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Handlungsempfehlung 

Therapie von Diabetikern mit Covid-19 optimieren

Für Diabetespatienten mit Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas oder Bluthochdruck kann ein effektives Diabetes-Management ausschlaggebend sein, um Komplikationen in Folge einer Coronavirus-Infektion zu vermeiden. Das betonte die Präsidentin der Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Professor Monika Kellerer, in einer Pressemitteilung.
Christiane Berg
09.04.2020  14:00 Uhr

Auch bei Patienten mit Diabetes mellitus, die mit Blick auf die Corona-Pandemie neben Senioren oder Menschen unter anderem mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den Risikogruppen zählen, ist zwischenzeitlich eine hohe Corona-Infektionsrate zu verzeichnen. Das ist laut DDG besonders fatal, da sie ein gesteigertes Risiko für schwere Krankheitsverläufe einschließlich Lungen- und Multiorganversagen besitzen.

Die DDG hat daher jetzt »Praktische Empfehlungen zum Diabetes-Management bei einer Covid-19-Erkrankung« mit detaillierten Hinweisen auch zur Handhabung der eingesetzten Antidiabetika herausgegeben, die auf der Homepage der Fachgesellschaft zur Verfügung stehen.

Generelle Grundvoraussetzungen für eine effektive Diabetes-Behandlung seien eine gute Einstellung des Blutzuckers und des Blutdrucks bei gleichzeitiger Überwachung möglicher Zeichen einer Keto- oder Laktatazidose.

Kellerer betonte, dass bei der intensivmedizinischen Betreuung von Diabetes-Patienten die individuelle und flexible Anpassung der medikamentösen Therapie beim gleichzeitigen Ausschluss möglicher Wechselwirkungen zwischen antidiabetischen und antiviralen Wirkstoffen unumgänglich werden kann.

Handlungsempfehlungen zur Vermeidung von Komplikationen

»Im Falle schwerer Covid-19-Krankheitsverläufe ist es anzuraten, eine eventuell vorbestehende orale Medikation durch eine Insulinbehandlung zu ersetzen«, unterstrich Professor Jochen Seufert aus Freiburg, der Mitautor der Handlungsempfehlungen ist.

Insulin geht aus Sicht des Diabetologen mit weniger Komplikationen durch Keto- oder Laktatazidosen einher und sei darüber hinaus besser mit antiviralen Medikamenten wie Hydroxychloroquin kombinierbar. Im Falle einer Insulintherapie sei die Überwachung der Blutglukosewerte zudem wesentlich einfacher. Auch könne im Rahmen der intensivmedizinischen Therapie Corona-infizierter Diabetes-Patienten der Einsatz von Perfusoren zur regelmäßigen Insulin-Applikation bedeutsam sein, so Seufert.

Idealerweise sollte der Blutglukosewert infizierter Diabetespatienten zwischen 70 und 180 mg/dl oder 3,9 und 10 mmol/dl und der Langzeitblutzuckerwert HbA1c unter 7,5 liegen. Bei intensivmedizinisch betreuten Patienten sei ein Blutzuckerwert zwischen 140 und 180 mg/dl beziehungsweise 7,8 bis 10 mmol/dl anzustreben. Der Blutdruck sollte sowohl bei milden sowie schweren Verläufen 135/85 mmHg möglichst nicht übersteigen.

Infizierte auf Diabetes untersuchen

Die DDG hebt hervor, dass alle mit SARS-CoV-2 infizierten Personen hinsichtlich eines nicht bekannten Diabetes mellitus untersucht werden sollten. Nur so könnte stoffwechselbedingten Komplikationen im Krankheitsverlauf rechtzeitig entgegengewirkt werden.

Patienten mit Diabetes mellitus und mildem Verlauf einer Corona-Infektion,die nicht stationär therapiert werden müssen, sollten im engen telefonischen oder telemedizinischen Kontakt mit ihrer diabetologischen Schwerpunktpraxis stehen – dieses insbesondere bei einer Insulintherapie oder der potentiell problematischen basal-unterstützten Oraltherapie. Das gelte gerade für Frauen mit einem Gestationsdiabetes sowie Patienten mit Typ1-Erkrankungen und/oder Komorbiditäten.

Unabhängig von Coronavirus-Infektionen sei ein Diabetes-Screening per HbA1c-Bestimmung bei allen klinischen, aber auch ambulanten Patienten über 50 Jahren indiziert. Zwar sei bekannt, dass in Deutschland sieben Millionen Menschen mit der Diagnose Diabetes mellitus leben. Doch sei von circa 1,3 Millionen Menschen auszugehen, die nicht wissen, dass sie an einem Diabetes mellitus leiden.

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