut von dort über den Blutweg sowie über die Nervenzellen und persistiert in den Ganglien. Nach einer in der Regel symptomlosen Erstinfektion – meist schon vor dem fünften Lebensjahr – verbleibt das Virus in einem Ruhezustand lebenslang im Organismus. Bei manchen Menschen kommt es nie zu Symptomen, andere haben immer wieder mit dem Aufflammen der Infektion zu kämpfen. Bei 5 bis 10 Prozent der Virenträger treten pro Jahr mehr als fünf Episoden auf. Häufig bilden sich Herpes-Bläschen nach fiebrigen Infektionskrankheiten, nach einem Sonnenbad oder während der Menstruation. Auch Stress, akute Magen-Darm-Störungen, Immunschwäche und Erschöpfung können die Viren aktivieren.
Dem Rezidiv geht meist ein mehr oder weniger deutlich ausgeprägtes Prodromal-Stadium voraus: 6 bis 48 Stunden juckt oder brennt es an der Stelle, an der später die Bläschen entstehen. Es kann zu neuralgischen Schmerzen oder lokaler Überempfindlichkeit kommen, mitunter sind regionale Lymphknoten schmerzhaft angeschwollen. Die Haut ist zunächst gerötet, dann schießen dichtstehende, oberflächliche bis linsengroße flüssigkeitsgefüllte Bläschen auf, deren Inhalt oft vereitert (bakterielle Sekundärinfektion). Im Laufe einer Woche trocknen die Bläschen dann gewöhnlich ein. Die Krusten fallen ab und für einige Tage bleiben gerötete Flecken.
An erster Stelle bei der Behandlung von Lippenherpes stehen lokale Zubereitungen der Virustatika Aciclovir oder Penciclovir. Ziel der Behandlung ist es, die Abheilungszeit zu verkürzen und die Schmerzen zu mildern.
Vor Einführung der Virustatika zur lokalen Therapie setzte man bevorzugt austrocknende Präparate wie Zinkpaste ein. Offenbar kommt zu dem austrocknenden Effekt noch ein eigener virusstatischer Effekt der Zinkionen hinzu. Ein weiterer Wirkstoff zur lokalen Behandlung von Herpes simplex ist Docosanol, das die Penetration der Viren in die Zelle verhindern soll.
Phytotherapeutisch wird ein wässriger Melissenextrakt eingesetzt. Er soll nicht nur die Abheilungszeit der Effloreszenzen verkürzen, sondern auch das rezidivfreie Intervall verlängern.
Die Herpes-Pflaster (sogenannte Herpesbläschen-Patches) wirken durch Hydrokolloide. Sie unterstützen die Wundheilung und lindern Schmerzen und Juckreiz. Im Vergleich zu den Herpes-Cremes verringern Pflaster durch die vollständige Abdeckung der Bläschen die Gefahr, dass das Virus auf andere Körperstellen oder andere Personen übertragen wird.
Die lokale Therapie ist am erfolgreichsten, wenn sie bereits im Prodromalstadium einsetzt, also beim ersten Anzeichen von Brennen, Kribbeln etc. Die Creme muss drei- bis fünfmal täglich dünn aufgebracht werden. Dazu eignet sich beispielsweise ein Wattestäbchen. Für die Prävention gilt: Auslösende Faktoren nach Möglichkeit meiden. Auf ausreichenden Sonnenschutz achten.