Von der Milch zum Brei |
Spätestens ab dem sechsten Lebensmonat sollte das Baby festere Nahrung bekommen. Die Beikost wird dann Schritt für Schritt aufgebaut. / Foto: Getty Images / Emely
In den ersten Lebensmonaten fördert Muttermilch durch ihre einzigartige und komplexe Zusammensetzung die Gesundheit am besten. Industriell hergestellte Säuglingsmilchnahrung fungiert als Alternative für diejenigen Mütter, die nicht stillen können oder wollen. Für Babys mit erhöhtem Allergierisiko wird hypoallergene Säuglingsmilchnahrung (HA-Nahrung) empfohlen.
Nach dem vierten Monat, spätestens nach dem sechsten, sollte das Baby festere Nahrung bekommen, denn dann reicht Milch als einzige Nahrungsquelle nicht mehr aus. Auch bei allergiegefährdeten Kindern ist dies der empfohlene Zeitraum. Die über Jahrzehnte praktizierte Vermeidungsstrategie potenziell allergieauslösender Nahrungsmittel bringt nach derzeitigem Kenntnisstand keine Vorteile. Ganz im Gegenteil: ein frühzeitiges Auseinandersetzen mit der Umwelt, also auch Allergenen, trainiert das Immunsystem des Babys besser im Hinblick auf den Allergieschutz.
Bei der Entscheidung, wann Eltern ihrem Baby den ersten Brei füttern, sollten sie auf ihr Bauchgefühl hören. Sie kennen ihren Spross am besten. Viele Kleinen haben in dieser Zeit ein wachsendes Interesse an den Lebensmitteln, die auf dem Tisch stehen, wenn die Familie am Tisch sitzt und isst. Grundsätzlich sind die meisten Babys ab dem fünften Monat in der Lage, ihren Kopf stabil zu halten und auch breiige, festere Nahrung zu schlucken.
Bis das Kind ein Jahr wird und wie die Großen mitessen kann, bauen Eltern die Beikost am besten schrittweise – Monat für Monat – in den bisherigen Ernährungsplan mit ein – so empfiehlt es auch das Forschungsdepartment Kinderernährung (FKE). Als erstes wir die Milchmahlzeit am Mittag gegen einen Gemüsebrei ersetzt, der nach und nach um Kartoffeln und später um Fleisch erweitert wird. Ansonsten wird weiterhin vier- bis fünfmal gestillt oder mit Säuglingsmilch gefüttert.
Sowohl die Menge der Beikost wird schrittweise gesteigert als auch die Einführung neuer Lebensmittel. Babys brauchen zu Beginn noch keine große Abwechslung – wie die Erwachsenen es lieben. Dies gilt umso mehr für allergiegefährdete Kinder. Im ersten Beikost-Monat sollte jede Woche nur ein neues Lebensmittel eingeführt werden. Hierzulande fangen die meisten Eltern mit Möhrenbrei an, der später um Kartoffeln und dann um Fleisch als gute Eisenquelle erweitert wird. Manche Eltern ziehen Pastinaken als erste Gemüsesorte vor. Auch Zucchini, Brokkoli, Kürbis oder Fenchel sind geeignete und beliebte Gemüsesorten für die ersten Beikostmonate.
Die Eltern können den Brei selbst zubereiten oder auf industriell hergestellte Beikost zurückgreifen. Wer im Garten Gemüse anbaut, der hat sicher auch Spaß daran, den Sprössling mit einem Selfmade-Brei zu verwöhnen. Reine Gemüsebreie lassen sich gut einfrieren und sind bis zu sechs Monate haltbar. Aber auch bei kommerzieller Bio-zertifizierter Ware können Eltern ein ruhiges Gewissen haben.
Gewürze brauchen die Kleinen keine, genauso wenig wie Zusätze von Salz und Zucker. So lässt sich auch eine entsprechende Prägung des kindlichen Geschmacks vermeiden. Wichtig ist dagegen ein hochwertiges Bio-Rapsöl im Brei. Es sorgt dafür, dass beispielweise das fettlösliche Betacarotin der Möhren vom Körper aufgenommen wird. Zudem liefert es essenzielle Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren, welches für die geistige Entwicklung des Babys förderlich ist.
