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Viren sind besser als ihr Ruf

Heilsame Winzlinge

Noch in den Kinderschuhen steckt die Forschung nach Möglichkeiten einer neuen Therapierichtung, der Virotherapie. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts beobachteten Ärzte, dass die Infektion mit einem Virus eine bestehende Krebserkrankung positiv beeinflussen kann. Ein Kind, das sich mit Kuhpocken angesteckt hatte, genas von einer Leukämie, an der es zuvor erkrankt war. Bei einer Frau, die an Gebärmutterhalskrebs litt, bildete sich der Tumor zurück, nachdem sie wegen eines Tierbisses gegen Tollwut geimpft werden musste. Aufgrund der damaligen beschränkten Möglichkeiten dauerte es noch mehr als ein Jahrhundert, bis die Forscher den Gedanken erneut aufgriffen und mit gentechnischen Methoden umzusetzen versuchten.

Die Idee ist es, Krebszellen gezielt mit spezifischen Viren zu infizieren, die das Tumorgewebe auflösen, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Mehrere geeignete Virenspezies wie Parvo- und Adenoviren wurden bereits ausgemacht und gentechnisch so verändert, dass sie ihre Aktivität nach einer gewissen Zeit von selbst einstellen. Das soll ihre massive Vermehrung und ihr Eindringen in gesunde Zellen verhindern.

Ein anderer Therapieansatz versucht, mit Hilfe von Viren das Epithel derjenigen Blutgefäße zu verändern, die den Tumor ernähren. Die Gefäße büßen ihre Funktion ein, und die Krebszellen sterben mangels Sauerstoff und Nährstoffen ab. Wieder andere Forschergruppen, so beispielsweise am Paul-Ehrlich-Institut (PEI), arbeiten an Viren, die gezielt Krebsstammzellen angreifen.

Bisher sind nur in China Arzneimittel für die onkolytische Therapie zugelassen, in allen anderen Ländern befindet sich die Forschung noch in den Stadien II oder III. Nicht alle Fragen konnten bisher geklärt werden. So ist die Therapie momentan nur erfolgversprechend, wenn das Virus direkt in den chirurgisch freigelegten Tumor appliziert wird, weil das Immunsystem des Patienten ansonsten das Virus größtenteils neutralisiert. Auch zu Nebenwirkungen, wie etwa Entzündungsreaktionen nach der Lyse des Tumors, fehlen noch wichtige Daten. Trotzdem ist die Hoffnung groß, dass die onkolytische Therapie die bisherigen Verfahren wirksam ergänzen kann.

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