Tipps im Umgang mit künstlichem Darmausgang |
(K)ein Tabuthema: Patienten mit künstlichen Darmausgang gilt es, sicher und kompetent zu beraten. Denn eine gute Versorgung ermöglicht ein nahezu normales Leben. / Foto: Adobe Stock/Martina
Die Versorgung eines künstlichen Darmausgangs ist ein intimer Vorgang und die meisten Patienten sind froh, wenn sie ihn nach der Operation selbst übernehmen können. Welche Schritte dabei beachtet werden müssen, hängt zunächst einmal davon ab, ob Betroffene ein ein- oder zweiteiliges Stomasystem tragen: Bei einteiligen Systemen ist der Beutel, der die Ausscheidungen auffängt, fest mit einem Hautschutz verbunden.
Dieser hält die Versorgung am Körper, schützt die Haut vor den Ausscheidungen und wird bei jedem Versorgungswechsel mit ausgetauscht. Zweiteilige Systeme bestehen zusätzlich aus einer sogenannten Basisplatte. Diese sorgt dafür, dass der Beutel am Stoma verbleibt, indem er entweder mit einem Rastring oder über eine Klebeverbindung an der Basisplatte fixiert wird. Die Basisplatte selbst muss nicht bei jedem Beutelwechsel mit ausgetauscht werden, sondern nur alle zwei bis vier Tage.
Die Beutel gibt es in unterschiedlichen Größen, transparent oder mit hautfarbenem Vliesbezug, als Einmalbeutel oder zum sogenannten Ausstreifen (offene Beutel). Bei Letzterem kann der Inhalt durch eine unten am Beutel befindliche Öffnung entsorgt werden, ohne dass der Beutel gleich gewechselt werden muss. Welches Produkt geeignet ist, hängt neben den persönlichen Vorlieben von der Lage des künstlichen Darmausgangs ab. Bei einem Dickdarmausgang raten Stomatherapeuten zu Einmalbeuteln, da die Ausscheidung breiig bis fest in der Konsistenz ist. Ein Dünndarmausgang fördert flüssig bis dünnbreiige Ausscheidungen, hier eignen sich Beutel zum Ausstreichen.
Ein Versorgungswechsel wird empfohlen, wenn der Beutel zur Hälfte gefüllt, der Aktivkohlefilter erschöpft, die Versorgung undicht ist oder ein unangenehmes Gefühl verursacht. Gereinigt werden Haut und Stomaanlage mit feuchten Vlieskompressen und zwar spiralförmig von außen nach innen. So wird verhindert, dass Ausscheidungen und Darmbakterien über die Bauchdecke verteilt werden. Nur ein künstlicher Blasenausgang wird von innen nach außen gereinigt, um eine Keimeinschleppung in die Nieren zu verhindern. Anschließend kann der Bereich mit Kompressen trocken getupft und an der Luft nachtrocknen gelassen werden.
Um den Säureschutzmantel der Haut zu erhalten, wird zur Reinigung mit Wasser geraten. Reicht diese bei starker Verschmutzung nicht aus, können Betroffene auf eine alkalifreie Waschlotion oder fertige Reinigungstücher (zum Beispiel Babyfeuchttücher ohne Öl) ausweichen. Desinfektionsmittel, Alkohol oder parfümierte Seifen hingegen sollten vermieden werden. Sie verändern die Hautflora und trocknen die Haut aus. Fetthaltige Salben und Cremes sowie Öl und Ölbäder können verhindern, dass das Hautschutzmaterial sicher haftet. Waschlappen und Schwämme sind ebenfalls ungeeignet, da sie einen guten Nährboden für Bakterien und Pilze bilden. Auch Zellstoff, Watte, Papiertaschentücher und Toilettenpapier können stark an der Darmschleimhaut haften und lassen sich nur schwer entfernen.
Wird die Hautschutzplatte mitgewechselt, sollte sie vorsichtig von oben nach unten abgelöst werden. Dabei die Haut leicht straffen. Ist das erste Stück gelöst, erleichtert eine wassergetränkte Vlieskompresse zwischen Haut und Hautschutzplatte das Ablösen. Das Aufkleben der neuen Hautschutzplatte erfolgt in umgekehrter Richtung von unten nach oben. Wird eine Basisplatte geklebt, geschieht das von innen nach außen.
Eine bessere Haftung auf der Haut kann erreicht werden, wenn die Handfläche zwei bis drei Minuten lang auf das System aufgelegt wird. Wichtig ist, dass der Hautschutz möglichst exakt auf die Form und Größe des Stomas abgestimmt wird. Dafür stellen viele Hersteller Schablonen zur Verfügung. In den ersten Wochen nach der Operation beobachten Patienten häufig, dass das Stoma kleiner wird. Aber auch etliche Jahre nach der Operation kann es sich immer wieder verändern. Damit die Hautschutzplatte gut haftet, wird diese ebenfalls auf den Patienten abgestimmt. So gibt es flache Platten, die sich für glatte Bauchoberflächen eignen oder leicht gewölbte Platten, die bei Anlagen im Hautniveau oder in kleinen Hautfalten eingesetzt werden.