Unten lecker, oben giftig |
Katja Egermeier |
10.02.2022 14:30 Uhr |
Die Kartoffelpflanze ist eine bis zu ein Meter hohe Staude mit großen, aufrecht verästelten Stängeln. Die großen Blätter sind auf der Unterseite behaart und unterbrochen gefiedert. Von Juni bis August treibt die Kartoffel kleine fünfeckige, weiße bis violette Blüten. Die oberirdischen Früchte sind grün, kirsch- bis pflaumengroß und kugelig – und wie die gesamten oberirdischen Pflanzenteile ungenießbar. Essbar bei der Kartoffelpflanze sind nur die Knollen, die sich im Erdreich entwickeln und je nach Art vom Frühsommer bis zum Herbst reifen.
Solanum tuberosum, Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Die Kartoffel stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde erst im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt. Inzwischen wird sie in fast allen Ländern der Welt kultiviert.
Folgende Pflanzenteile der Kartoffel enthalten giftige Alkaloide, die sogenannten Solanine: (in abnehmender Reihenfolge) Keime, Blüten, Früchte, Blätter, Kartoffelknolle (Augen, Keime, grüne Kartoffeln). Im »Fleisch« der Knolle dagegen ist der Giftgehalt verschwindend gering. Sie gilt im Allgemeinen als unbedenklich, solange sie frisch, gut geschält und gekocht verzehrt wird. Einen erhöhten Anteil giftiger Solanine findet sich jedoch bei falsch gelagerten Kartoffeln, vor allem an den dadurch entstehenden grünen Stellen und »Augen«.
Die Gefährlichkeit von Solanin hängt von der Verzehrmenge und dem Körpergewicht ab. So kann das Gift insbesondere für Kinder unangenehme Symptome verursachen und bei hoher Aufnahme gefährlich werden. Erste Symptome treten in der Regel ab circa 40mg/100g Kartoffel, meist 4-19 Stunden nach dem Verzehr solaninhaltiger Pflanzenteilen auf.
Die Folgen können eine Reizung der Verdauungswege und Auflösung der roten Blutkörperchen sein. Das äußert sich durch Mundtrockenheit, Schleimhautreizung, Übelkeit, Erbrechen und Durchfälle sowie Benommenheit, Sehstörungen, eventuell Krampfanfälle oder Nierenschäden durch Hämolyse.
Sobald eine Kartoffelknolle grüne Stellen aufweist und auskeimt, weil sie zu hell und warm gelagert wurde, steigt der Gehalt an Solanin, das die Pflanze vor Fressfeinden schützt – wozu natürlich auch der Mensch zählt. Sie sollten keinesfalls mitgegessen werden. Das Gift findet sich in geringen Mengen auch in der Schale.
Um grüne Stellen und das Auskeimen von Kartoffelknollen zu vermeiden, sollten sie stets dunkel und trocken gelagert werden. Sind grüne Stellen oder Keime vorhanden, sollten diese großzügig entfernt werden. Zudem ist Solanin wasserlöslich und wird weder beim Kochen, noch beim Braten oder Frittieren zerstört. Kochwasser von Kartoffeln sollte daher nicht weiterverwendet werden.
giftig
Bei Beschwerden nach dem Verzehr giftiger Teile der Kartoffelpflanze sollte reichlich Flüssigkeit getrunken und unmittelbar ein Arzt aufgesucht werden.
Die deutsche Bezeichnung Kartoffel stammt von der älteren Bezeichnung Tartuffel, die wiederum aus dem Italienischen Wort tartifole übernommen worden ist und sehr wahrscheinlich auf die Ähnlichkeit zwischen Trüffeln und Kartoffeln zurückzuführen ist.
In Deutschland wurde die Kartoffel Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst nur als Zierpflanze bekannt. Als Nahrungsmittel konnte sie sich beispielsweise in Frankreich erst circa hundertfünfzig Jahre später bei einer Hungersnot durchsetzen. In Deutschland sorgte Friedrich der Große dafür, dass die Kartoffel zum Volksnahrungsmittel wurde.
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