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Nervengifte

Von Nikotin bis Nowitschok

Nervengifte wirken an den Kontaktstellen der Nervenzellen, den Synapsen, und beeinträchtigen so die Signalübertragung. Ihr Einsatz ist vielfältig: Die Toxine können unter anderem Medikamente, chemische Waffen, Suchtmittel oder Insektizide sein.
Judith Schmitz
16.02.2022  12:00 Uhr

Wo Nervengifte, auch Neurotoxine genannt, genau wirken, ist verschieden: Sie können an der terminalen Membran des Sender-Neurons (Präsynapse), zwischen Sender- und Empfänger-Neuron (im synaptischen Spalt) oder an der Membran der Empfängerzelle (Postsynapse) angreifen. Auch lösen Nervengifte unterschiedliche Reaktionen aus. Manche binden statt des eigentlichen Neurotransmitters etwa an die Rezeptoren der Postsynapse. Andere verhindern, dass die Neurotransmitter den synaptischen Spalt verlassen können, etwa indem sie das Enzym Acetylcholinesterase blockieren, das den Neurotransmitter Acetylcholin abbaut.

Neurotoxine lassen sich nach ihrem Entstehungsort in zwei Kategorien einteilen. Exogene Neurotoxine nimmt der Mensch aus der Umwelt auf, beispielsweise über einen giftigen Pilz. Auch einige Schwermetalle wie Blei, Cadmium, Quecksilber und Thallium zählen dazu. Einige exogene Neurotoxine werden in der Medizin, als chemische Waffen, Suchtmittel oder Insektizide eingesetzt.

Endogene Neurotoxine stellt der Körper selbst her. Ein Beispiel: Normalerweise agiert Glutamat als Neurotransmitter. Wenn der Körper zu viel davon herstellt, kann es zu einer Überaktivierung von Glutamatrezeptoren auf den Nervenzellen kommen. Dadurch kann die Calciumkonzentration in der Nervenzelle so stark ansteigen, dass die Zelle den programmierten Zelltod einleitet und abstirbt. Diesen Tod einer Nervenzelle durch exzessive und prolongierte Aktivierung der Rezeptoren nennt man Excitotoxizität.

Lebewesen stellen Nervengifte aus ganz unterschiedlichen Gründen her. Giftschlangen oder -spinnen etwa machen ihre Beute mit einem Neurotoxin bewegungsunfähig oder töten sie direkt. Einige Pilze, Pflanzen und auch manche Tiere, vor allem Insekten, schützen sich mit Gift vor Fressfeinden.

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