Wechseljahre |
Die Eierstöcke hören auf, Estrogen und Gestagen zu produzieren und die Monatsblutung bleibt aus: In den Industrienationen kommen Frauen im Durchschnitt mit 51 Jahren in die Wechseljahre. Etwa jede dritte Frau leidet in der Menopause unter starken Symptomen, die von Hitzewallungen und Schlafstörungen über trockene Schleimhäute bis hin zur Depression reichen können. Hier können Apotheker und PTA beratend zur Seite stehen.
Ab dem 40. Lebensjahr geht der Follikelvorrat in den Eierstöcken zur Neige. Dieser ist schon bei der Geburt fest angelegt; im Laufe des Lebens können keine weiteren Eizellen mehr nachwachsen. Irgendwann lässt auch die Arbeit der Eierstöcke nach und das gestörte Heranreifen der Follikel bewirkt einen Estrogenmangel. Der Eisprung bleibt immer häufiger aus, sodass auch der Gelbkörper immer weniger gebildet wird und die Progesteronspiegel sinken. In den Wechseljahren stellen die weiblichen Hormone also langsam, aber sicher ihre Dienste ein.
Die menopausale Transition – wie die Wechseljahre in der Fachsprache auch genannt werden – dauert vier bis acht Jahre, wobei die Menopause, also der Zeitpunkt der letzten Blutung, meist um das 50 bis 53. Lebensjahr herum liegt.
Zu Beginn bewirken die schwankenden Hormonspiegel wechselnde Zykluslängen. Häufig kommt es zu verkürzten Zyklen unter 25 Tagen und verstärkten Periodenblutungen – ein Zeichen für die Prämenopause. Größere Abstände im Zyklus mit Lücken von mindestens zwei Monaten sind ein Zeichen für die späte Übergangsphase Richtung Menopause.
Die größer werdenden Abstände der Regelblutungen sind der fehlenden Gelbkörperproduktion und dem daraus resultierenden relativen Estrogenüberhang im Verhältnis zu Progesteron geschuldet.
Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Blutung und meist um das 50 bis 53. Lebensjahr herum. Erst, wenn die Menstruation an zwölf aufeinanderfolgenden Monaten ausgeblieben ist, gilt die Menopause als gesichert.
Die ersten Veränderungen bemerken Frauen bereits zehn Jahre vorher, doch spätestens in der Perimenopause, wenn bereits ein Hormonmangel vorliegt, stellen sich die typischen Beschwerden ein.
Dazu zählen Hitzewallungen und Schweißausbrüche, aber auch Schlafstörungen, urogenitale Beschwerden wie Scheidentrockenheit, Inkontinenz und häufige Harnwegsinfekte, zentralnervöse Symptome wie Stimmungsschwankungen und Weinerlichkeit, Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen, sexuelle Funktionsstörungen, Beeinträchtigung des Knochen- und Gelenkapparates, ein erhöhtes Risiko für Herzgefäßerkrankungen sowie Haut- und Haarveränderungen.
Bei der Frage nach einer Hormonersatztherapie (HRT) oder nicht, stehen an erster Stelle die Beschwerden, die eine Frau hat. Die S3-Leitlinie »Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen« sieht vor, Frauen mit vasomotorischen Beschwerden einen Hormonersatz anzubieten. Ausgenommen sind Frauen mit Estrogenrezeptor-positivem Mammakarzinom oder anderen hormonabhängigen Tumoren.
Eine Hormonersatztherapie kann Frauen, die unter massiven Symptomen der Wechseljahre leiden, wieder mehr Lebensqualität bringen. Richtig angewandt zeigt sie zudem weitere positive Effekte: das Herz-Kreislauf- und Diabetesrisiko verringern sich, Frauen unter HRT haben seltener hohen Blutdruck, die Blutfette bleiben eher normal, mit den Wechseljahren einhergehende Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen können sich bessern.
