Virale Hepatitis: B und D im Fokus |
Wissenschaftler legen ihren Fokus aktuell besonders darauf, Behandlungsmöglichkeiten für die beiden komplizierten Virustypen B und D zu finden. / Foto: Getty Images/JVisentin
Es ist eine der größten Erfolgsgeschichten der Arzneimitteltherapie des vergangenen Jahrzehnts. Drohte Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion früher eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom, ist es heute möglich, die Viruslast im Blut dauerhaft so weit zu senken, dass die Viren nicht mehr nachweisbar sind. Die Patienten gelten dann als geheilt. Möglich machen dies die sogenannten direkt antiviral wirksamen Agenzien (DAA).
Die Therapie mit den DAA ist für die Patienten außerdem deutlich weniger belastend als die frühere Standard-Therapie mit Interferonen. Die DAA sind direkt antiviral wirksam, das heißt, sie greifen virale Strukturen wie Enzyme (Proteasen oder Polymerasen) oder Proteine an und verhindern so die Replikation, also die Vermehrung, des Virus. Da sie so spezifisch nur Zielstrukturen in den Viren angreifen, sind sie viel besser verträglich als die früher zur Behandlung eingesetzten Arzneistoffe. Das erste DAA war die Substanz Sofosbuvir, die Ende 2013 in den USA beziehungsweise Anfang 2014 in der EU zugelassen wurde. Es handelt sich um einen NS5B-Inhibitor, der die viruseigene RNA-Polymerase NS5B hemmt. Das Enzym spielt eine wichtige Rolle bei der Replikation der Hepatitis-C-Viren (HCV).
Zunächst wurde Sofosbuvir noch standardmäßig mit dem Virustatikum Ribavirin und bei einigen Patienten auch mit einem Interferon kombiniert. Ein großer Nachteil dieser beiden Kombinationspartner sind jedoch die häufigen und teils heftigen Nebenwirkungen – bei mehr als 50 Prozent der Patienten traten unter der Standard-Therapie Grippe-ähnliche Symptome auf. Nach Sofosbuvir kamen nach und nach weitere DAA auf den Markt, die die Replikation und den Zusammenbau der Viren hemmen. Darunter sind NS5A-Hemmer (wie Ledipasvir, Velpatasvir) und Wirkstoffe, die die HCV-Protease hemmen (wie Glecaprevir, Voxilaprevir). Heute wird zur HCV-Therapie in der Regel eine Kombination aus verschiedenen DAA eingesetzt, die Heilungsraten liegen bei mehr als 90 Prozent. Dank der Kombinationen kann in den allermeisten Fällen auf Interferone verzichtet werden. Sie werden in den aktuellen Leitlinien nicht mehr zur Ersttherapie empfohlen, auch nicht, wenn bereits eine Leberzirrhose vorhanden ist. Auch Ribavirin ist nur noch in einigen Therapieregimen vertreten.
Diabetiker, die bei einer Hepatitis-C-Infektion mit DAA behandelt werden, haben ein vorübergehend erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. / Foto: Copyright 2006, Mike Watson Images Limited.
Diabetiker, die bei einer Hepatitis-C-Infektion mit DAA behandelt werden, haben ein vorübergehend erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. Die Viruslast nimmt unter einer Therapie mit DAA rasch ab. Bei Diabetikern kann sich dann der Glucosemetabolismus ebenfalls schnell verbessern. Unter einer Therapie mit Antidiabetika kann das zu einer Hypoglykämie führen, wenn die Medikation nicht angepasst wird. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) rät daher, zu Beginn einer DAA-Therapie den Blutzucker bei Diabetikern engmaschig zu überwachen.