Prostata |
Häufiger Harndrang und Inkontinenz können auf eine veränderte Prostata hindeuten, wenn es um Männergesundheit geht. Meist drückt die Vorsteherdrüse dann auf die Harnröhre. Früherkennung ist wichtig, da es neben einer gutartigen Prostatavergrößerung, der benignen Prostatahyperplasie (BPH), auch zu Prostatakrebs kommen kann. Das Abtasten der Prostata gehört bei Männern in der zweiten Lebenshälfte daher zur medizinischen Vorsorge.
Das Benigne Prostatasyndrom (BPS) ist eine der häufigsten Erkrankungen von Männern in der zweiten Lebenshälfte. Man schätzt, dass etwa die Hälfte der Über-50-Jährigen, 70 Prozent der Siebzigjährigen sowie 90 Prozent der Achtzigjährigen betroffen sind.
Etwa ab dem 40. Lebensjahr wird in der Prostata Testosteron vermehrt in die Wirkform Dihydrotestosteron umgewandelt. Dihydrotestosteron stimuliert das Wachstum der Epithelzellen in der Prostata. Estrogene, die mit zunehmendem Alter vermehrt gebildet werden, verstärken diesen Effekt. Das Wachstum der Prostata engt die Harnröhre zunehmend ein. Es muss mehr Kraft aufgewendet werden, um die Blase zu entleeren. Dadurch verdicken sich die Muskelzüge in der Blase. Trotzdem gelingt es mit fortschreitender Erkrankung nicht mehr, die Blase ganz zu leeren. Es verbleibt Restharn, der bald schon wieder Harndrang verursacht. Eine vergrößerte Prostata geht nicht zwangsläufig mit Beschwerden einher. Ruft sie jedoch Probleme hervor, wird dies als Benignes Prostatasyndrom (BPS) bezeichnet.
Vor der Selbstbehandlung muss eine ärztliche Untersuchung stattfinden, um den Status der Erkrankung abzuklären und das Vorliegen einer bösartigen Prostataveränderung auszuschließen.
In Deutschland haben Phytopharmaka in der Behandlung des BPS eine lange Tradition. Sie können zwar das Volumen der Prostata nicht verkleinern, jedoch die Symptomatik des BPS verbessern. Das Fortschreiten der Erkrankung wird verlangsamt.
In den aktuellen Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Urologie werden Phytopharmaka in der Behandlung des BPS kritisch bewertet. Nach Ansicht der Urologen kommen Phytopharmaka nur bei milden Beschwerden in Betracht. Somit sind sie für die Selbstmedikation durchaus geeignet.
Eingesetzt werden in erster Linie Extrakte aus Sägepalmfrüchten, Brennnesselwurzeln, Kürbissamen und Roggenpollen. Des Weiteren gibt es Präparate mit isolierten Phytosterolen, die zum größten Teil aus β-Sitosterol bestehen. Sie werden aus der Wurzel der südafrikanischen Kafferntulpe und aus dem Holz von Kiefern- und Fichtenarten gewonnen.
Der Wirkmechanismus der Pflanzenextrakte ist nicht bekannt. Man vermutet, dass es zu einer Beeinflussung des Prostaglandin- und Prolaktinstoffwechsels kommt. Auch eine Verminderung der 5-α-Reduktase-Aktivität wird als ein möglicher Wirkmechanismus diskutiert. Die Wirkung setzt nur langsam ein, darauf ist in der Beratung hinzuweisen. Die Präparate müssen also langfristig angewendet werden. Nebenwirkungen treten bei den Phytopharmaka kaum auf.
5-α-Reduktasehemmer (Finasterid, Dutasterid) verhindern die Umwandlung des Testosterons in seine Wirkform. Obwohl die Prostatagröße unter 5-α-Reduktasehemmern stark zurückgeht und die Harnflussrate ansteigt, bessern sich die Beschwerden der Patienten nur bedingt. Der Effekt tritt zudem erst nach einigen Wochen Therapie ein.
α1-Rezeptorenblocker (Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin, Terazosin) setzen die Gefäßwandspannung in der Harnröhre stark herab, sodass das Wasserlassen erleichtert wird. Die Prostatagröße wird nicht beeinflusst. Bei der Erstverordnung dieser Präparate sind die Patienten darauf hinzuweisen, dass es zu einer deutlichen Blutdrucksenkung kommen kann. Alfuzosin und Tamsulosin sind weniger stark blutdrucksenkend, da sie eine besonders hohe Affinität zu den in der Prostata bevorzugt vorkommenden α1A-Rezeptoren besitzen.