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Typhus abdominalis

Typhus – Folge von Hygienemängeln

»Cook it, boil it, peel it or forget it« – diese alte Globetrotter-Weisheit gilt auch für die Prophylaxe von Typhuserkrankungen. Diese sind die klassische Folge mangelnder Nahrungshygiene, denn die Erreger gelangen hauptsächlich aus dem Stuhl von Erkrankten ins Trinkwasser oder auf Lebensmittel.
Edith Schettler
25.07.2019  15:00 Uhr

Unter schlechten hygienischen Bedingungen ist daher die Ansteckungsgefahr groß. War der Typhus schon früher als Folge von Kriegen gefürchtet, so ist er heute daneben ein Problem von Ländern mit fehlender hygienischer Infrastruktur.

Jährlich werden weltweit etwa 22 Millionen Typhusfälle statistisch erfasst, wobei subtropische und tropische Länder vor allem Asiens und Nordafrikas die höchsten Erkrankungsraten haben. Als Folge von bürgerkriegsähnlichen Zuständen oder Naturkatastrophen steigt die Infektionsrate nochmals an, wobei die meisten Erkrankungsfälle gar nicht registriert werden. In Deutschland erkranken weniger als 50 Menschen pro Jahr an der Infektionskrankheit, meist nach einem Aufenthalt in einem Risikogebiet ohne Impfschutz. Nach dem Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen gehört Typhus bereits als Verdachtsdiagnose zu den meldepflichtigen Krankheiten in unserem Land.

Gefahr auf dem Salatbüfett

Auslöser der Krankheit sind Salmonella enterica Typhi Bakterien, wobei deren Bezeichnung direkt an eine Durchfallerkrankung denken lässt. Durchfall ist zwar eines der Symptome, allerdings ist der Typhus abdominalis, kurz Typhus genannt, keine Durchfallerkrankung, sondern eine fieberhafte Allgemeinerkrankung. Erst nach 14 Tagen kann Durchfall auftreten. Bis dahin hat sich der Erreger im gesamten Körper ausgebreitet und eitrige Abszesse in den Organen verursacht.

Beispielsweise über die Nahrung gelangen die Salmonellen ins Blut und wandern von dort zu den Lymphknoten. Der Darm als großes Immunorgan verfügt über viele Lymphknoten in der Darmwand, auch dort nisten sich die Erreger ein. Während sie sich im gesamten Körper ausbreiten, leidet der Patient an anhaltend hohem Fieber von 40 bis 41 °C und dabei regelmäßig an einer Obstipation. Typisch sind außerdem eine Bradykardie und eine zunehmende Benommenheit – »Typhus« kommt aus dem Griechischen und bedeutet »Nebel«. Nach etwa zwei Wochen kommt werden Darm-Lymphknoten geschwürig zerstört, was sich in einem erbsbreiartigen, blutigen Durchfall äußert. Nach überstandener akuter Erkrankung können in 2 bis 5 Prozent der Fälle die Erreger lebenslang in den Gallengängen und der Gallenblase persistieren und den Patienten zum chronischen Krankheitsträger machen, oft ohne sein Wissen.

Die meisten Ansteckungen geschehen nicht im akuten Stadium der Erkrankung, sondern über die Erreger, die im Stuhl äußerlich gesundeter Personen vorhanden sind. Über Schmierinfektionen gelangen die Erreger auf Nahrungsmittel, über Toiletten und Abwässer in Flüsse, Seen und ins Meer. Immer wieder treten beispielsweise in tropischen Ländern Typhusfälle selbst in den besten Hotels auf, wenn Dauerausscheider im Lebensmittelbereich beschäftigt sind. Für Urlauber ist es daher wichtig, Hygieneregeln zu beachten. So sollten sie vorbereitete Speisen wie Salate, die noch dazu über längere Zeit auf einem Büfett bei Raumtemperatur lagern, möglichst meiden und statt dessen frisch gegarte Gerichte verzehren. Auch Eiswürfel in Getränken können mit Bakterien kontaminiert sein, ebenso wie offenes Trinkwasser aus Karaffen. In den Tropen öffnet man sich seine Wasserflasche lieber selbst und benutzt auch zum Zähneputzen Wasser aus original verschlossenen Flaschen. Rohes Obst und Gemüse sollte man mit einwandfreiem Wasser gründlich waschen und wenn möglich schälen. Rohe Meeresfrüchte können ebenfalls mit Typhuserregern verunreinigt sein, wenn Fäkalien ungeklärt ins Meer gelangen. Häufiges Händewaschen, vor allem nach dem Gang auf die Toilette, sollte selbstverständlich sein.

Antibiotika gegen Typhus 

Ist der Typhus zweifelsfrei diagnostiziert, lässt der Arzt ein Antibiogramm erstellen, anhand dessen er die antibiotische Therapie festlegt. Eng verwandt mit der Typhuserkrankung ist der Paratyphus, der in drei Typen A, B und C auftritt und durch Salmonella enterica Paratyphi A, B oder C verursacht wird. Die Symptome ähneln sich aufgrund der engen Verwandtschaft der Erreger, die Krankheit verläuft jedoch milder. Während Typhus nur von Mensch zu Mensch übertragen wird, ist für den Paratyphus Geflügel ein Erregerreservoir, ähnlich wie für andere Salmonellen.

