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Berufliche Schule 06 Hamburg-Bergedorf

Themenkonferenz Inklusion

Die diesjährige pädagogische Jahreskonferenz an der Beruflichen Schule 06 in Hamburg-Bergedorf Anfang April widmete sich dem Thema Inklusion.
BS06 (Christian Hoffmann)
13.04.2022  16:00 Uhr

Zum Auftakt gab es einen ersten Input der erblindeten Moderatorin Dörte Maack. Sie führte das Leben einer schillernden Zirkusartistin - bis sie die Diagnose einer unheilbaren Augenkrankheit wie ein Schlag traf. Sie fasste zwei Pläne. A: Nicht blind zu werden. B: Wenn doch, sich das Leben zu nehmen. Sie klammerte sich an jeden Strohhalm, doch die Erblindung schritt voran. Am Tiefpunkt angekommen, spürte sie wieder etwas Boden unter den Füßen. Es reifte Plan C: Sie ging als blinde Moderatorin und Rednerin zurück auf die Bühne und lernte mit dem letzten bisschen Sehrest den Mann ihres Lebens kennen, der für sie fortan nicht mehr älter wurde.

Bewegend und mit viel Witz schilderte Maack den Prozess dramatischer Veränderungen, den sie mit Mut und Zuversicht selbst in die Hand nahm. Sie hatte vor der Lehrerprüfungskommission die Sportprüfung abzulegen. Aufgabe: Hürdenlauf. Hier hat man hautnah miterlebt, wie sich Maack auf diese Prüfung vorbereitet hat. Am Ende war die Parole: »Lauf, lauf, Sprung«, und sie bestand die Prüfung, ohne eine Hürde zu reißen. Anschaulich und mit viel Wärme, aber auch Trauer hat sie ihre Erlebnisse in einem Buch zusammengetragen.

Minimale Diskriminierung, maximale Bildung

Anschließend hielt Professor Dr. Rolf Werning einen weitereren Vortrag zum Thema Inklusion – dieses Mal mit der wissenschaftlichen Brille. Inklusive Bildung ist demnach die Minimierung von Diskriminierung und die Maximierung von Bildungschancen und sozialer Partizipation für alle. Ziel ist es für das Individuum, die bestmögliche Entwicklung, die Wahrung der Würde und die Entfaltung des Selbstwertgefühls aller an Bildungsprozessen Beteiligten zu ermöglichen. Wichtig sei, so Werning, dass die individuelle Rückmeldung der Leistung und Erfolge für die Schülerinnen und Schüler erkennbar sind. Des Weiteren darf Inklusion nicht additiv, also zusätzlich, erfolgen, sondern sollte in den Unterricht integriert werden. Im Anschluss an den Vortrag wurden in Gruppenarbeit abteilungsübergreifend Fragen zu einer anschließenden Diskussion erarbeitet und im Plenum vorgetragen.

Nach der Mittagspause erwarteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Trialog, also ein Diskurs aus drei Perspektiven: Das Erleben von Psychiatrie-Erfahrenen, das von Angehörigen und fachliche Hintergrundinformationen zu den Krankheiten. So fanden sich als Betroffener Ralf Albers, als Angehörige Ute Becker und als wissenschaftliche Begleitung Rabea Fischer vom Verein „Irre menschlich Hamburg“ auf dem Podium ein. In einer sehr interessanten Diskussion wurden die Themen Alkoholabhängigkeit, Angst, Depression und Zwangshandlung aus den verschiedenen Blickwinkeln betrachtet und mit den teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen gemeinsam betrachtet und analysiert.

Den ganzen Tag hatten alle Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse und Werte zur Inklusion in das private Wertebuch einzutragen. Dieses kann weiter als Portfolio genutzt werden.

Abschließend gab es noch einmal eine Arbeitsphase, in der die einzelnen Abteilungen spezifische Werte zur Inklusion und daraus entsprechende Zielen formulieren sollten. An diesen soll nun innerhalb der Abteilung in der nächsten Zeit weitergearbeitet werden. Bevor das Plenum ein Feedback gab, wurden die Ergebnisse dem Plenum vorgestellt.

Das Resümee eines großartigen Tages: Vielen Dank für die tolle Organisation von Julia Hildebrandt, Peggy Graff und Regina Müller. Wir sind auf einem guten Weg, an der BS 06 Inklusion zu implementieren.