Fleisch, Kartoffeln und Gemüse werden für den Babybrei weich gekocht, klein geschnitten und püriert. / Foto: Getty Images / Image Source
90–100 g Gemüse
40–60 g Kartoffeln
20–30 g Fleisch
30–40 g Obstsaft (Orangensaft ohne Zuckerzusatz, oder anderen Vitamin-C-reichen Saft, Alternative Wasser)
8–10 g Rapsöl
Die Eisenreserven von Babys erschöpfen sich langsam bis zum sechsten Lebensmonat. Daher definiert die Weltgesundheitsorganisation WHO den vollendeten sechsten Monat als das Alter, eisenreiche Beikost einzuführen. So kann etwa einer Blutarmut aufgrund von Eisenmangel vorgebeugt werden – für die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes unerlässlich.
Fleisch ist die beste Eisenquelle für den Menschen, da die Resorption besser ist als aus pflanzlichen Quellen. Dafür sollte mageres Fleisch von Rind, Schwein, Geflügel oder Lamm in wenig Wasser weichgekocht, klein geschnitten und püriert werden. Pro Mittagsbrei liegt die empfohlene Menge im ersten Lebensjahr zwischen 20 und später 30 Gramm.
Praktisch ist es, wenn Eltern eine größere Menge Fleisch zubereiten und dann in kleinen Portionen wie in einem Eiswürfelbereiter einfrieren. So können sie sich die passende Menge auftauen. Oder man kauft fertig zubereitetes Fleisch im Glas und rührt dies nur noch unter das Gemüsegericht. Rind ist übrigens besonders zinkreich.
Es wird empfohlen, dass die Darmschleimhaut des Babys spätestens bis Ende des siebten Monats – solange noch gestillt wird – mit kleinen Mengen Gluten Kontakt gehabt hat. Nach aktuellem wissenschaftlichem Kenntnisstand gilt ein frühzeitiger Kontakt mit Gluten als gute Präventionsmaßnahme, um das Risiko für Zöliakie oder Glutenunverträglichkeit zu reduzieren. Sowohl eine frühe (<4 Monate) als auch eine späte (≥7 Monate) Einführung von Gluten sollte vermieden werden. So dürfen auch gerne beispielweise Vollkorn-Dinkelnudeln Abwechslung in den Speiseplan bringen.
Fachgesellschaften raten von einer vegetarischen Ernährung für Babys und Kleinkinder ab. Es fehlen bisher überzeugende Argumente für gesundheitliche Vorteile vegetarischer Kostformen gegenüber den bewährten Standards. Nur mit sehr viel Fachwissen und Geschick kann der Nährstoff- besonders der Eisenbedarf gedeckt werden. Die Fleischkomponente wird dann durch besonders eisenreiche Hirse oder Vollkorngetreide ersetzt. Vitamin C erhöht die Eisenresorption aus pflanzlichen Lebensmitteln. Somit sollte etwas Vitamin-C-reicher Obstsaft, wie Orangen- oder Apfelsaft, mit in den Brei gerührt werden. Auch Fenchel, Brokkoli, Spinat und Mangold liefern im Vergleich zu anderen Gemüsesorten relativ viel Eisen – und Vitamin C, sodass sie sich auch gut für vegetarisch ernährte Babys eignen. Hülsenfrüchte wie Linsen ergänzen als gute Nährstofflieferanten das vegetarische Angebot.
Nach einem Monat (zwischen dem 6. und 8. Monat) ist die Mittagsmahlzeit mit Gemüse, Kartoffel und Fleisch schon zur schönen Routine geworden. Dann folgt der nächste Schritt mit einem Milch-Getreide-Brei, der die Milchmahlzeit am Morgen oder Nachmittag ersetzt. Er eignet sich auch als Abendmahlzeit, da er über viele Stunden satt hält. Die Vollkorngetreideflocken etwa aus Dinkel, Weizen oder Hirse verbessern die Mikronährstoffversorgung des Kindes, denn sie liefern viele Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Als Milch ist entweder handelsübliche Vollmilch (3,5% Fett) oder eine industriell hergestellte Säuglingsmilch geeignet. Manche bevorzugen abgepumpte Muttermilch. Als dritte Komponente wird wegen des enthaltenen Vitamin C Obstsaft oder Obstpüree ergänzt.
