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Hautkrebsrisiko versus schädliche Inhaltsstoffe

Unbedingt Sonnencreme verwenden – aber nur frische

Wer sich in die Sonne begibt, sollte seine Haut in jedem Fall weiterhin mit Sonnencreme schützen – allen Meldungen über kritische Inhaltsstoffe in Sonnenschutzmitteln zum Trotz. Das empfiehlt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) in einer Pressemitteilung. Sie rät jedoch auch dazu, nur frische Cremes zu verwenden.
Katja Egermeier
21.06.2021  12:00 Uhr

Zum Hintergrund: Vor wenigen Monaten ist bekannt geworden, dass »gealterte« Sonnencremes eine schädliche Wirkung haben könnten. Festgestellt haben das französische Wissenschaftler der Universität Sorbonne, die laut ihrer im März im Fachjournal »Chemical Research in Toxicology« veröffentlichten Studie bei 16 von 17 getesteten Sonnenschutzprodukten deutlich erhöhte Benzophenon-Konzentrationen fanden.

Doch wie kommt dieser Stoff in dieser Konzentration in die Sonnencreme? Benzophenon werden krebserregende und auf das Hormonsystem wirkende Eigenschaften nachgesagt, weshalb er aus Sicht der europäischen Kosmetikkommission in Sonnenschutzmitteln allenfalls in Spuren vorhanden sein darf.

Wie die Forscher herausgefunden haben, zersetzt sich der bislang als unbedenklich gegoltene und meist in Sonnencremes verwendete UV-Filter Octocrylen bei längerer Lagerung zu Benzophenon. »Bislang galt der Einsatz von Octocrylen als unbedenklich, sofern bei Patienten keine Photoallergie gegen Ketotifen (ein Antiallergikum) bestand. Diese Forschungen zeigen jedoch, dass der Einsatz zu überdenken ist, da das Vorhandensein von Benzophenon nicht ausgeschlossen werden kann«, erklärt Professor Dr. med. Peter Elsner, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena und Beauftragter für die Öffentlichkeitsarbeit der DDG.

Niemals auf das Eincremen verzichten

Die Abwägung zwischen den zwei Risiken – Hautkrebsrisiko durch UV-Strahlung einerseits und schädliches Benzophenon in Sonnencremes andererseits – fällt für die DDG eindeutig aus: »Die Schlagzeilen zu ›krebserregenden Stoffen in Sonnencremes‹ dürfen nicht dazu führen, dass das Eincremen reduziert oder gar darauf verzichtet wird. Das wäre fatal!«, erklärt Professorin Dr. Julia Welzel, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Augsburg, Medizincampus Süd und Generalsekretärin der DDG. Die UV-Strahlung der Sonne sei eines der Hauptrisiken für die Entstehung von Hautkrebs und ein bekanntes Karzinogen. Hier stehe ein echtes, durch Studien belegtes Risiko dem eher hypothetischen Risiko von Benzophenon gegenüber.

»Der Schutz vor Hautkrebs überwiegt die Gefahr, dass möglicherweise schädigende Substanzen durch die Haut eindringen.«
Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG)

Ein effektiver Sonnenschutz durch angemessen Kleidung, das Aufsuchen schattiger Bereiche und eben das Eincremen blieben unverzichtbar, erklärt Welzel weiter. Eher soll dieses noch intensiver betrieben werden – doch immer mit frischen Sonnenschutzprodukten. Frisch bedeutet in diesem Falle, dass Sonnenschutz-Präparate mit dem chemischen UV-Filter Octocrylen nicht länger als eine Saison genutzt werden sollten, denn Sonnencreme beginnt zu altern, sobald sie hergestellt worden ist.

Dennoch will die DDG die neuen Erkenntnisse hinsichtlich des Vorhandenseins von Benzophenon nicht verharmlosen. »Als dermatologische Fachgesellschaft sind wir an die Hersteller dieser Produkte mit der Bitte herangetreten, die möglicherweise von Octocrylen ausgehende gesundheitliche Gefährdung zu untersuchen und Alternativen zu prüfen«, erklärt Professor Dr. Michael Hertl, DDG-Präsident und Direktor der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Philipps-Universität Marburg.

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