Vitamin E: Schutz vor freien Radikalen |
Kerstin Pohl |
02.05.2019 11:30 Uhr |
Pflanzenöle sind reich an Vitamin E. Kaltgepresstes Weizenkeimöl hat einen besonders hohen Gehalt. / Foto: Adobe Stock / Lightfield Studios
Vitamin E ist ein Sammelbegriff für verschiedene Tocopherole und Tocotrienole. Die Substanzen wirken antioxidativ und schützten somit vor freien Radikalen. Alpha-Tocopherol ist in allen biologischen Membranen enthalten und bewahrt dort Membranlipide, Lipoproteine und Depotfette vor dem Abbau durch die aktiven Sauerstoffverbindungen. Außerdem verhindert Vitamin E die Bildung von oxidiertem LDL, welches ein Risikofaktor für Arteriosklerose ist.
Die Hoffnungen, dass Vitamin E in hohen Dosierungen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugt, krebspräventiv wirksam ist oder bei einer vaskulären Demenz hilfreich sein könnte, konnten Studien jedoch noch nicht bestätigen. Des Weiteren beeinflusst Vitamin E über nicht antioxidative Prozesse die Genexpression und die Signaltransduktion. Dadurch können Entzündungsprozesse gehemmt und das Immunsystem stimuliert werden.
Die antioxidative Wirkung von Vitamin E nutzt die Kosmetikindustrie und setzt es Sonnenschutzmitteln und Hautcremes zu. Das Vitamin soll die Haut vor freien Radikalen schützen und die tieferen Hautschichten pflegen. Außerdem schützt das Antioxidans die Cremes und Salben vor dem Verderben bei Kontakt mit Luftsauerstoff. Und auch die Lebensmittelindustrie gebraucht diese Schutzfunktion: Fetten und Ölen wird Vitamin E zugefügt, um zu verhindern, dass sie ranzig werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt folgende Schätzwerte für die tägliche Vitamin E-Zufuhr:
Alter | Tocopherol, mg-Äquivalent/Tag | Tocopherol, mg-Äquivalent/Tag |
---|---|---|
männlich | weiblich | |
SÄUGLINGE | ||
0 bis 4 Monate | 3 | 3 |
4 bis 12 Monate | 4 | 4 |
KINDER | ||
1 bis unter 4 Jahre | 6 | 5 |
4 bis unter 7 Jahre | 8 | 8 |
7 bis unter 10 Jahre | 10 | 9 |
10 bis unter 13 Jahre | 13 | 11 |
13 bis unter 15 Jahre | 14 | 12 |
JUGENDLICHE/ERWACHSENE | ||
15 bis unter 19 Jahre | 15 | 12 |
19 bis unter 25 Jahre | 15 | 12 |
25 bis unter 51 Jahre | 14 | 12 |
51 bis unter 65 Jahre | 13 | 12 |
65 Jahre und älter | 12 | 11 |
SCHWANGERE | – | 13 |
STILLENDE | – | 17 |
Eine klassische Vitamin-E-Mangelerkrankung gibt es nicht. Über die Nahrung ist die Zufuhr von Vitamin E mehr als ausreichend gedeckt.
Erkrankungen, die die Resorption oder den Stoffwechsel von Fett und fettlöslichen Vitaminen beeinträchtigen, können eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E verhindern. Risikopatienten sind daher beispielsweise Patienten mit Mukoviszidose, Zöliakie oder schwerer Lebererkrankung. Auch bei Frühgeborenen kann die Versorgung mit Vitamin E kritisch sein, da sie kaum Fettgewebe besitzen, um das Vitamin E zu speichern.
Vitamin E wird nur von Pflanzen gebildet und kommt deshalb in nennenswerten Mengen nur in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Sehr gute Lieferanten sind Pflanzenöle (Weizenkeim-, Maiskeim-, Sonnenblumen-, Raps- oder Sojaöl). Den höchsten Vitamin-E-Gehalt hat kalt gepresstes Weizenkeimöl (20 mg je Teelöffel). Vitamin E ist außerdem in Keimlingen und Nüssen enthalten.
Vitamin E ist stabil bis 200 Grad Celsius, jedoch empfindlich gegenüber Tages- und UV-Licht. Pflanzenöle sollten daher stets vor Licht geschützt gelagert werden.
Foto: shutterstock/Alexandra_Lande
• Vitamin E (Tocopherole und Tocotrienole)
• Antioxidans
• in kalt gepressten Pflanzenölen, Keimlingen, Haselnüssen
• Tagesbedarf: Männer 12 bis 15 mg, Frauen 11 bis 12 mg Tocopherol Äquivalent/Tag (1 TL Weizenkeimöl = 20 mg Vit. E, 40 g Haselnüsse = 8,4 mg Vit. E, 1 TL Distelöl = 5 mg Vit. E)
• hitzebeständig bis 200 Grad, lichtempfindlich
Orlistat verhindert bei einer fett- und kalorienreduzierten Diät die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung. Auf diese Weise wird aber auch die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine reduziert.
Gleiches gilt für Etzetimib: Der Arzneistoff hemmt die intestinale Aufnahme von Cholesterin und kann dadurch ebenfalls die Vitamin-E-Zufuhr reduzieren.
Vorsicht ist auch bei der Einnahme von Blutgerinnungshemmern geboten. In hoher Dosierung eingenommen (> 400 IE Vitamin E pro Tag) nimmt Vitamin E Einfluss auf den Vitamin-K-Stoffwechsel und kann eine Blutungsneigung verstärken.
Vitamin E wird generell als untoxisch angesehen. Die Richtwerte sollten dennoch nicht überschritten werden.
Ursprünglich wurde Vitamin E als »unbekannter Fruchtbarkeitsfaktor« entdeckt. Der Name Tocopherol leitet sich vom griechischen Wort tokos, für Geburt, ab. Es wurde erstmalig in Weizenkeimen gefunden, das im Tierversuch dazu geführt hatte, dass Ratten, die damit gefüttert wurden, trächtig wurden und Junge bekamen.
»Nicht immer ist eine Nahrungsergänzung sinnvoll. Eine falsche Kombination von Supplementen oder eine Überdosierung bestimmter Nährstoffe kann unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Eine Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte stets mit dem Arzt abgesprochen sein.«