Bei der Verordnung einer HRT sind Nutzen und Risiken stets gegeneinander abzuwägen. Zu den potenziellen und meist diskutierten Gefahren zählt das erhöhte Risiko der Entstehung eines Mamma-, Endometrium- und Ovarialkarzinoms.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eine Hormonersatztherapie lindert effektiv klimakterische Beschwerden. Unbestritten ist auch der positive Effekt auf die Knochenstruktur mit Senkung der Frakturraten. Ein präventiver Einsatz wird jedoch nicht empfohlen, ebenso wenig zur Prävention koronarer Herzkrankheiten. In Bezug auf ein mögliches Krebsrisiko muss eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung vorgenommen werden.
Eine Hormonersatztherapie sollte zu Beginn der Wechseljahre begonnen werden, also wenn die Beschwerden auftreten. Im Hinblick auf die präventiven Effekte der Therapie und die Risiken ist das beste Zeitfenster ganz am Anfang der Wechseljahre.
Als geeignete Therapiedauer nennen Fachgesellschaften drei bis fünf Jahre. Wird die Hormongabe zu früh beendet, können die Beschwerden zurückkehren und die präventiven Effekte beispielsweise hinsichtlich der Knochengesundheit oder kardiovaskulärer Erkrankungen verloren gehen. Erkrankungsrisiken würden lediglich nach hinten verschoben. Grundsätzlich können Patientinnen Experten zufolge deutlich länger als drei bis fünf Jahre behandelt werden.
Wenn es um Phytopharmaka gegen Wechseljahresbeschwerden geht, raten PTA und Apotheker meist zu Präparaten mit Extrakten aus Traubensilberkerze, Sibirischem Rhabarber, Rotklee oder Soja.
Die aktuelle Leitlinie zur Diagnostik und Behandlung von Beschwerden der Peri- und Postmenopause empfiehlt diese Extrakte nicht explizit. Denn aus Sicht der Experten gibt es nicht genügend gute Studien, um den Extrakten eine Wirksamkeit zu attestieren. Dennoch stellt die Leitlinie klar und deutlich fest, dass ein Nutzen der Präparate vor allem in der Reduktion von Hitzewallungen anzunehmen ist. Und die Risiken sind gering.
Aus Sicherheitsgründen gilt jedoch: Frauen mit einer aktuellen oder überstandenen Brustkrebserkrankung sollten keine Phytoöstrogene einnehmen – andere synthetische Estrogene im Übrigen auch nicht. Bei einer ärztlich verordneten Hormontherapie sprechen Frauen am besten mit ihrem Arzt, wenn sie zusätzlich auf ein pflanzliches Präparat gegen die Beschwerden setzen möchten.
Der Markt für pflanzliche Produkte gegen Wechseljahresbeschwerden ist auch außerhalb der Apotheke groß. In Reformhäusern, Drogeriemärkten und im Internet wird eine Vielzahl von Präparaten beworben. Die Zubereitungen weisen jedoch Unterschiede auf und auch die Sicherheit vieler Präparate ist unklar. Wegen der strengeren Qualitätskriterien sollte zugelassenen Arzneimitteln mit standardisierten Extrakten der Vorzug gegeben werden.
Am besten sind Spezialextrakte der Traubensilberkerze und des Rhabarbers untersucht. Die Stammpflanze der Extrakte der Traubensilberkerze ist Actaea racemosa, früher auch als Cimicifuga racemosa bezeichnet. Der alte botanische Name Cimicifuga ist noch sehr geläufig und in manchen Präparatenamen zu finden.
Traubensilberkerzen-Extrakt ist indiziert bei psychischen und neurovegetativen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen. Bis zum Wirkungseintritt von Cimicifuga vergehen etwa vier bis sechs Wochen. Frauen mit einer Lebererkrankung sollten Traubensilberkerze-Präparate sicherheitshalber nicht anwenden. Cimicifuga wird auch mit Johanniskraut kombiniert, um verstärkt depressive Verstimmungen zu bessern.