Beide Erkrankungen können mit Antibiotika behandelt werden. Zum Einsatz kommen in der Regel Ciprofloxacin oder Cephalosporine der dritten Generation wie Cefotaxim. In den Endemiegebieten werden immer häufiger Resistenzen beobachtet, was die Therapie zunehmend erschwert. Nach Abschluss der antibiotischen Behandlung werden in Abständen von ein bis zwei Tagen Stuhlproben auf das Vorhandensein von Salmonella Typhi untersucht, der Patient gilt nach drei aufeinanderfolgenden negativen Tests als geheilt.

Vor Reisen impfen lassen

Die Impfung gegen Typhus gehört zu den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert-Koch-Institut empfohlenen Impfungen. Dafür stehen ein oral und ein parenteral zu applizierender Impfstoff zur Verfügung. Besonders vor Reisen in die Endemiegebiete Asiens, Südamerikas und Nordafrikas, speziell bei einfachen Reisebedingungen sowie bei aktuellen Krankheitsausbrüchen oder Katastrophen ist eine Impfung unbedingt empfehlenswert.

Der orale Lebendimpfstoff (Typhoral L® ) wird dreimal als magensaftresistente Kapsel im 2-Tage-Abstand eingenommen, wobei die Dosierung für Kinder und Erwachsene gleich ist. Er besteht aus Typhusbakterien, denen ein wichtiges Enzym zur Energiegewinnung, die Galaktose-Epimerase, fehlt. So können die Erreger nur eine kurze Zeit im Darm überleben, die für die Ausbildung der Immunität jedoch meist ausreicht.

Der Impfstoff besitzt eine gute Verträglichkeit und verleiht etwa 60 Prozent der Geimpften (Erwachsene und Kinder ab fünf Jahre) Schutz für etwa ein Jahr. Laut Fachinformation ist eine Auffrischungsimpfung bei erneuter Indikation erst nach drei Jahren erforderlich. Je nach Reisedauer, Reisestil und medizinischer Versorgungslage im Reiseland kann auch eine frühere Nachimpfung notwendig werden, da der Schutz im Verlauf der Jahre und bei nicht durchgehender Exposition durch ein Fehlen der natürlichen Boosterung abnimmt.

Der parenteral zu verabreichende Impfstoff aus hochgereinigtem Vi-Antigen (Typherix®), Typhim Vi®) ist ebenfalls gut verträglich und bietet ab einer Woche nach einmaliger Gabe ebenfalls um 60 Prozent der geimpften Erwachsenen und Kinder über zwei Jahre einen Impfschutz bis zu drei Jahren. Eine Boosterung ist wie bei allen derartigen Impfstoffen nicht möglich. Schwangere können bei zwingender Indikation sowohl mit Lebend- als auch mit Totimpfstoff aktiv immunisiert werden, jedoch entscheidet der Arzt, ob die Impfung besser bis nach der Geburt verschoben werden kann.

Mit Hepatyrix® und ViATIM® sind zwei Kombinationsimpfstoffe auf dem Markt, bei denen zeitgleich mit der Immunisierung gegen Typhus ein Schutz vor Hepatitis A möglich ist. Die parenteral zu verabreichenden Impfstoffe sind für Jugendliche ab 15 beziehungsweise 16 Jahren und Erwachsene zugelassen. Beide enthalten Vi-Kapselpolysaccharide von Salmonella Typhi und inaktivierte Hepatitis-A-Viren. Die Kombination ist für alle Reisenden sinnvoll, die sich unter ungünstigen hygienischen Bedingungen im Reiseland aufhalten. Hepatitis A-Erkrankungen werden durch Viren hervorgerufen, die ebenfalls fäkal-oral übertragen werden können. Etwa 14 Tage nach Applikation des Impfstoffes ist der Schutz gegen Hepatitis A aufgebaut, eine zweite Dosis eines Hepatitis A-Impfstoffes innerhalb von sechs bis 36 Monaten schützt für mindestens zehn Jahre vor einer Ansteckung mit den Viren. Der Schutz vor Typhus beträgt wie beim Monoimpfstoff 36 Monate. Danach muss eine erneute Immunisierung erfolgen, falls ein weiterer Schutz notwendig ist. Für Schwangere gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie beim Lebendimpfstoff.

Besonders unter dem Vorzeichen der fortschreitenden Antibiotikaresistenzen der Salmonella Typhi-Stämme ist eine Impfung für Reisende in Endemiegebiete, aber auch für die einheimische Bevölkerung, wichtig im Kampf gegen die Infektionskrankheit. Seit Einführung der Antibiotikabehandlung des Typhus ist die Sterberate auf etwa 1 Prozent gesunken, jetzt könnten Resistenzen dafür sorgen, dass sie wieder ansteigt.

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