Rosacea |
Rosacea ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die meist das Gesicht betrifft. Typische Symptome sind rote Äderchen, Flecken und Pusteln, die Betroffene häufig stark belasten. Die Ursachen der Krankheit sind noch ungeklärt und die Behandlung eine Herausforderung. Wichtig ist es, Triggerfaktoren zu meiden und die Haut richtig zu reinigen und zu pflegen.
Eine Rosacea ist gekennzeichnet durch bleibende Erytheme an Wangen, Nase und Kinn, später auch an der Stirn, oder durch anfallsartig auftretende Rötungen (Flush). Hinzu kommen mehr oder weniger stark ausgeprägte Teleangiektasien, also spinnennetzartig erweiterte Blutgefäße. Die Patienten berichten von Brennen, Stechen, Jucken oder Trockenheit der Haut.
Frauen und Männer trifft es fast gleichermaßen, wobei Frauen zumeist früher, sprich: um das 35. Lebensjahr, Männer oft erst später, um das 50. Lebensjahr, erkranken. Besonders gefährdet sind hellhäutige Personen, also Menschen mit keltischem Hauttyp. Es ist bevorzugt die Mitte des Gesichts betroffen. Die Hauterscheinungen sind oft symmetrisch.
Die genauen Auslöser der Krankheit sind noch nicht abschließend geklärt. Genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen, die zu einer fehlgeleiteten angeborenen Immunantwort und zu Entzündungen der Haut und manchmal der Augen führten. Als wichtige Trigger werden auch Barrierefunktionsstörungen der Oberhaut (Epidermis) unter Beteiligung von Enzymen, antimikrobiellen Peptiden (AMP) und pH-Wert-Änderungen sowie Demodex-Milben oder das Small-Intestinal-Bacterial-Overgrowth-(SIBO)-Syndrom diskutiert. Nicht zuletzt wird die Veränderung von bestimmten, in Zellen befindlichen Inflammasomen als Ursache vermutet, da hierdurch Entzündungsprozesse forciert werden. Inflammasome sind Multiproteinkomplexe des angeborenen Immunsystems.
Den typischen Symptomen liegt eine gewisse Gefäßlabilität zugrunde. Die feinsten Äderchen in der Haut der betroffenen Areale werden übermäßig gut durchblutet, sodass diese Arterien erhöhtem Druck ausgesetzt sind. Ist die Elastizität der Gefäßwände erschöpft, staut sich das Blut und erweitert die geschwächten Kapillargefäße weiter, bis die feinen Äderchen deutlich sichtbar sind. Im weiteren Verlauf können Papeln, Pusteln und auch Schwellungen hinzukommen, was den chronisch-entzündlichen Charakter der Erkrankung zeigt.
Klinisch werden drei Stadien, also Schweregrade, und ein Vorstadium der Rosacea unterschieden, wobei sich die Erscheinungsformen und Symptome überlappen können.
Circa 30 bis 50 Prozent aller Rosacea-Patienten entwickeln eine okuläre Rosacea, die auch isoliert auftreten kann. Die Augen jucken, brennen und tränen. Die Augenlider können anschwellen und mit Erythemen überzogen sein. Die Patienten klagen oft über ein Fremdkörpergefühl oder über verschwommenes Sehen.
Diese Symptome ähneln denen des trockenen Auges beziehungsweise der Konjunktivitis, Keratitis oder Blepharitis, die es differenzialdiagnostisch auszuschließen gilt. Damit rechtzeitig die entsprechende Therapie eingeleitet werden kann, müssen Patienten mit entsprechenden Beschwerden umgehend an den Augenarzt verwiesen werden.
Als Sonderformen gelten unter anderem die granulomatöse Rosacea mit rötlich-braunen Papeln vor allem an Augenober- und -unterlidern sowie die Rosacea fulminans mit akuten, stark ausgeprägten Pusteln mit Knoten, unter der besonders junge Frauen mit familiärer Disposition leiden.
Die Hautpflege beginnt mit der Reinigung. Dafür am besten milde, seifenfreie Syndets verwenden, also synthetische, waschaktive Substanzen, die auf einen leicht sauren pH-Wert eingestellt sind. Syndets gelten als besonders hautschonend und sind auch trotz der möglichen Gefäßhyperreagibilität und Reizbarkeit der Haut gut geeignet. Dennoch sollten sie nach der Reinigung mit lauwarmem Wasser gründlich abgespült werden.
Laut der aktualisierten Fassung der S2k-Leitlinie ist zu beachten: Allein durch die Verwendung von Wasser könne ein wesentlicher Anteil natürlicher Feuchthaltefaktoren (NMF) aus der Haut herausgelöst werden, was Patienten als unangenehmes Spannungsgefühl nach der Reinigung beschreiben. Hier empfiehlt sich der Einsatz von Reinigungsfluiden oder Mizellenwasser, welche ohne zusätzliches Wasser auskommen. So verbleiben die NMF, also etwa Aminosäuren, Glycerin oder Harnstoff, vermehrt in der Haut. Komplett verzichten sollten Patienten auf Gesichtswässer, mechanische oder chemische Peelings und Zubereitungen mit durchblutungsfördernden oder adstringierenden Inhaltsstoffen, also Alkohol, Menthol, Kampfer, Eukalyptus, Hamamelis oder Zinksulfat.
UV-Strahlung zählt zu den Triggerfaktoren einer Rosacea, es ist daher auch an wolkigen Tagen oder in den Wintermonaten auf ausreichend Lichtschutzfaktoren (LSF) in der Pflege zu achten. Diese können bereits in der Tagescreme integriert sein oder anschließend mit einem Sonnenschutzprodukt aufgetragen werden. Die Leitlinie erinnert daran, dass in Tagescremes ein meist nur mäßig starker Lichtschutz enthalten ist, also etwa LSF 20. Wer sich also länger im Freien aufhält, der benötigt einen höheren Lichtschutzfaktor oder muss nachlegen. Dermatologen empfehlen eher physikalische Blocker wie Titandioxid und Zinkoxid anstatt chemische Filter, da diese teilweise allergisierend und nicht photostabil sind. Das könnte die Haut reizen.
Dekorative Kosmetik sollte nach Möglichkeit auf ein Minimum reduziert werden, um nicht notwendige Reizungen zu vermeiden. Häufig enthalten bereits die Pflegezubereitungen grüne Farbpigmente, um nach Applikation das Erythem der Haut zu kaschieren. Auch bei dekorativer Kosmetik ist die Galenik zu beachten. So sollten leichte Puder oder Cremes gegenüber lipidreicher Kosmetik wie etwa Camouflage bevorzugt werden – auch wenn letztere Erytheme besser abdecken. Doch diese stark deckenden Make-ups sind oft nur durch intensives Reinigen zu entfernen, was die Haut reizt. Manchmal ist es besser und wirkt natürlicher, lediglich die einzelnen Rötungen zu kaschieren, am besten mit einem fettfreien Concealer oder Abdeckstift.