Ebenso kann der Wurzelextrakt des Sibirischen Rhabarbers, auch als Rhapontikrhabarber bezeichnet, bei Wechseljahresbeschwerden helfen. Auch von dieser Heilpflanze ist ein Spezialextrakt umfangreich untersucht worden. Studien zufolge bessert der Extrakt verschiedene Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Angstzustände, Reizbarkeit und depressive Verstimmungen. Bis sich die Wirkung voll entfaltet, benötigt auch dieses Phytopharmakon einen gewissen Vorlauf von einigen Wochen.
Behalten Frauen ihr gewohntes Essverhalten in der Menopause bei, besteht ein großes Risiko, zuzunehmen. Aus hormonellen Gründen sammeln sich die überschüssigen Pfunde dann meist am Bauch.
Wer abnehmen möchte und den Erfolg halten will, muss langfristig denken und Energieaufnahme und -verbrauch in ein vernünftiges Verhältnis bringen. Die deutschen Fachgesellschaften empfehlen zum Abnehmen eine Ernährung, die 500 bis 800 Kalorien pro Tag unter dem tatsachlichen Bedarf liegt. In Kombination mit regelmäßigem Sport purzeln so im Schnitt etwa 0,5 bis 1 Kilogramm pro Woche.
Dazu sollte mehr Aktivität in den Alltag eingebaut werden, wie beispielsweise kurze Spaziergänge in der Mittagspause statt Zeitung lesen, Treppen laufen statt Fahrstuhl fahren und bei kürzeren Strecken auf das Auto verzichten und zu Fuß gehen. Vielleicht können sogar größere Entfernungen regelmäßig mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Noch besser: zusätzlich zwei- bis dreimal pro Woche Sport treiben. Optimal sind Ausdauersportarten wie Walken, Wandern, Radfahren oder Schwimmen.
Ernährung umstellen: Nicht weniger und einseitig, sondern anders und genussvoll essen ist die Devise. Empfehlenswert sind Lebensmittel mit einer niedrigen Kaloriendichte. Das sind Produkte, die satt machen und trotzdem kalorienarm sind: Vollkornbrot statt Baguette, Naturreis statt poliertem Reis, Pellkartoffeln statt Pommes, mageres Geflügel statt Haxe. Außerdem dürfen Fisch, Milchprodukte, Hülsenfrüchte und Gemüse nicht fehlen. Vorsicht ist bei Getränken geboten: Cola, Limonade, Fruchtsäfte und Alkohol sind Kalorienbomben. Ebenso der beliebte Coffee-to-go mit Sahne, Sirup und Schokosplittern. Besser sind Mineralwässer, Tees und Fruchtsaftschorlen.
Auch Obst und Gemüse sind ideal zum Abnehmen. Gemüse kann in unbegrenzter Menge auf dem Speiseplan stehen. Es liefert jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und andere gesunde Inhaltsstoffe wie sekundäre Pflanzenstoffe und Ballaststoffe, aber kaum Kalorien. Obst liefert ähnliche Inhaltsstoffe wie Gemüse, enthält aber etwas mehr Energie in Form von Zucker. Deshalb reichen hier zwei Portionen am Tag aus.
Zwar lassen sich klimakterische Beschwerden mitunter mit pflanzlichen Präparaten und einer kognitiven Verhaltenstherapie lindern. Die besten Effekte gehen jedoch von einer Hormonersatztherapie (HRT) aus.
Während man vor einiger Zeit eine Hormonersatztherapie (HRT) eher als allgemeine Gesundheitsprävention bei postmenopausalen Frauen gesehen hat, empfehlen die Leitlinienautoren heute, bei Patientinnen mit klimakterischen Beschwerden bereits im perimenopausalen Alter zu beginnen und die HRT so lange wie möglich fortzuführen.