Grundzutaten für den Milch-Getreide-Brei: Haferflocken, Milch und Apfel. / Foto: Getty Images / Szakaly
200 ml Milch (Vollmilch oder Säuglingsmilch)
20 g Vollkorngetreideflocken (etwa Haferflocken) und
20 g Obstsaft oder Obstpüree (Vitamin-C-reich)
Im kommerziellen Angebot gibt es ebenfalls eine breite Auswahl: von essfertigen Milch-Getreide-Breien im Gläschen bis hin zu Breien in Pulverform, die entweder nur mit Wasser (dann ist Milchpulver enthalten) oder mit Voll- oder Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrung angerührt werden.
Einen weiteren Monat später kommt der dritte Brei, ein Getreide-Obst-Brei, auf den Tisch und ersetzt eine weitere Milchmahlzeit. Dieser ist auf milchfreier Basis, daher eiweißarm und ergänzt das Nährstoffprofil der beiden anderen Breie und der noch verbleibenden Milchmahlzeit. Gleichzeitig wird durch die Zusammensetzung die Resorption des Eisens gefördert. Cave: Die Verwendung von Honig in selbsthergestellter Säuglingsnahrung ist wegen des Botulismus-Risikos zu vermeiden!
Seefisch ist gesund – das ist bekannt. Aber bei der Babykost wurde er lange vernachlässigt. Fisch liefert leicht verdauliches Eiweiß, essenzielle Fettsäuren und ist die perfekte Jodquelle. Durch seine weiche Konsistenz ist er zudem sehr beliebt bei den Kleinen. Somit dürfen beispielweise Seelachs oder Lachs ab dem siebten Monat den Mittagsbrei des Juniors ein- bis zweimal pro Woche bereichern.
Getreide-Obst-Brei / Foto: Adobe Stock/Mara Zemgaliete
20 g Vollkorngetreideflocken (wie Haferflocken)
90 g Wasser
100 g Obstpüree oder -saft und
5 g Rapsöl
Ab dem 8. Monat werden die eingeführten Breie weiter beibehalten, aber die Zutaten dürfen nun gerne stückiger und gröber ausfallen – weil die meisten Babys schon ein oder mehrere Zähnchen haben. Zerdrücken statt pürieren ist deshalb die Devise! Zum Kauen- und Schluckenüben können nun auch zwischendurch – aber bitte unter Aufsicht – Apfelspalten, Bananen, Gurkensticks, Brot oder Dinkelstangen gereicht werden. An einem Stück geschälter Möhre wetzen Babys gerne ihre Zähne. Auch ein Ei pro Woche ist nun eine gute Idee, aber bitte durchgegart. Als zusätzliches Getränk kommen nun auch Wasser oder geeignete, nicht gesüßte Tees infrage.
Durch Nachahmung lernt das Baby, aus der (Trinklern-)Tasse zu trinken und mit einem Löffel zu essen, was der Familie viele lustige Momente bescheren wird. Von fester Nahrung kann das Kind etwa ab dem 9. bis 10. Lebensmonat abbeißen, sodass auch langsam Brot eingeführt werden kann – zuerst einfach dünn mit Butter. Nun ist der finale Startschuss für den Übergang in die Familienernährung gegeben: drei Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittagessen, Abendessen) und zwei Zwischenmahlzeiten (vormittags, nachmittags, etwa mit Obst in Stückchen, Naturjoghurt mit einem Klecks Obstmus oder frischem Obst). Nüsse oder rohes Wurzelgemüse sollten wegen der möglichen Aspirationsgefahr nicht gegeben werden.
Gegen Ende des ersten Lebensjahres kann das Kind am Familienessen teilnehmen. Die Speisen sollten aber nicht zu stark gesalzen und gewürzt werden. / Foto: Adobe Stock/Monkey Business
Gegen Ende des ersten Lebensjahres kann das Kind praktisch am üblichen Familienessen teilnehmen, nur sollten die Speisen nicht zu stark gesalzen und gewürzt werden. Es wird empfohlen, sparsam ein Speisesalz mit einem Zusatz von Jod, Fluorid und Folsäure zu verwenden. Auf den Verzehr von stark gezuckerten Produkten wie Gummibärchen, Fruchtjoghurts und Kindergetränke sollte soweit wie möglich verzichtet werden (Stichworte: Karies, Geschmacksprägung, Übergewicht). Das Interesse wird ohnehin auch ohne elterliches Angebot bald von anderen geweckt. Auch Zwieback und Kekse sollten die Ausnahme bleiben. Gestillt werden kann, solange Mutter und Kind es wollen. Ansonsten wird die Säuglingsmilchnahrung auf Kuhmilch aus dem Trinkbecher umgestellt.