Virale Hepatitis: B und D im Fokus |
Als gemeinhin harmloseste Hepatitis gilt die Hepatitis A. Sie ist vielen als typische Reisehepatitis bekannt. So sind mehr als die Hälfte aller neu diagnostizierten Hepatitis-A-Virusinfektionen in Deutschland ein ungewolltes Reisesouvenir, heißt es in einer Pressemitteilung der Deutschen Leberstiftung. Die Hepatitis A ist besonders in warmen, tropischen Regionen – beliebte Urlaubsländer mit im Vergleich zu Deutschland geringeren Hygienestandards – verbreitet. Prinzipiell ist eine Übertragung von Hepatitis-A-Viren über das Blut möglich, sie erfolgt aber überwiegend fäkal-oral, also durch Aufnahme von Kot, der vor allem über verunreinigte Nahrungsmittel und Trinkwasser (Eiswürfel!) aufgenommen wird. Infektionsquellen können rohes Gemüse, Obst oder Salate sein, die mit verunreinigtem Wasser gewaschen oder gedüngt wurden.
Gefährlich ist auch der Verzehr roher Meeresfrüchte, die aus kontaminierten Gewässern stammen.
Die Hepatitis A verursacht eine akute Leberentzündung, die aber in der Regel nicht chronisch wird und ohne Komplikationen von selbst ausheilt. Einige Wochen nach der Infektion treten bei Erwachsenen oft grippeähnliche Beschwerden auf, ein Drittel entwickelt einen Ikterus. Bei Kindern verläuft die Erkrankung meist ganz ohne Beschwerden. Eine spezifische Therapie gegen die Hepatitis A gibt es nicht. Erkrankte sollen ihre Leber schonen, das heißt, sie sollten auf Alkohol verzichten, fettes Fleisch und Wurst meiden und keine leberschädigenden Medikamente (zum Beispiel Paracetamol) einnehmen.
Achtung Ansteckung: Hepatitis E wird vor allem über den Verzehr von Mett, Leberwurst und luftgetrockneter Salami übertragen. / Foto: Adobe Stock/ji_images
Relativ unbekannt ist das fünfte Virus im Bunde, das Hepatitis-E-Virus (HEV). Laut der Deutschen Leberhilfe treten Hepatitis-E-Infektionen jedoch häufiger auf als früher gedacht. In Deutschland gilt HEV mittlerweile als häufigster Auslöser einer akuten Hepatitis. Fast 3000 Fälle wurden dem RKI 2017 gemeldet. Seit Jahren steigen die Fallzahlen, seit 2000 haben sie sich verzehnfacht. Wahrscheinlich sei dieser Anstieg aber auf eine erhöhte Aufmerksamkeit der Ärzte und häufigeres labordiagnostisches Testen zurückzuführen, schreibt das RKI im »Infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2017«. Über 80 Prozent der gemeldeten Infektionen wurden laut RKI in Deutschland erworben. Hier ist vorwiegend der Virus-Genotyp 3 verbreitet, der von Tieren auf den Menschen übertragen werden kann. Die wichtigste Infektionsquelle hierzulande ist rohes Schweinefleisch, sowohl vom Haus- als auch vom Wildschwein. Gefährlich ist vor allem der Verzehr von Mett, Leberwurst und luftgetrockneter Salami.
Die Deutsche Leberhilfe wies im vergangenen Sommer auf zwei aktuelle Studien aus der Schweiz hin: In einer Untersuchung fanden die Forscher in 10 von insgesamt 90 Fertigprodukten aus rohem Fleisch den Hepatitis-E-Erreger. In der zweiten Studie enthielten 12 Prozent von 102 getesteten Leberwürsten HE-Viren. Unklar ist dabei allerdings, ob die gefundene Virusmenge ausreicht, um eine Infektion beim Menschen auszulösen.
Verbraucher sollten sich bewusst sein, dass beim Verzehr roher Fleischprodukte eine Übertragung der Viren stattfinden kann, heißt es in einer Pressemeldung der Deutschen Leberhilfe. Doch wer ansonsten gesund ist, muss sich keine großen Sorgen machen.
Die akute Infektion verläuft in der Regel symptomlos oder es treten unspezifische Beschwerden auf – sie bleibt daher oft unbemerkt. Schätzungen zufolge hat bereits jeder sechste Deutsche eine Hepatitis-E-Infektion durchgemacht, ohne es zu wissen. Bei Patienten, die bereits eine Lebererkrankung haben, oder solche mit einem geschwächten Immunsystem sowie Schwangeren kann eine Hepatitis-EInfektion allerdings zu Komplikationen führen. Sie sollten daher rohe Fleischprodukte besser meiden und Fleisch ausreichend durcherhitzen. Bei 70 °C wird das Virus inaktiv, zwischen 5 bis 20 Minuten Erhitzen scheinen hierfür je nach Studie auszureichen.
Mit einem Schnelltest auf den Hepatitis-C-Erreger könnte eine Infektion frühzeitig erkannt und behandelt werden. / Foto: Your_Photo_Today
Eine Hepatitis macht sich häufig gar nicht oder nur durch unspezifische Symptome bemerkbar. Seit Längerem diskutieren Experten daher, ob ein Screening auf Hepatitis B und C der gesamten Bevölkerung, zum Beispiel im Rahmen des Check-up 35, oder bestimmter Risikogruppen sinnvoll ist. So könnten die Erkrankung frühzeitig erkannt und Folgeschäden verhindert werden, sagen Befürworter. In den aktuellen Leitlinien zur Hepatitis C etwa wird ein Screening für bestimmte Risikogruppen und Geburtsjahrgänge empfohlen. Das sei bei diesen Gruppen durchaus plausibel, meint das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Prinzipiell hält das Institut den Nutzen eines solchen Screenings mangels aussagekräftiger Studien aber für unklar.