Nesselsucht |
Die Nesselsucht (Urtikaria) ist eine häufige Hautkrankheit, bei der gerötete Haut, juckende Quaddeln und geschwollene Schleimhäuten auftreten können. Als Auslöser kommen Allergien, Unverträglichkeiten gegenüber Lebensmitteln oder Medikamenten oder physikalische Reize infrage. Auch eine Autoimmunreaktion oder eine Infektion kann Ursache sein. Die Urtikaria kann chronisch oder akut auftreten.
Nesselsucht wird auch als Nesselfieber oder Nesselausschlag bezeichnet. Der medizinische Fachbegriff lautet Urtikaria. Unter dem Begriff wird eine heterogene Gruppe von Hauterkrankungen zusammengefasst. Gemeinsam ist ihnen die Symptomatik: stecknadelkopf- bis handtellergroße Quaddeln, die sich meist innerhalb weniger Minuten bilden und drei bis acht Stunden bestehen bleiben können. Sie sind von starkem Juckreiz und Rötung begleitet.
Die Ursachen der Nesselsucht sind sehr verschieden. Es kann sich um eine allergische oder pseudoallergische Reaktion handeln oder eine Unverträglichkeitsreaktion. Erfahrungsgemäß ist es nur in etwa der Hälfte der Fälle möglich, den Auslöser zu bestimmen.
Eine Allergie ist eine spezifische Überreaktion des Immunsystems, die sich gegen eine ansonsten harmlose Substanz (Allergen, Antigen) richtet. Man unterscheidet vier Allergie-Typen. Die Urtikaria ist häufig eine allergische Hauterkrankungen vom Typ I, dem sogenannten Sofort-Typ.
Bei allergisch bedingten Hautreaktionen des Sofort-Typs tritt die Reaktion innerhalb von Minuten oder Stunden nach dem Allergenkontakt auf und wird über Immunglobuline und Botenstoffe wie Histamin vermittelt. Aber auch weitere Mediatoren vor allem aus der Arachidonsäure-Kaskade wie Prostaglandine und Leukotriene sind an einer allergischen Reaktion vom Sofort-Typ beteiligt.
Eine pseudoallergische Reaktion ähnelt in ihrer Ausprägung und dem Beschwerdebild einer Sofort-Typ-Reaktion, ohne dass eine immunologische Reaktion mit Antikörper-Beteiligung nachweisbar ist. Stattdessen werden entweder Mastzellen unspezifisch aktiviert und/oder freigesetztes Histamin aufgrund eines Enzmymmangels nicht ausreichend abgebaut (Histamin-Intoleranz).
Bei leichter Symptomatik kann eine 0,25-prozentige Hydrocortison-Zubereitung die Quaddeln abschwellen lassen.
Die akute Therapie besteht in der systemischen und eventuell zusätzlich lokalen Anwendung von H1-Antihistaminika. Mittel der Wahl für die systemische Behandlung sind Loratadin und Cetirizin.
Lokal kann auch ein Anästhetikum wie Polidocanol (Lauromacrogol 400) den Juckreiz lindern.
Bei sehr starken Beschwerden sollte der Betroffene einen Arzt konsultieren. Dieser verordnet meist zusätzlich Glucocorticoide zur oralen Anwendung. Bei Kälteurtikaria kann eine dreiwöchige Therapie mit Penicillin G als tägliche Infusion versucht werden. Dies hilft in etwa 50 Prozent der Fälle. Der Wirkungsmechanismus ist unbekannt; die orale Gabe von Penicillin G bleibt wirkungslos.